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Landwirt entsetzt: Hochzeitspaar zertrampelt Futterwiese

Zertrampelte Futterwiese
am Dienstag, 06.06.2023 - 11:48 (Jetzt kommentieren)

Für ein Fotoshooting trampelte ein Hochzeitspaar die Futterwiese eines Schweizer Bauern platt. Kein Einzelfall: Immer wieder kommt es auf landwirtschaftlichen Flächen zu Konflikten. Landwirte sind entsetzt über die rücksichtslose Ignoranz in Teilen der Bevölkerung. Darunter leiden Futterwiesen und Tiere.

Der Schweizer Landwirt Adrian Haggenmacher ist entsetzt: Mitten in seiner Futterwiese entdeckt er eine niedergetrampelte Fläche, 5 mal 5 Meter groß. In der Mitte liegen Rosenblätter verstreut. Offenbar hat ein Hochzeitspaar seine Wiese für ein Fotoshooting genutzt. Die Folgen waren ihnen dabei offenbar egal. Denn nicht nur das Futtergras ist hin, auch die Rosenblätter sind ein Problem und haben nichts im Tierfutter verloren.

Wiesen voll saftigem Gras sind nicht nur schön anzuschauen – Landwirten dienen sie auch als Quellen für hochwertiges Futtermittel. Darüber hinaus hat so manche Tier- und Pflanzenart im hohen Gras ihr Zuhause. Doch gerade in den warmen Frühlings- und Sommerwochen bleibt so manche Landwirts-Wiese nicht unberührt: Radfahrer, Wanderer oder auch Hochzeitspaare nehmen nicht immer Rücksicht, wenn es um eine Abkürzung oder ein schönes Foto geht. Auch Rapsfelder sind immer wieder beliebt für ein Selfie auf Instagram oder Facebook. Der Schaden für den Landwirt wird dabei oft übersehen.

Sinnlose Zerstörung von Tierfutter macht Landwirt wütend

„Wir als Bauernfamilie versuchen immer zu helfen, wenn man uns nach einem Fotospot fragt ... aber so was ist einfach eine bodenlose Frechheit“, schrieb die Bauernfamilie Haggenmacher aus Meilen im schweizerischen Kanton Zürich vor wenigen Tagen auf der Social-Media-Plattform Facebook. Und postete zwei Fotos. Darauf sind Schäden zu sehen, die eine Hochzeitsgesellschaft in einer Futterwiese hinterlassen hat: Fast kreisrund ist das Gras meterweit plattgemacht.

„Wie kommt man nur auf so eine Idee? Zuerst etwa 20 Meter durchs hohe Gras gehen und dann einen Kreis mit einem Durchmesser von rund fünf Metern flach drücken“, schrieb die Familie weiter auf ihrem Facebook-Auftritt.

Fotoshooting im Feld ist möglich - bitte fragen

Im Gespräch mit dem Schweizer Nachrichtenportal „Blick“ erklärte Landwirt Haggenmacher die Gründe für seinen Ärger: Das Gras diene als Tierfutter und die Wiese sei eine Biodiversitätsfläche, die nicht betreten werden dürfe. Diese Fläche fördere die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen und beherberge zum Beispiel Rehkitze.

Die Bewirtschaftung der Fläche sei mit Gemeinde und Kanton abgestimmt. Der Landwirt müsse die Fläche bis zu einem bestimmten Datum unberührt lassen. Er befürchte nun, dass er eine Geldstrafe erhalten könnte, weil die Fläche vorher betreten wurde. Und weiter erklärt der Landwirt, er habe schon öfter Anfragen von Hochzeitspaaren für Fotoshootings erhalten. Nach Absprache sei das auch möglich.

Bauer spendet Geldstrafe der Feldzerstörer

Für den Schweizer Landwirt Haggenmacher hatte der Ärger um seine zerstörte Wiese zumindest ein kleines Happy End. "Wir konnten die Schuldigen mittlerweile finden", berichtet Adrian Haggermacher. Das Paar habe sich bei ihm gemeldet und entschuldigt.  Das Hochzeitspaar wurde zu einer Strafzahlung von 350 Franken (rund 360 Euro) verdonnert. Das Geld hat Landwirt Haggermacher aber nicht behalten, sondern der Berghilfe gespendet. "Uns ging es nicht um das Geld, sondern um die Sache", sagt er. "Dass die Leute wissen, sowas macht man einfach nicht!"

Ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern ist Grünland

Die zunehmende Belastung von landwirtschaftlichen Flächen ist jedoch nicht nur in der Schweiz ein Problem. Auch bayerische Landwirte leiden unter den Freizeitaktivitäten ihrer Mitbürger. Der Bayerische Bauernverband (BBV) erklärt auf Nachfrage des Wochenblattes, „Grünland, also Gras, umfasst ungefähr ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern. Es liefert einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der heimischen Wiederkäuer. Außerdem schützt der Grasaufwuchs den Boden und das Grundwasser und ist für viele ein prägendes Landschaftselement.“

Damit das Gras als wertvolles Futter von der Wiese auf den Hof gelangen könne, werde es in diesen Wochen das erste Mal geschnitten. Wie der BBV weiter ausführt, „bitten die bayerischen Landwirte die Bevölkerung regelmäßig um Rücksichtnahme. Dazu gehört auch, dass Wanderer oder Radfahrer derzeit auf ihre Route über diese Flächen verzichten. Ebenso bedeutet dies, dass Hundekot keinesfalls im Gras zurückbleiben sollte. Dadurch können bei den Rindern Krankheiten und Aborte ausgelöst werden.“

Felder und Wiesen von Landwirten werden zusammengetrampelt

BBV-Präsident Günther Felßner beobachtet das Verhalten der Bevölkerung ebenfalls mit Skepsis: „Die Distanz zur Landwirtschaft und der Arbeit auf den Feldern und Wiesen nimmt in vielen Teilen unserer Gesellschaft weiter zu. Immer wieder werden Felder und Wiesen deswegen wegen ein paar Schnappschüssen oder eine Abkürzung achtlos zusammengetrampelt. Doch egal ob großes Fest oder Freizeitspaß: Das allgemeine Betretungsrecht in Bayern darf nicht missverstanden werden“, appelliert er.

„Das Betreten von Feldern und Wiesen ist nicht nur gesetzlich verboten und ärgerlich und teuer für uns Bauern, sondern nichts anderes als eine Zerstörung von Lebensmittel und Lebensraum. Wir bitten unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger deshalb eindringlich um Rücksichtnahme: Bitte bleiben Sie auf den Wegen und schützen Sie damit Natur und Nahrungsmittel!“

Der Bauernverband hat zu dieser Thematik bereits vor einiger Zeit einen Flyer herausgegeben, unter dem Motto „Rücksicht macht Wege breit“ sollen Freizeitsportler oder Erholungssuchende für das richtige Verhalten im Wald oder auf den Feldwegen sensibilisiert werden. Bemühungen dieser Art scheinen jedoch nicht immer und überall Früchte zu tragen, wie Vorfälle immer wieder zeigen. Jüngst erst erzählte Junglandwirtin Ina Petzold auf der Social-Media-Plattform Instagram laut agrarheute von unliebsamen Begegnungen mit Radfahrern auf Feldwegen, die meist derbe Beschimpfungen zur Folge hatten.

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