Was ist die größte Hemmschwelle für Landwirte mit Öffentlichkeitsarbeit in Social Media anzufangen?
„Ich glaube, dass die meisten Landwirte großen Respekt vor dem Argumentieren und dem Reden haben. Sie habe eher gelernt zu ackern anstatt zu reden, das ist auch nicht schlimm. Man muss immer bedenken, welchen beruflichen Hintergrund Landwirte haben und was man überhaupt von ihnen verlangen kann. Auch die Angst vor einem Shitstorm ist eine Hemmschwelle. Meine Devise ist, einfach machen. Wer es nicht ausprobiert, wird damit keine Erfahrungen sammeln können.“
Wie kann man einen Shitstorm vermeiden?
„Pauschal kann man leider nicht sagen,wer wenig Angriffsfläche bietet, ist sicher. Denn dann gilt man schnell als profillos. Was helfen kann: Die Einstellungen in den jeweiligen Apps anzupassen. Dort kann man Kommentare und Nachrichten automatisch sperren lassen, die beleidigende oder anstößige Worte enthalten. Grundsätzlich sollte man immer überlegen, was man postet und was das für Konsequenzen haben kann. Filmt man etwa eine Kuh beim Abkalben, bringt das Potenzial für einen Shitstorm mit sich. Es ist einfach ein Streitthema.“
Was empfehlen Sie, wie häufig sollte man posten?
„Bei einem durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betrieb sollte man alle drei bis vier Tage etwas posten. Instagram kann mehr vertragen: Storys könnte man jeden Tag machen, das stört überhaupt nicht. Auch einen Beitrag könnte man täglich posten.“
Wie viel Zeit muss man für die Pflege eines Accounts rechnen?
„Vor allem am Anfang muss man sich Zeit nehmen. Wenn man es dann mal kann, braucht man nicht mehr als eine halbe Stunde in der Woche. Man sollte sich auch nicht an anderen messen, die lange Beiträge schreiben, wenn man selbst nicht so gerne schreibt. Ganz entspannt bleiben, so wie man selbst ist.“
Würden Sie sagen, Öffentlichkeitsarbeit kann das Image der Landwirtschaft verbessern?
„Ich glaube, wenn wir nichts tun würden, dann wäre das eine Katastrophe. Öffentlichkeitsarbeit ist wie ein Fass ohne Boden, man schüttet immer oben rein, aber es wird nie reichen. Und trotzdem müssen wir es machen, damit das Fass nie ganz leer wird. Das wichtigste sind meiner Meinung nach die offenen Höfe, gerade wenn man Eltern mit Kindern einlädt. Ich hab mal einen Landwirt beraten, der hatte 30 000 Hähnchen und der hat ein Stallfenster eingebaut, durch das die Besucher in den Stall schauen können. Da kamen Eltern mit Kindern, die daraufhin die Hähnchen nur noch am Hof direkt kaufen wollten. Wenn man offen ist, schafft man so, ein Bewusstsein für die Betriebe vor Ort zu schaffen. Das hat das Beispiel für mich noch einmal sehr deutlich gemacht.“
Welchen Geheimtipp haben Sie speziell für Anfänger?
„Mein Buch zu kaufen (lacht)! Das sage ich jetzt nicht, weil ich es verkaufen möchte, sondern mir geht es darum, dass man die Basics beherrscht. Mit dem Buch kann man sein Profil auf den Social Media Plattformen ordentlich einrichten und danach kann es entspannt losgehen.“
Das Grundwissen ist wichtig. Wie kann man darauf aufbauen?
„Wenn ein Landwirt mit Social Media starten möchte, ist das vergleichbar damit: Er kauft sich ja auch keine neue Maschine, ohne die Bedienungsanleitung vor dem ersten Start zu lesen. Die Zeit, um die Grundlagen zu lernen, sollte man sich nehmen. Social Media ist mehr als nur mit jemanden über das Hoftor zu sprechen. Die Inhalte gehen in die Welt hinaus – vor allem, wenn man einen Beitrag hat, der viral geht und das dann tausende Leute sehen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns gut überlegen, was wir veröffentlichen!“
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