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CeresAward

Landwirt des Jahres: Christoph Leiders über extreme Zeiten

Christoph Leiders
am Freitag, 11.03.2022 - 14:30 (Jetzt kommentieren)

Der CeresAward geht in die heiße Bewerbungsphase. Wir sprachen mit Christoph Leiders, dem Landwirt des Jahres 2021, über extreme Zeiten, Kartoffeln und einen neuen Schweinestall.

Herr Leiders, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Sie waren gerade noch Kartoffeln pflanzen. Wie lässt sich die neue Saison an?

Wir wollten eigentlich schon früher pflanzen, aber es war so kalt in den Nächten und tagsüber hatten wir auch nur vier, fünf Grad. Deswegen erst jetzt die ersten Frühkartoffeln, gestern dann die Folie drüber.

Was glauben Sie? Wie wird das Jahr?

Es sind extreme Zeiten. Es hat sich ja schon vor der Ukraine-Krieg abgezeichnet, dass die Futtermittelpreise extrem steigen. Dass die Energiekosten extrem steigen ... Es wird ein Jahr, wo wir noch an vielen Schrauben drehen müssen. Viele Faktoren, die uns ans Portemonnaie gehen. Trotzdem: Wir leben auf einem unheimlich hohen Niveau und eigentlich in einem gelobten Land.

Damit hat niemand gerechnet, als Sie vor einem halben Jahr die Auszeichnung zum Landwirt des Jahres bekommen haben …

Nein, gar nicht.

Was hat sich für Sie verändert?

Mittlerweile ist ja der Alltag wieder eingekehrt und andere Themen sind wichtiger. In der ersten Zeit haben wir aber viele Anrufe bekommen. Mein Gefühl ist: Von Berufskollegen, aber auch von der Verwaltung und Politik werden wir jetzt anders wahrgenommen.

CeresAward: Der beste Landwirt des Jahres 2021

Sind Sie mit dieser Intention in die Bewerbung gegangen? Oder wieso haben Sie sich beworben?

Naja, wir haben ja unsere Anika (Anika Launert macht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für den Stautenhof). Die hat uns ermuntert und durch sie fiel uns das leichter. Unterm Strich war aber natürlich auch für uns klar: Wir haben als Betrieb viel zu bieten. Allerdings hatten wir uns zu dem Zeitpunkt nicht viel erwartet. Erst als die Jury dann auf den Hof kam. Da hat uns der Ehrgeiz richtig gepackt.

Was war das für ein Gefühl, ausgezeichnet zu werden?

Einfach gut. Der CeresAward ist eine Anerkennung für unsere Arbeit der letzten 25 Jahre. Als wir damals unseren Weg eingeschlagen hatten, sind wir doch sehr stark belächelt worden. Wir waren ein sehr kleiner Betrieb, wo viele gesagt haben, der Betrieb wäre nicht wirtschaftlich. „Steigt lieber aus der Landwirtschaft aus“, hieß es. Und dann hat uns die Auszeichnung einfach bestätigt, dass wir das mit der Landwirtschaft doch gar nicht so schlecht gemacht haben.

Haben sich denn Spötter von damals bei Ihnen gemeldet?

Ich glaube, dass die Leute, die früher mal gespöttelt haben, heute den Mund halten. Aber ich habe einen Anruf von einem Landwirt bekommen, den ich 15 Jahre nicht gesehen hatte. Der hat mich angerufen: „Ich habe einfach mal das Bedürfnis gehabt, dir zu gratulieren“, sagte er. Solche Sachen eben.

Hat auch Ihr unmittelbares Umfeld reagiert? Sie sind ja schon lange etabliert.

Wir haben etwas gemerkt. Eine Bestätigung der Kunden für unsere Arbeit und die unserer Mitarbeiter. Und wir merken, dass auch unsere Mitarbeiter da mitgehen. Sie sind stolz auf die gemeinsame Leistung. Mitunter sind auch Überraschungen dabei gewesen. So haben wir Pralinen aus der Schweiz, vom Schweizer Zuchtverband bekommen, weil in dem Beitrag zu uns die Schweizer Landrasse erwähnt wird. Das sind alles schöne Momente.

Was möchten Sie anderen Landwirten mit auf den Weg geben?

Schaut über den Tellerrand. Ich finde, viele in der Landwirtschaft sind so eingefahren in ihren Ansichten. Und der CeresAward zeigt sehr eindrücklich, wie gut es ist, über den Tellerrand zu schauen.

Gibt es denn etwas, das Sie sich von Nicht-Landwirten wünschen?

Dass das Bewusstsein steigt, dass es auch andere Werte gibt. Immer noch ist der Wunsch bei vielen Menschen sehr stark, ein großes Auto zu haben und zweimal im Jahr in Urlaub zu fahren. Dass es billige Lebensmittel gibt. Und ich denke, dass sich da die Werte ändern müssten.

Warum ist der CeresAward wichtig für die Landwirtschaft?

Damit werden Betriebe gezeigt, die erfolgreich, auch mit neuen Ideen, sind. Dadurch erweitert sich der Horizont jedes einzelnen Landwirts. So kann man neue Wege gehen. Wenn alle immer nur die gleichen Wege gehen, kommen wir nicht voran.

Was ist Ihr nächstes Projekt? Was haben Sie sich für 2022 vorgenommen?

Da sind viele Sachen. Sehr wichtig ist mir, dass wir weiterhin gute, qualifizierte Mitarbeiter haben. Die motiviert sind und engagiert. Wir wollen gute Mitarbeiter halten und neue Gewinnen. Das wird in Zukunft immer schwieriger, auch weil Handwerksberufe generell Nachwuchsprobleme haben. Das sehe ich als größte Herausforderung für die Zukunft. Und dann wollen wir unsere Kinder mit in die Verantwortung nehmen. Und schließlich planen wir langfristig einen neuen Schweinestall. Etwas abseits vom Hof, damit wir Platz für Neues haben.

Wofür?

Wir wollen Projekte realisieren, die mehr in Richtung Gesellschaft gehen. Wir haben bereits einen Kindergarten angesiedelt und würden so etwas gerne mehr machen. Vielleicht für Senioren oder für Menschen mit Behinderung.

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