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Experiment

Landwirt im Weltraum - Mais und Kartoffeln vom Mond?

Mars-Landwirt
am Samstag, 30.07.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Es ist ein alter Traum des Menschen, den Weltraum zu besiedeln. Doch blühende Landschaften sind dort oben noch schwerer zu bekommen als auf der Erde. Als Landwirt wird man im All nicht viel Freude haben.

Seit der antike Seefahrer Lukian vom Samosata angeblich von einem Wirbelsturm auf den Mond geschleudert wurde, ist es ein Traum des Menschen, unseren gastlichen Planeten zu verlassen. Nur um auf dem Mond, dem Mars oder sonstwo im Weltraum neu anzufangen. Bei solchen Gedankenexperimenten vergisst man den Landwirt gerne zugunsten von Raketentechnikern oder Jedi-Rittern.

Doch es braucht immer den Bauern, denn irgendwann sind Butterbrotdose und Thermoskanne leer. Und Nahrung zur Weltraumstation ISS zu bringen, ist ein teurer Spaß. Eine Zitrone beispielsweise kostet 2.000 Dollar, eine Halbliterflasche Wasser bis zu 43.000 Dollar. Längst gibt es Versuche, die testen, wie und ob überhaupt etwas auf unseren Nachbarhimmelskörpern wachsen würde. Was braucht es, um Mond oder Mars in eine blühende Landschaft zu verwandeln?

Der Boden des Mondes

Der Mond ist nur einen Steinwurf von der Erde entfernt – in Weltraummaßstäben gesprochen. Dennoch lässt seine Gastlichkeit zu wünschen übrig. Ein Klima fehlt genauso wie eine Lufthülle. Und von Wetter kann auch nicht wirklich die Rede sein; in der Sonne wird es bis zu 130 Grad heiß, im Dunkeln bis zu minus 160 Grad frostig.

Übrigens haben die Astronauten, die auf dem Mond waren, den Mond zwei Grad wärmer gemacht; sie haben zu viel Staub aufgewirbelt.

Den Mondboden hält ja auch nix zusammen. Es ist ein Regolith, ein Mix aus lockerem Gesteinsschutt und Staub. Amerikanische Forscher konnten jetzt erstmals Pflanzen von der Erde auf Mondboden wachsen lassen.

Es grünt auf Mondboden

Weil die Wissenschaftler natürlich nicht direkt zum Mond fliegen konnten, haben sie Bodenproben der Apollo-Missionen 11, 12 und 17 benutzt. Ihre Pflanzenwahl fiel auf die Acker-Schmalwand. Pro Samen der Acker-Schmalwand hatten sie allerdings nur ein Gramm Mondboden. Nicht gerade üppig, aber nach zwei Tagen begann es zu grünen.

Der verheißungsvolle Start war aber auch alles. Denn die Pflänzchen kümmerten. Der Regolith vom Mond ist ähnlich schlecht fürs Pflanzenwachstum wie miese Böden von der Erde, etwa wenn sie mit Schwermetallen oder Salz belastet sind.

Auf dem Mars ist auch nix zu wollen

Bauer auf dem Mond wird wohl sobald nichts werden. Aber wie sieht es auf dem Mars aus? Die Pläne liegen ja da. Irgendwann wird sicher jemand zum Mars fliegen. Vielleicht bauen sich Menschen dereinst dort eine Kolonie. Aber um es vorwegzunehmen: Auch auf dem Roten Planeten braucht der Boden noch den richtigen Schubs, um für den Anbau von Gemüse oder Getreide zu taugen.

Hier ist das Problem, dass wir keinen echten Marsboden auf der Erde haben. Forscher können ihn nur nachbauen, simulieren. Die Ausgangsbedingungen sind auch nicht perfekt: 23 Grad am Tag und bis minus 80 Grad (an den Polen bis minus 130 Grad). Die dünne Atmosphäre besteht zu 96 Prozent aus Kohlenstoffdioxid. Der Mars ist ein Wüstenplanet. Allerdings hat Wasser irgendwann einmal den eisenhaltigen Boden rot gefärbt.

Der Marsianer zeigt, wie es gehen könnte

Im Film „Der Marsianer“ spielte Matt Damon einen Astronauten – und Kartoffelbauern. Er hat Kartoffeln in den Marsboden gepflanzt, dazu Bakterien aus einer Bodenprobe von der Erde zugefügt und schließlich die Pflanzen mit seinem Kot gedüngt. Das hat funktioniert. Und es funktioniert auch mit dem simulierten Marsboden auf der Erde. Niederländische Forscher haben beispielsweise Stickstoff-fixierende Knöllchenbakterien beigemengt. Und siehe da: Auf dem Mars könnte es bei entsprechender Vorbereitung ebenfalls grünen.

Allerdings fanden britische Forscher der Universität Edinburgh im Marsboden noch Perchlorate in geringen Mengen. In Kombination mit einer hohen UV-Strahlung, wie sie auf dem Mars herrscht, waren selbst hartgesottene Bakterien der Art Bacillus subtilis nach einer Minute tot. Wer dort oben Landwirt sein wollte, braucht mehr als einen Strohhut und ein wenig Sonnencreme. Landwirtschaft würde nur unterirdisch funktionieren.

Oasen im Weltraum?

Es bleibt dabei: Bislang ist die Erde der einzige Platz, auf dem wir Mais, Kartoffeln oder Erdbeeren ernten können. Dabei gibt es Ideen genug, die in Entwürfen von Wissenschaftlern, Weltraumorganisationen und Autoren herumgeistern. Reisen in unendliche Weiten, mit der Macht oder ohne ... Es mangelt nicht an Phantasie, bei der perfekte Kreisläufe häufig eine Rolle spielen. Ein sorgsames Zusammenspiel von Boden, Pflanzen, Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Und da kann man es drehen, wie man will: Einen Landwirt braucht man immer. Das ist der Weg.

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