Immer wieder sorgen Beiträge von Publikumsmedien über die Landwirtschaft für negative Publicity in der Branche. Befürworter und Gegner moderner Landwirtschaft ziehen danach regelmäßig in einen medialen Kleinkrieg. Erst kürzlich sorgte ein TV-Beitrag von Panorama erneut für viel mediale Aufmerksamkeit. Wie solche Beiträge funktionieren und was dahinter steckt, erklärt der Blogger Dr. Frank Volz auf der DLG-Plattform agrarblogger.
1. NGOs und reißerisches Bildmaterial
Eine wichtige Zutat im Eintopf TV-Beitrag sind laut Volz Analyse die NGOs. Den Nichtregierungsorganisationen, gerade im Bereich Umwelt- und Tierschutz hängt der Ruf als unbestechliche und von Regierungsinteressen unabhängige Instanzen an. Eine viel zitierte Organisation ist dabei Animal Rights Watch (ARIWA). Sie liefert die schockierenden und meist reißerischen Bilder. Da Fernsehen nun mal von der Macht der Bilder lebt, ist dies die Grundlage für einen erfolgreichen TV-Beitrag.
Die NGOs verfolgen damit einen in ihrem Geschäftsmodell versteckten Selbstzweck: Sie werben um Geld. Haupteinnahmequellen dieser Gruppen sind neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden auch staatliche Zuwendungen. Sie können auf eine große Zahl hoch motivierter Mitarbeiter zurückgreifen, stehen aber auch untereinander in einem harten Wettbewerb. Denn rund eine halbe Milliarde Euro Spendengelder pro Jahr wollen verteilt werden.
2. NGOs versus Verbände
Manchmal fällt es schwer, zwischen den unter Punkt 1 genannten NGOs und den sogenannten „Verbänden“ zu differenzieren. Eigentlich ist es, wie wenn man beim Kochen Meersalz statt Speisesalz verwendet. Der Unterschied liegt mehr im Image denn im Geschmack. Dasselbe gilt für NGOs auf der einen und landwirtschaftlichen Berufs- und Züchterverbänden auf der anderen Seite - beide Gruppen sind zunächst einmal Nichtregierungsorganisationen.
Die sogenannten "Verbände" bestanden schon in der Zeit vor der großen gesellschaftlichen Revolution der 68er Studenten- und Hippiebewegung. Ihnen haftet deshalb das Image an, viel enger mit staatlichen Stellen verwoben zu sein, sie werden deshalb mit dem "System" gleichgesetzt, das es zu stürzen gilt.
3. Wenig Erfahrung mit Journalisten
Journalisten von Publikumsmedien unterscheiden sich von landwirtschaftlichen Fachjournalisten wie Habanero-Chilis von Gemüsepaprika. Fachjournalisten sind oft ebenfalls Landwirte und haben damit den gleichen fachmännischen Blickwinkel wie die Verbände. Das Problem: Verbandsvertreter haben oft wenig Erfahrung mit Journalisten von Massenmedien. Man sollte begreifen, dass man dem Verbraucher nicht nur erklären muss, wie man bestimmte Dinge tut, sondern auch warum. Transparenz ist hier das Mittel der Wahl, nicht Mauern.
4. Hochrangiger Politiker kommt zu Wort
Nachdem man schon NGOs, Betroffene, Fachexperten und Verbände befragt hat und auch die Botschaft des Berichts klar formuliert sind, wird nicht selten ein hochrangiger Politiker, möglichst ein Minister oder gar die Kanzlerin mit dieser Situation konfrontiert. Mal ehrlich - was würden Sie, liebe Leser, in einer solchen Situation erwarten außer Betroffenheit und dem Versprechen schnellstmöglich für gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der Situation zu sorgen? Nichts, denn schlechte Presse gilt es für jeden Politiker zu vermeiden.
Fazit: Mehr Transparenz und weniger Glaubenskrieg
Für die gesamte Branche der Landwirtschaft zeigen diese Beiträge deutlich, dass in der Landwirtschaft wesentlich mehr Transparenz geschaffen werden muss. Dem Verbraucher sollte erklärt werden, "was wir tun und warum wir es tun bzw. was die Alternativen wären. Und wir müssen dabei ständig unser eigenes Handeln überdenken und anpassen. Statt Glaubenskriegen, wie z. B. zwischen „bio“ und „konventionell“, hoffe ich immer noch auf ein gemeinsames Ringen um das beste Ergebnis für Boden, Tier, Mensch und Betrieb", erklärt Dr. Volz abschließend.
Quelle: agrarblogger (Herausgeber: DLG e.V.)
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