
Lebensmittel: EU-Kommission will GVO-Grenzwert aufweichen
aiz
am Mittwoch, 04.04.2012 - 07:24
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Brüssel - Die Toleranzschwelle von 0,1 Prozent gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Futtermitteln soll in Zukunft auch für Lebensmittel gelten.

Ein Mitarbeiter der EU-Kommission kündigte für die kommenden Wochen einen diesbezüglichen Vorschlag an. Ölmühlen beklagen, dass die bisher gefundene technische Lösung für Verunreinigungen mit GVO ihnen bisher kaum nutzt, da Sojabohnen sowohl zu Lebensmitten als auch zu Futtermitteln verarbeitet werden.
Der Vorschlag müsse dem Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit zur Abstimmung vorgelegt werden und könnte noch vor der Sommerpause in Kraft treten, kündigte die Kommission im Beratenden Ausschuss an. Aktuell gilt für Lebensmittel ein Grenzwert von 0,9 Prozent. Wird dieser nicht überschritten gelten die Nahrungsmittel als "GVO-frei".
Gleichzeitig starten 2012 in Irland, England und Schweden Freilandversuche mit neuen gentechnisch veränderten Pflanzen. Geprüft werden Kartoffeln mit Resistenzgenen gegen die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans), Weizen, der mit Duftstoffen Läuse abwehrt und Gerste mit einer verbesserten Stickstoffverwertung. Alle Versuche seien Teil von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die an einer neuen Generation "ökologischer" gentechnisch veränderter Pflanzen arbeiten, berichtet der deutsche Infodienst transgen.
Wissenschafter haben den Stoffwechselweg mit gentechnischen Verfahren in Weizen dahingehend verändert, dass sein "Geruch" Blattläuse fernhalten soll. Die Idee stammt aus der Natur selbst, wo die Läuse in Stresssituationen Duftstoffe absondern, um vor einer Gefahrenquelle zu warnen. Der GV-Weizen wird 2012 und 2013 nördlich von London geprüft.
In Irland werden die Auswirkungen der phytophthora-resistenten Kartoffel auf verschiedene im Boden lebende Organismen untersucht. Der am niederländischen Agrarforschungsinstitut in Wageningen entwickelten GV-Kartoffel wurde ein Gen aus einer Wildkartoffel übertragen, das die Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule erhöhen soll. Der Freilandversuch ist transgen zufolge Teil des von der EU finanzierten Forschungsverbundes AMIGA, an dem sich Einrichtungen aus 15 Ländern beteiligen. Im Zentrum stehen Auswirkungen von GV-Pflanzen auf die Agrar-Ökosysteme.
Schwedische Forscher der agrarwissenschaftlichen Universität haben einer Gerste zwei Gene eingeschleust, mit deren Hilfe die Pflanze den Stickstoff aus dem umgebenden organischen Material aufnehmen und effizienter verwerten soll. Von 2012 bis 2016 wird die GV-Gerstenlinie an verschiedenen Standorten in Schweden getestet.
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