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Rund 72 Prozent der Verbraucher in Deutschland haben das Gefühl, dass bei den Angaben auf Lebensmitteln viel getrickst wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Göttingen und der Agrifood Consulting GmbH im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).
Lebensmittel werden besser dargestellt als sie sind
Zwischen den Anbietern und den Nachfragern auf dem Lebensmittelmarkt mangelt es an einem gemeinsamen Verständnis grundlegender Sprachregelungen und an Schlüsselsignalen in der Qualitätskommunikation. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren der Studie "Kennzeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln aus Sicht der Verbraucher" anhand vorliegender repräsentativer Befragungsergebnisse gezogen. Wie die Universität Göttignen und die Agrifood Consulting GmbH vergangene Woche in einer gemeinsamen Presseverlautbarung berichteten, stimmten drei Viertel der befragten Verbraucher der Aussage zu, dass "die Angaben auf der Verpackung Lebensmittel oft besser darstellen, als sie in Wirklichkeit sind". Etwa 72 Prozent (%) hätten das Gefühl, "bei den Angaben auf Lebensmitteln wird viel getrickst". Und 77 % der Befragten seien der Auffassung, "man muss beim Lebensmitteleinkauf genau hinschauen, um die tatsächliche Qualität eines Produktes zu erkennen".
Verbraucher misstrauen Lebensmittelindustrie
In den Fokusgruppendiskussionen äußerten die Teilnehmer nach Angaben der Universität Göttingen und der Agrifood Consulting GmbH sehr deutlich ihre Verunsicherung und Verärgerung über missverständliche Kennzeichnungen und Aufmachungen. Auffällig sei hier zudem gewesen, wie stark das individuelle Kennzeichnungsverständnis durch ein allgemeines Misstrauen gegenüber der Lebensmittelindustrie geprägt werde. Die Diskussionen hätten gezeigt, dass die Vertrauenserosion im Lebensmittelmarkt auch etablierte Marktsegmente betreffe und die Glaubwürdigkeit von Qualitätsstrategien grundsätzlich gefährdet sei. Im Lebensmittelmarkt sei eine Misstrauensspirale in Gang gekommen, die für die Anbieter Anlass für eine besonders verlässliche und verständliche Kommunikation mit den Verbrauchern sein sollte.
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Werbeaussagen zu Inhaltsstoffen restriktiv anwenden
Die Studienautoren empfehlen den Herstellern, Werbeaussagen, die auf die Abwesenheit bestimmter Inhaltsstoffe abheben, nur restriktiv zu verwenden, da sie von den Kunden als relativ weitgehend interpretiert würden. Wer zum Beispiel "ohne Geschmacksverstärker" auslobe, werde so verstanden, dass das Produkt auch nicht durch andere Stoffe geschmacklich "getunt" werde, etwa mittels Hefeextrakt. Das Verbraucherverständnis solcher Werbeclaims sei weiter gefasst als die kennzeichnungsrechtlich definierte Begriffsfassung. Der Einsatz von Substituten werde abgelehnt. Würden bestimmte Zu- taten durch die Produktbezeichnung genannt oder durch Bilder angesprochen, müssten sie aus Sicht der Verbraucher auch enthalten sein. Seien sie nur in kleinen Anteilen enthalten, so sollten relativierende Begriffe wie "mit..." Verwendung finden. Werde ein Aroma eingesetzt, sollte dies auf der Produktvorderseite klar erkennbar sein. Relevante Zutaten sollten ausnahmslos mit ihrem Mengenanteil im Zutatenverzeichnis angegeben werden.
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