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Gesundheit

Long-Covid auf dem Hof: Das können Landwirte bei Corona-Spätfolgen tun

Frau mit Kopfschmerzen Feld
am Dienstag, 26.07.2022 - 05:00 (3 Kommentare)

Schlimm ist Corona für alle Betroffenen. Doch wenn man als Landwirt jeden Tag gebraucht wird, dürfen längere Ausfälle nicht passieren. Doch Long-COVID, die Spätfolgen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten, können auch Landwirte treffen. Immerhin können sich Versicherte Corona und Long-Covid als Arbeitsunfall anerkennen lassen.

Long-Covid nennen es Mediziner, wenn die Symptome nach einer Corona-Infektion vier bis zwölf Wochen bestehen bleiben. Bleiben die Symptome länger, spricht man von Post-Covid. Die Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) schätzt, dass circa zehn Prozent der an Covid-10 Erkrankten an Corona-Langzeitfolgen leiden. Long-Covid kann jeden treffen, auch Landwirte.

Ausgeknockt durch Long-Covid: Landwirtschaftliche Angestellte erzählt

So kämpft Sandra H. gegen Long-Covid. Sie ist 27 Jahre alt und ist auf einem Milchviehbetrieb in Nordrhein-Westfalen angestellt. Sandra ist zweimal geimpft. Dennoch, im Mai 2022 ist ihr Corona-Test positiv und sie fühlt sich krank. Nach zwei Wochen geht es ihr besser, aber das Atmen fällt ihr noch schwer.

Trotzdem arbeitet sie. Sandra ist zu der Zeit für Schweinemastbetrieb tätig. Dann passiert es: Als sie im Schweinestall zusammenbricht, ist sie kaum noch ansprechbar. Sandras ehemaliger Chef reagierte mit wenig Verständnis und fordert sie auf, weiterzuarbeiten. „Ich dachte zuerst, das ist eine heftige Bronchitis“, sagt Sandra.

Als sie wegen ihrer Kurzatmigkeit zum Arzt geht, stellt er Long-Covid fest. Er schickt sie zum Lungenfacharzt. Der Lungenfunktionstest zeigt, dass ihre Sauerstoffsättigung nicht im Normbereich liegt.

„Früher war ich die ganze Zeit auf dem Feld und habe mit dem Drescher gearbeitet. Ich bin mit dem Pferd ausgeritten und täglich 50 km mit dem Fahrrad gefahren. Heute bekomme ich mit Mühe und Not gerade mal 3 km auf dem Rad hin.“

Sandra war sechs Wochen lang krankgeschrieben. In dieser Zeit findet sie einen neuen Arbeitgeber. Ihre Chefin hatte selbst Long-Covid und versteht Sandra. Dass es mal so bergab gehen könnte, hätte Sandra nicht gedacht. „Und gleichzeitig“, sagt Sandra, „hat alles im Leben einen Sinn. Wenn ich kein Long-Covid bekommen hätte, hätte ich meine neue Chefin nie kennengelernt.“

Von Fatigue bis Kopfschmerz: Long-Covid ist vielfältig

Die Liste der Symptome von Long-Covid ist so lang wie diffus. „Es gibt mehr als 50 Symptome. Eigentlich gibt es kein Organ, dass nicht belastet sein kann“, sagt Ina Kim, Fachärztin für Neurologie am Unfallkrankenhaus Berlin.

Typisch sind Belastungsstörungen und Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Störungen des Geruchssinnes, Muskelbeschwerden oder Schwierigkeiten beim Sprechen. Oft kommen bei Betroffenen durch die lange Krankheit auch psychische Probleme hinzu.

Long-Covid: Das können Landwirte bei Verdacht tun

Bis jetzt gibt es noch keine spezifische Behandlung für Long-Covid. Die Therapie ist individuell und richtet sich nach den Symptomen, die beim Patienten im Vordergrund stehen.

Bei Verdacht auf Long-Covid ist die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle. Dieser kann die Beschwerden einordnen und ggf. an Fachärzte überweisen.

Ambulante Therapien kann der Hausarzt einleiten. Dazu zählen Physiotherapie, Ergotherapie, Atemtherapie und Stimmtherapie. Darüber hinaus gibt es in den einigen Städten Covid-19-Schwerpunktpraxen und Krankenhäuser, die spezielle Therapien anbieten.

Covid-19 als Arbeitsunfall: Was Landwirte wissen sollten

Laut Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wird eine COVID-19-Erkrankung als Arbeitsunfall anerkannt, wenn sich die oder der Versicherte nachweislich bei der Arbeit oder den Arbeitswegen mit dem Coronavirus infiziert hat.

Das gilt aber nur, wenn die Infektion auch zu Beschwerden führt. Die Corona-Erkrankung wird auch dann noch als Arbeitsunfall anerkannt, wenn direkt nach der Ansteckung noch keine Krankheitszeichen vorlagen.

Grundsätzlich muss ein intensiver Kontakt zu mindestens einer ansteckenden Person nachgewiesen werden. Und eine Ansteckung im privaten Lebensbereich darf nicht wahrscheinlich sein.

Covid-19 im Betrieb: Das ist jetzt zu tun

Arbeitgeber, LKK und andere Krankenkassen sowie Ärzte müssen Covid-19-Fälle der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft melden, wenn:

  • der oder die Versicherte an COVID-19 erkrankt ist
  • eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen ist
  • es bei der Arbeit intensiven Kontakt mit infizierten Personen gab oder ein größerer Infektionsausbruch passiert ist

Bei landwirtschaftlichen Unternehmern und deren Beschäftigten kann eine Covid-19-Erkrankung ein Arbeitsunfall sein. Meldepflichtig ist dieser, wenn die Erkrankung zu einer Arbeitsunfähigkeit von mindestens drei Tagen oder zum Tode geführt hat.

Bei Fragen zum Coronavirus- können Sie sich an das Gesundheitstelefon der SVLFG unter der Telefonnummer 0800 1405541 49090 wenden.

Mit Material von SVLFG, BG Kliniken, www.longcovid-info.de, dpa

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