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Invasion

Mecklenburg-Vorpommern: Nandus und Touristen verärgern Landwirte

Nandu in Mecklenburg-Vorpommern
am Dienstag, 26.03.2019 - 09:21

Nandu-Safari in Mecklenburg-Vorpommern: Immer mehr Touristen wollen wildlebende Laufvögel sehen und sorgen bei den Landwirten für Ärger.

In Mecklenburg-Vorpommern am Ratzenburger See lebt die einzige wildlebende Population der Nandus in Europa. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist ihre Population laut jüngster Zählung im Herbst 2018 auf 560 Tiere angestiegen - doppelt so viele Tiere wie im Frühjahr 2018. Alle stammen von einer Handvoll Nandus ab, die um die Jahrtausendwende aus einem Gehege bei Lübeck ausgebrochen sind. 

Deshalb kommen immer mehr Touristen, um den südamerikanischen Laufvogel zu sehen. Dabei stampft so manch einer mitten über Felder und Weiden. Der Ärger der Landwirte ist groß.

Nandus ohne Scheu, Touristen außer Rand und Band

Damit die Population nicht noch stärker ansteigt, werden zwar seit zwei Jahren Eier angebohrt, damit weniger Küken schlüpfen. Mit mäßigem Erfolg: Die für das Ausbrüten zuständigen Hähne merken rasch, wenn sich in den Eiern nichts mehr tut und bauen einfach neue Nester, in welche die Hennen neue Eier legen.

Besonders scheu sind die Nandus nicht, schließlich haben sie keine Feinde. Der Landwirt aus Utecht berichtet, dass einige Touristen sie sogar füttern. "Ihre Hemmungslosigkeit nimmt zu." So würden die Touristen auf der Suche nach den Nandus auch in Naturschutz-Kernzonen eindringen, deren Betreten verboten ist. Sie klettern über Weidezäune und laufen auf den Feldern rum. Selbst Warnschilder, die auf Bullen auf der Weide hinweisen, würden ignoriert. 

Hoffnung auf Entschädigung

Auf den Feldern von Reinhard Jahnke grasen mitunter 60, 70 Nandus. Um sie zu vertreiben, hat er sogar schon Geräusche von Pumas abgespielt, die Fressfeinde der Nandus in Südamerika sind. Die Vögel waren nicht beeindruckt. "Das einzige, was für ein, zwei Tage Wirkung zeigt, ist, mit dem Quad hinter den Nandus her über das Feld zu preschen."

Dieses Jahr will der Landwirt beim Landwirtschaftsministerium in Schwerin Entschädigung beantragen. Erstmals könnte es Geld aus einem Topf für Schäden durch Zugvögel geben, wie die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbands Nordwestmecklenburg, Petra Böttcher, sagt.

Ende März werden die Nandus wieder gezählt. Reinhard Jahnke geht davon aus, dass im milden Winter kaum Jungtiere gestorben sind. Da die Vögel mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif werden, drohe eine Explosion der Bestandszahl 2020. «Dann könnte die Grenze von 1.000 überschritten werden, wenn nichts passiert.

Mit Material von dpa

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