Sprüche wie „Du stinkst nach Schweinestall“ seien in der Grundschule spätestens dann beerdigt gewesen, wenn die Mitschüler den Abenteuerspielplatz Bauernhof besuchten. Anders im Gymnasium.
Das berichtet Landwirt Roland Schulze Lefert auf BlogAgrar.de. Er ist einer der wenigen, der seine Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilt und damit Mobbingopfern und Betroffenen von psychischen Erkrankungen eine Stimme verleiht. Anlass dafür war unter anderem ein anonymer Brief an eine Landwirtin, der Bauernkinder diffamiert.
Auch von Lehrern gemobbt
Schulze Lefert war das einzige "Bauernkind" in seiner Klasse: "Das Mobbing traf mich und nur mich." Und zwar nicht nur von Schülern, sondern auch von Lehrern. "Viele Freunde haben sich deshalb in dieser Zeit von mir abgewendet, weil sie nichts mehr mit einem „Tierquäler“, „Umweltverpester“ und „Giftspritzer“ zu tun haben wollten oder nichts für meine „uncoolen“ Diskussionsthemen übrig hatten."
"Mobbing ist eine Gefahr für die Zukunft der Landwirtschaft"
Schulze Lefert erzählt von seinen Mobbingerlebnissen nicht nur, um einen Einblick in eine persönliche Geschichte zu geben, sondern, weil er in diesem Thema eine der größten Gefahren für die Zukunft der Landwirtschaft sieht: "Alle Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche, die Opfer von Mobbing waren, in ihrem späteren Leben eine höhere Anfälligkeit für psychische Erkrankungen aufweisen. [...] Nur mit gesunden Beziehungen zu den sie täglich umgebenen Dingen können Landwirte erfolgreich wirtschaften. Wenn diese Beziehungen auf Grund von seelischen Störungen nicht oder nur unzureichend aufgebaut werden können oder durch seelische Hemmungen vernachlässigt werden, ist es meistens kein weiter Weg mehr zu fragwürdigen Entscheidungen und falschen Handlungen."
"Ziel muss eine Wende zu Positivdebatte sein"
Aus seinen Erfahrung zieht Schulze Lefert eine These: Das gesellschaftliche Bild der Landwirtschaft wird zu sehr vom Negative-Campaining diverser NGOs, Parteien und Gruppierungen geprägt. Medien würden ihr Übriges beitragen und für eine passende Quote Generalisierungen völlig unkritisch übernehmen.
Er schildert, dass es nicht helfe, Mobbing nur in der Familie zu besprechen: "Natürlich ist ein intaktes familiäres Umfeld für das Mobbingopfer Balsam auf die geschundene Seele, aber selbst das beste familiäre Umfeld kann die Wunden nicht heilen." Seine Forderung: "Das Ziel muss eine Wende hin zu einer Positivdebatte sein, in der Landwirte und ihre Familien stolz sein dürfen auf das bereits erreichte und somit angstfrei die nächsten Schritte angehen können."
Hier finden Sie den vollständigen Blog-Beitrag von RoolandSchulze Lefert.
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