Moskauer Großaktionär bekommt Sitz in K+S-Aufsichtsrat
Kassel - Nach monatelangem Tauziehen kann der russische Milliardär und K+S-Großaktionär Andrej Melnitschenko nun doch einen Vertreter in den Aufsichtsrat des Kasseler Düngemittelherstellers entsenden.
Der frühere Degussa/Hüls-Chef Uwe-Ernst Bufe, seit Mai vergangenen Jahres im Aufsichtsrat des DAX-Unternehmens, habe sich "nach intensiver Diskussion der Gremien bereiterklärt, sein Mandat niederzulegen", teilte K+S gestern mit.
"Dieser Entscheidung von Dr. Bufe lag der Wunsch von MCC/EuroChem nach einem Sitz im Aufsichtsrat der K+S Aktiengesellschaft zugrunde." Bufes Nachfolger soll George Cardona werden, der im Direktorenrat von Melnitschenkos OJSC EuroChem Mineral and Chemical Co in Moskau sitzt.
Melnitschenko hat's geschafft
Melnitschenko ist mit einem Anteil von 16 Prozent größter Einzelaktionär bei K+S. Seit Monaten drängt er in den Aufsichtsrat, das Unternehmen hat aber immer wieder auf das im Mai 2008 bestellte Gremium verwiesen: Das sei für fünf Jahre gewählt, erst 2013 stehe eine Neubesetzung zur Debatte. Angeblich hatte Melnitschenko daraufhin gedroht, sich mittelfristig von seinen Aktien zu trennen. Cardona - Direktor von Melnitschenkos Investmentholding Linea, die die K+S-Anteile über ihre Beteiligung Eurochem hält - hatte die Verkaufsgerüchte jedoch offiziell zurückgewiesen. Beide Seiten suchten vielmehr eine "einvernehmliche Lösung", um im Aufsichtsrat "angemessen repräsentiert" zu sein.
Entscheidung steht bevor
Cardona wird vorerst bis zur K+S-Hauptversammlung im Mai nächsten Jahres im Aufsichtsrat sitzen. Dann muss die Hauptversammlung selbst über seine weitere Bestellung entscheiden. Melnitschenko gehören neben dem großen Kohleproduzenten Suek auch der russische Düngemittelhersteller und K+S-Konkurrent Eurochem aus dem Gebiet Murmansk. Immer wieder war spekuliert worden, er strebe mit seinem Einstieg bei den Kasselern eine Fusion an. Das Vermögen des 37- Jährigen wird auf 3,3 bis 4,3 Milliarden Euro geschätzt.
Ziele nicht erreicht
Aufsichtsratsvorsitzender bei K+S ist Ralf Bethke, der das Unternehmen 16 Jahre bis 2007 geführt hatte. In seinem ersten Jahr im DAX hatte das Unternehmen trotz eines Rekordjahres seine Ziele verfehlt. Höhere Kalipreise sorgten zwar für einen Umsatzsprung um 43 Prozent auf 4,79 Milliarden Euro und der Gewinn hatte sich nach Steuern auf 979 Millionen Euro mehr als verfünffacht. Die Gesellschaft hatte aber ihre mehrfach gekappten eigenen Ziele sowie die Erwartungen von Analysten deutlich verfehlt. Die K+S-Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Mitarbeiter. (pd)
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