Das geht aus dem aktuellen Indikatorenbericht "Nachhaltige Entwicklung in Deutschland 2010" des Statistischen Bundesamtes hervor. Demnach befindet sich die Einsparung von Treibhausgasemissionen auf einem guten Weg und auch der Ausbau erneuerbarer Energien kommt planmäßig voran, während der Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft noch stärker verringert und der ökologische Landbau intensiver ausgebaut werden müssen. Die Artenvielfalt habe man insgesamt ebenfalls nicht verbessern können; in Teilbereichen gebe es sogar eine negative Entwicklung, heißt es in dem Bericht.
Im Bereich der Ressourcenschonung, bestimmt durch Energie- und Rohstoffproduktivität, seien ebenfalls noch deutliche Anstrengungen nötig. Als weitere Indikatoren werden Flächeninanspruchnahme, Staatsverschuldung, wirtschaftliche Zukunftsvorsorge, Innovation und Bildung sowie Wohlstand, Gesundheit und Ernährung, Kriminalität, Beschäftigung, Mobilität und Luftqualität untersucht.
Abbau der Stickstoffüberschüsse verlangsamt
Deutschland wollte laut Nachhaltigkeitsstrategie die landwirtschaftlichen Stickstoffüberschüsse bis 2010 auf 80 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr reduzieren. Von 1991 bis 2007 ist das gleitende Dreijahresmittel bereits um 21 Prozent auf 105 Kilogramm je Hektar zurückgegangen. Zuletzt lag der durchschnittliche jährliche Rückgang lediglich bei einem Prozent. Das deutliche Minus zu Beginn der Zeitreihe resultiere aus den abnehmenden Tierbeständen in den neuen Bundesländern, erläuterte das Statistische Bundesamt. Der im Zeitverlauf nur noch schwache weitere Rückgang beruhe auf Effizienzgewinnen bei der Stickstoffnutzung wie Ertragssteigerungen in der Pflanzenproduktion und einer höheren Futterverwertung bei Nutztieren. Soll das Ziel der Bundesregierung noch erreicht werden, muss laut dem Bericht der jährliche Rückgang bis zum Zieljahr durchschnittlich neun Prozent betragen.
Anteil erneuerbarer Energien erfolgreich vergrößert
Wie die Autoren des Berichts weiter ausführten, sollte 2010 der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch auf 4,2 Prozent und der Anteil an der Stromerzeugung auf 12,5 Prozent angestiegen sein. Tatsächlich erhöhten sich der Anteil am Primärenergieverbrauch bis 2009 bereits auf 8,9 Prozent und der Anteil am Stromverbrauch auf 16,1 Prozent. Mit diesen Ergebnissen seien die Zielstellungen schon 2004 beziehungsweise 2007 erreicht und seitdem deutlich überschritten worden, berichtete das Bundesamt. Besonders ausgeprägt sei der Aufwärtstrend nach den 2004 eingeführten Richtlinien des Europäischen Parlaments zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gewesen.
Flächenkonkurrenz befürchtet
Die Bedeutung der Windenergie habe hierbei deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr kamen dem Bericht zufolge bereits 40 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus der Windkraft, im Jahr 2000 erst 20 Prozent. Die Produktion von Strom aus Biomasse hat sich von 2000 bis 2009 mehr als versechsfacht. Bei der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien überwiegt mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent die Biomasse. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts konnten durch die Nutzung erneuerbarer Energien im Jahr 2009 Treibhausgasemissionen von rund 109 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten vermieden werden. In zehn Jahren will man den Anteil der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch auf 10 Prozent und den Anteil am Bruttostromverbrauch auf mindestens 30 Prozent erhöhen. Der Bedarf an Biomasse aus nachwachsenden Rohstoffen könne jedoch zur Flächenkonkurrenz mit dem Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche führen oder negative Folgen für die Landschaftsqualität und Artenvielfalt haben, warnt das Statistische Bundesamt.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung zeigt Erfolge
Zur Bestimmung der Artenvielfalt und Landschaftsqualität ist laut dem Bericht die Bestandsentwicklung von 59 Vogelarten zugrunde gelegt worden, die die wichtigsten Landschafts- und Lebensraumtypen in Deutschland wie Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnengewässer, Küsten und Meere sowie die Alpen repräsentieren. Da neben Vögeln auch andere Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft gebunden seien, könnten damit auch indirekt die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der Landschaft und die Nachhaltigkeit der Landnutzung abgebildet werden, so das Statistische Bundesamt. Für jede einzelne Vogelart wurden Bestandszielwerte für 2015 festgelegt und ein Gesamtindikator bestimmt. Im letzten Beobachtungszeitraum von 1998 bis 2008 hat sich der Indikatorwert kaum verändert und keinen statistisch signifikanten Entwicklungstrend gezeigt. Bis 2015 könne der Zielwert daher nicht ohne erhebliche zusätzliche Anstrengungen von Bund, Ländern und auf kommunaler Ebene in möglichst allen betroffenen Politikfeldern erreicht werden, betont das Bundesamt.
Dauergrünland überwiegt im Ökolandbau
Als weiterer Nachhaltigkeitsindikator ist im Indikatorenbericht die landwirtschaftlich genutzte Fläche ökologisch wirtschaftender Betriebe, anteilig zum gesamten Agrarareal in Deutschland, bestimmt worden. Von 1994 bis 2008 stieg der Anteil des ökologischen Landbaus von 1,6 Prozent auf 5,4 Prozent beziehungsweise 907.786 Hektar. Bei gleichbleibender Entwicklung der bisher eher moderat verlaufenen Umstellung auf den Ökolandbau würden noch viele Jahre bis zum Erreichen des Zielwerts von 20 Prozent benötigt. Im Ökolandbau in Deutschland hat die Produktion besondere Schwerpunkte. Der Anteil der Getreideanbauflächen ist geringer, der für Futterpflanzen und Hülsenfrüchte höher als im konventionellen Anbau. Dem hohen Anteil des Dauergrünlandes entsprechend hielten Ökobetriebe mit Tierhaltung 2007 vorwiegend Rinder, aber auch Schafe. Die Öko-Schweinehaltung spielte nur eine untergeordnete Rolle. Im Ökolandbau war die durchschnittliche Betriebsgröße 2007 mit 59,5 Hektar größer als im Durchschnitt der landwirtschaftlichen Betriebe und dabei in den neuen Bundesländern mit 179,2 Hektar besonders groß.
Energieproduktivität bis 2020 verdoppeln
Dem Einsatz von Energie in der Wirtschaft kommt laut dem Bericht eine besondere Bedeutung bei der Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands zu, da nahezu die gesamte Produktion mit dem Verbrauch von Energie verbunden ist. Bis 2020 will Deutschland die Energieproduktivität, definiert als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Einheit Primärenergieverbrauch, gegenüber 1990 verdoppeln. Von 1995 bis 2000 ist sie durchschnittlich um 1,8 Prozent gestiegen. Von 2000 bis 2009 waren es nur noch 1,4 Prozent. Um den Zielwert zu erreichen, sei bis 2020 eine Steigerung von durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahr erforderlich, schlussfolgern die Wiesbadener Statistiker. Eine Fortsetzung des bisherigen durchschnittlichen Entwicklungstempos könne daher nicht ausreichen.
Rohstoffintensive Branchen schrumpfen
Laut Statistischem Bundesamt will die Bundesregierung die Rohstoffproduktivität, das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt je eingesetzter Tonne an abiotischem Primärmaterial, bis 2020 bezogen auf das Basisjahr 1994 verdoppeln. Die Rohstoffproduktivität hat sich den Angaben zufolge von 1994 bis 2008 um 39,6 Prozent erhöht. Insgesamt entwickle sich der Indikator zwar in die angestrebte Richtung; das bisherige Tempo sei jedoch auch hier nicht ausreichend, unterstreicht das Bundesamt. Die bisherige Zunahme der Rohstoffproduktivität sei vor allem auf einen Strukturwandel hin zu weniger rohstoffintensiven Branchen zurückzuführen. Insbesondere der Dienstleistungsbereich sei gewachsen, während Branchen mit hohem Materialverbrauch wie das Baugewerbe eher schrumpften. Außerdem werde der Materialeinsatz zunehmend durch Importe gedeckt.
Kyoto-Protokoll erfüllt
Seit 1990 hat Deutschland die Freisetzung von Treibhausgasen deutlich vermindert. Bis zum Jahr 2008 ist der Ausstoß um rund 277 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente beziehungsweise 22,4 Prozent gesunken. Damit habe Deutschland seine im Kyoto-Protokoll angestrebte Emissionsreduktion bereits erreicht, betont das Amt. Laut Protokoll sollen von 2008 bis 2012 die Treibhausgasemissionen um 21 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Bis 2020 will Deutschland darüber hinaus die Emissionen um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 senken. Die Treibhausgasemissionen Deutschlands kommen laut dem Bericht vor allem aus dem produzierenden Gewerbe, gefolgt von solchen aus dem Konsum der privaten Haushalte, den Dienstleistungen und der Landwirtschaft. (AgE)
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