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Umwelt

Niedersachsen: Nährstoffüberschuss spitzt sich zu

am Mittwoch, 18.03.2015 - 11:30 (Jetzt kommentieren)

Hannover - In Niedersachsen ist 2013/2014 2,6 Millionen Tonnen mehr organischer Dünger angefallen als im Vorjahr. Nun fordert Agrarminister Meyer Anpassungen bei der Novelle der Düngeverordnung.

In Niedersachsen ist der Nährstoffanfall aus Dung und Gärresten im Zeitraum 2013 bis 2014 im Vergleich zu 2012/2013 um 2,6 Millionen Tonnen auf insgesamt 59,2 Millionen Tonnen angestiegen. Das geht aus dem zweiten Nährstoffbericht 2013/2014 der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hervor. In fünf Landkreisen der Weser-Ems-Region sind die Überschüsse so hoch, dass 65.000 Hektar Ausbringungsflächen fehlen.
 
Obwohl sich die Menge an Wirtschaftsdünger, die aus Weser-Ems in andere Regionen abgegeben wurde, um 500.000 Tonnen auf 2,28 Millionen Tonnen erhöht hat, bleibt das Flächendefizit fast unverändert. Mit der neuen Düngeverordnung des Bundes werde sich das Problem weiter verschärfen, so das Fazit.

Der Nährstoffbericht 2013/2014 wird demnächst auf der Seite des Ministeriums veröffentlicht...

Meyer kritisiert Düngeverordnung

"Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Der Bund muss die Düngeverordnung endlich an das Mengenproblem anpassen und für Datentransparenz bei der Überwachung sorgen.", erklärte Landwirtschaftsminister Meyer bei der Präsentation des Nährstoffberichts am Dienstag. Meyer übte in dem Zusammenhang harsche Kritik an dem aktuellen Entwurf der Novellierung der Düngeverordnung. Seine Forderung: "Die ursprünglich enthaltene Länderermächtigung zum Nährstoffvergleich muss wieder aufgenommen werden." Sie ermögliche eine standardisierte Meldepflicht und sei wichtig für Transparenz und Erfassung vorhandener Daten. "Auch sollten überzogene Vorgaben etwa für weidehaltende Betriebe gestrichen und die Derogation für Grünland wieder eingeführt werden. Wir haben ein regionales Mengen- und kein Ausbringungsproblem", stellte Meyer klar.

Hilse: 'Investitionen und bessere Infrastruktur erforderlich'

Landvolkpräsident Werner Hilse sieht ebenfalls Handlungsbedarf: "Dazu seien Änderungen der betrieblichen Abläufe, Investitionen in neue Techniken und Kooperationen mit reinen Ackerbaubetrieben im Osten und Süden Niedersachsens erforderlich." Dies erfordere unter anderem eine bessere Infrastruktur. Bislang fehlten ausreichende Lagermöglichkeiten, um den Ackerbauern die gewünschte Flexibilität für die Nutzung der Wirtschaftsdünger bieten zu können. Hier könnte das Land bei der einzelbetrieblichen Investitionsförderung einen Ausgleich herstellen.
 
´"Der Wirtschaftsdünger kann bei uns Ackerbauern Mineraldünger ersetzen, wenn wir Liefersicherheit mit Blick auf Menge, Termin und Inhaltsstoffe haben", äußerte sich Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender im Ausschuss pflanzliche Erzeugung des Landvolkes Niedersachsen.

Ziel: Zertifizierung von Gülletransportunternehmen

Der Minister kündigte an, gemeinsam mit den Landkreisen, den Gülletransportunternehmen und der Landwirtschaftskammer in einigen Modellkreisen vorangehen zu wollen. "Außerdem wird ein gemeinsamer Runderlass von Agrar-, Umwelt- und Sozialministerium zur Zusammenarbeit von Dünge- und Baubehörden die Grundlage für eine bessere Überwachung von Neu- und Bestandsanlagen sein", sagte Meyer. Ziel sei, "endlich den Austausch der Daten über Flächen, Tiere und Wirtschaftsdünger zu bewerkstelligen, die sowieso vorliegen, bisher aber nicht verglichen werden", so der Minister. "Die Düngeüberwachung der Meldeverordnung fährt derzeit gewissermaßen noch blind, weil die Flächen- und Tierdaten bei anderen Behörden schlummern." Der gemeinsame Runderlass schaffe die nötige Transparenz, "um potenzielle Übeltäter zur ordnungsgemäßen Verbringung anzuhalten". Dazu gehört nach Meyers Worten auch, "dass unseriösen Güllehändlern das Handwerk gelegt wird. Wir werden eine Zertifzierung von Transportunternehmen und Güllebörsen anstreben."

Tierbestände sind gewachsen

Insgesamt wurden in dem Nährstoffbericht etwa 11.600 abgebende und rund 21.700 aufnehmende Betriebe verzeichnet worden. Laut Bericht liegt die Ursache für den auf 59,2 Millionen Tonnen angestiegenen Dung- und Gärresteanfall maßgeblich daran, dass die Zahl der Rinder im Vergleich zum Berichtszeitraum des ersten Nährstoffberichts um 3,1 Prozent auf 2,6 Millionen und bei Geflügel die Zahl der Tiere um 2,3 Prozent auf 105 Millionen zugenommen hat. Hinzu kommt, dass der Substrat-Input bei Biogasanlagen und damit auch der Gärreste-Output sich erheblich erhöht haben. 
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