Das Umweltbundesamt titelt in ihrer Pressemitteilung am Wochenende: "Zu viel Dünger: Trinkwasser könnte teurer werden". Grundlage ist eine Studie vom Umweltbundesamt zum Nitratgehalt im Grundwasser. Laut dieser Studie könnte sich Trinkwasser in etlichen Regionen Deutschlands in Zukunft spürbar verteuern. Grund sei die hohe Belastung des Grundwassers mit Nitrat. Über 27 Prozent der Grundwasserkörper würden demzufolge derzeit den Grenzwert von 50 mg/l überschreiten.
Ein Blick in die Studie zeigt, dass die Nitratwerte in zwei Regionen mit hohem Viehbesatz über den Grenzwerten lagen. In anderen Regionen sinken die Nitratwerte, obwohl Landwirtschaft auf den Flächen stattfindet.
Diese Modellregionen wurden auf Nitratgehalte untersucht
In folgenden Modellregionen wurden die Daten mit Kooperationspartnern aus der Wasserwirtschaft für die Studie erhoben. Die Primärdatenerhebung stützt sich dabei auf Modellregionen von drei verschiedenen Kooperationspartnern:
- dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband: Regionen in Südoldenburg und Ostfriesland,
- der RheinEnergie AG: Regionen linksrheinisch und und rechtsrheinisch und der
- Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH: Region Holsterhausen/Üfter Mark.
Modellregionen Niedersachen: schlechte Nitratwerte
Laut der Studie vom Umweltbundesamt überschreiten mehr als 27 Prozent der Grundwasserkörper derzeit den Grenzwert von 50 mg/l. "Gerade in Gebieten mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ist das Grundwasser häufig durch zu viel Stickstoff belastet."
Die erste untersuchte Region ist Südoldenburg, beschreibt allgemein das Gebiet des Oldenburger Münsterlandes in Niedersachsen und umfasst im Allgemeinen die beiden Landkreise Cloppenburg und Vechta. In der Modellregion Südoldenburg befänden sich laut Studie alle Grundwasserkörper bezüglich Nitrat in einem schlechten chemischen Zustand, hinsichtlich PSM bis auf eine Ausnahme in einem guten Zustand. Cloppenburg ist laut Studie mit 1.242.052 Schweinen und 149.886 Rindern genau wie Vechta mit 1.058.798 Schweinen und 86.609 Rindern eine Region mit dem höchsten Viehbesatz in ganz Deutschland.
Modellregionen NRW: Nitratgehalte unterm Grenzwert
Modellregion der RheinEnergie (linksrheinisch): Das Untersuchungsgebiet befindet sich im linksrheinischen Kölner Norden und erstreckt sich auch über Teile des angrenzenden Rhein-Erft-Kreises. Im Grundwasser seien keine PSM -Befunde vorhanden. Hinsichtlich der Nitratgehalte im Grundwasser sei im Vergleich zum Jahr 1990 eine Abnahme von rund 12 Prozent (%) erkennbar. Seit zirka 2001 stagnierte die Nitratkonzentration unter landwirtschaftlichen Flächen bei 50 mg/l.
In dieser Modellregion sind vorwiegend Ackerbaubetriebe anzutreffen, die häufig über weitere Betriebszweige verfügen (z. B. Pensionspferdehaltung, Hofläden, Spargel- oder Erdbeerfelder). Die durchschnittliche Größe der landwirtschaftlichen Fläche pro Betrieb beträgt ca. 100 ha.
Nitratkonzentrationen sinken
Modellregion der RheinEnergie (rechtsrheinisch): Es handelt sich um eine Ackerbauregion ohne nennenswerte Viehhaltung mit einem laut Studie "enormen Importdruck bei Gülle und Gärresten aus den Niederlanden und dem Münsterland". Zusätzlich befindet sich in der Modellregion eine Biogasanlage mit einer Leistung von500 kW.
"Es liegen keine PSM-Befunde gemäß der Bestimmungswerte im Grundwasser vor. Deren Abnahme beträgt seit dem ca. 20 % unter landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die Reduktionen in den Förderbrunnen können über den Zeitraum 1985 bis 2016 sogar über 70 % betragen und belegen somit eindrucksvoll, dass eine Nitratkontamination im Grundwasser nicht immer nur durch die Landwirtschaft induziert wird", heißt es in der Studie.
Modellregion Münsterland: Nitratgehalte über dem Grenzwert
Die Landwirtschaft im westlichen Münsterland zählt zu den leistungsfähigsten Regionen des Agrobusiness in Deutschland, schreiben die Verfasser der UBA-Studie. Im Münsterland findet dabei eine Konzentration der landwirtschaftlichen Produktion statt, insbesondere bei der Veredelung, im Futtermittelsektors, dem Ernährungsgewerbe sowie der Biogasproduktion.
Mit einer Ausnahme befinden sich alle Grundwasserkörper bezüglich Nitrat in einem schlechten chemischen Zustand, heißt es in der Studie. So zeigen sich insbesondere in den flach verfilterten Messstellen unterhalb von landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten Nitratkonzentrationen von bis zu 260 mg/l.
Das meint agrarheute:
Das Umweltbundesamt hat die Ergebnisse der Messstellen aus den Regionen mit hohem Viehbesatz in den Vordergrund gestellt und für eine Überschrift benutzt, die Angst bei vielen Verbrauchern auslöst. Die Überschrift "Zu viel Dünger: Trinkwasser könnte teurer werden" spiegelt unserer Meinung nach nicht die Ergebnisse der Studie wider.
Fakt ist, dass die Nitratgehalte in den Regionen mit hohem Viehbesatz teilweise deutlich über den Grenzwerten liegen. Fakt ist aber auch, dass diese Werte nicht auf Deutschland übertragen werden können. Denn die Studie zeigt auch, dass Nitratwerte trotz Landwirtschaft in vielen Regionen sinken.
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