
Bauern sind Tierquäler“ oder „Landwirte verseuchen die Umwelt“ – solche pauschalen Vorurteile hört man immer öfter aus der Gesellschaft. Was fehlt, sind Wertschätzung für die regionale Lebensmittelerzeugung und reale Einblicke in die tägliche Arbeit von Landwirtinnen und Landwirten. Aus diesem Grund haben uns wir, das Autorenteam des 127. Herrschinger Grundkurses, damit beschäftigt, wie man die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Öffentlichkeitsarbeit wieder näher an die Landwirtschaft heranführen kann. Zusammen mit AgriExperts, dem Marktforschungspanel des Deutschen Landwirtschaftsverlags, haben wir dafür eine Umfrage innerhalb des Grundkurs durchgeführt. Wir wollten wissen, wie hoch die 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Potenzial von Öffentlichkeitsarbeit durch Landwirte einschätzen und was sie selbst schon auf ihren Betrieben umsetzen. An der Umfrage haben 36 Männer und zehn Frauen teilgenommen, die im Schnitt Anfang 20 sind und aus ganz Bayern kommen. Darunter bewirtschaften 98% einen landwirtschaftlichen Betrieb. Ein Großteil (86 %) führt diesen im Haupterwerb.
Ausnahmslos alle Umfrageteilnehmer finden es wichtig bis sehr wichtig, was Verbraucherinnen und Verbraucher von der Landwirtschaft denken. Darauffolgend sehen 79 % der Befragten die Öffentlichkeitsarbeit von Bäuerinnen und Bauern als Chance, das Image der Landwirtschaft zu verbessern. Wie ein Teilnehmer in die Umfrage schreibt, braucht es diese Form der Aufklärung, weil „der Großteil der Bevölkerung den Bezug zur Landwirtschaft und den Lebensmitteln verloren hat.“
Miteinander reden!
Im Rahmen vieler Gespräche, die der Grundkurs in den letzten drei Monaten – mit Verbrauchern und Experten – geführt hat, kam heraus, dass immer noch viele Leute wenig Ahnung von der landwirtschaftlichen Arbeit und der regionalen Lebensmittelerzeugung haben. Gleichzeitig sei das Interesse bei den Leuten aber da. Das merke man an ihren Reaktionen bei Gesprächen: „Es macht Spaß, den Leuten ein Bild der Landwirtschaft zu zeigen, wie es wirklich ist“, berichtet ein Teilnehmer. Deshalb plant die Hälfte (48%) der jungen Landwirte, von nun an mehr Öffentlichkeitsarbeit auf ihren Betrieben zu machen. Ein Fünftel will sogar auf jeden Fall aktiver werden.
Ihr Ziel: Vor allem auch die Leute in den Städten erreichen. „Gerade da ist Aufklärung wichtig, weil die keine bis wenig Berührungspunkte mit der Landwirtschaft haben“, so ein Grundkursler. Doch welche Wege gibt es, um das Ansehen der Landwirtschaft zu stärken?
Image bessern, aber wie?
Es gibt verschiedene Arten, die Menschen mit der Arbeit der bayerischen Bäuerinnen und Bauern in Berührung zu bringen – sowohl digital als auch in der Realität. Bei der Umfrage kam heraus, dass die Junglandwirte digitale Öffentlichkeitsarbeit genauso wichtig finden wie die Öffentlichkeitsarbeit im echten Leben. Jeweils 77 % (bei Mehrfachnennung) stimmten dafür ab.

Gerade mit analogen Angeboten, wie zum Beispiel Hofaktionen, erreicht man eine breite Altersgruppen – insbesondere Kinder. Im Alltag kann man zudem auch ohne Social Media und mit wenig Zeitaufwand dem Verbraucher ein gutes Bild von der Landwirtschaft vermitteln: Das beginnt schon bei einem gepflegtem Hofbild und dem respektvollen Umgang mit der Gesellschaft. „Wenn man seinen Hof regelmäßig kehrt und in Schuss hält, hat das eine positive Wirkung nach außen“, berichtet eine junge Landwirtin aus dem Grundkurs. Auch das Engagement in der eigenen Region ist hilfreich, um das Ansehen der Landwirtschaft wieder aufzuwerten. Hof- und Feldtafeln sind eine gute Möglichkeit, den Verbraucher zu informieren. 58 % der Grundkursler praktizieren das bereits auf ihren Höfen.
Bei der digitalen Öffentlichkeitsarbeit ist bei den Junglandwirten Instagram mit 83% die meistgenutzte Plattform, gefolgt von WhatsApp (50 %) und Facebook (42 %). Die meisten (93%) verfolgen auch selbst die Arbeit ihrer Berufskollegen im Netz. Ein Drittel der Befragten nutzt Interviews in den lokalen Medien zusätzlich für Öffentlichkeitsarbeit.
They like it!
Alle Arten von Öffentlichkeitsarbeit haben eines gemeinsam: Man bekommt Rückmeldung. Zugegebenermaßen kann dies positiv und negativ sein. Das Feedback lässt uns aber erkennen, ob wir erfolgreich waren oder wo es noch Nachbesserungsbedarf gibt. Wer sich Sorgen über Hasskommentare macht, kann beruhigt sein: Die Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie zu 100% Likes erhalten. Negative Kommentare oder sogar Hassnachrichten haben 67 % der Befragten noch nie bekommen. Ein Viertel bisher nur selten.
Ganz im Gegenteil erzählen die bereits engagierten Junglandwirte, dass es hauptsächlich positive Rückmeldungen auf ihre Beiträge gibt. Das Engagement wird mit interessierten Rückfragen und bestätigenden Kommentaren belohnt. Auch steigende Followerzahlen sind ein Zeichen für gute und erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit.
Negative Reaktionen sind aber nicht ausgeschlossen. Kommen sie vor, gilt es Ruhe zu bewahren und vor allem sachliche und fachliche Gegenargumente vorzubringen –vorausgesetzt der Absender ist für eine Diskussion offen. Hetzerische oder beleidigende Kommentare sollte man hingegen ignorieren, löschen oder sogar zur Anzeige bringen. Da negative Reaktionen aber die Ausnahme sind, kann man insgesamt von einem positiven Effekt der Öffentlichkeitsarbeit, auf das Image der Landwirtschaft sprechen.
Ein wichtiges Thema ist der Zeitaufwand. Bei unserer Umfrage konnten wir feststellen, dass sich bei den befragten Betrieben ein bis zwei Personen um die Öffentlichkeitsarbeit am Hof kümmern. Im Schnitt investieren sie circa eine bis sechs Stunden in der Woche dafür. Heraus kam auch, dass 83 % gerne mehr Zeit investieren möchten.
Schaffe ich das zeitlich?
Sie gaben an, „andere Arbeiten auf dem Feld und im Büro“ hindern sie daran. Gleichzeitig wollen die Junglandwirte die Aufgaben aber auch nicht an einen externen Dienstleister abgeben. 92 % stimmten dagegen.
Der Herrschinger Grundkurs ist sich einig: Öffentlichkeitsarbeit ist in der heutigen Zeit so wichtig wie nie zuvor. Nur gemeinsam können Landwirte das Image der Landwirtschaft nachhaltig verbessern. Jeder kann und sollte seinen Teil dazu beitragen. Das fängt schon damit an, dass er offen auf seine Mitmenschen zugeht. Nur wenn wir den Verbrauchern zeigen, was wir können, holen wir sie wieder näher an die Landwirtschaft heran. Traut euch und fangt an!
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