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Bildsprache

Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft: So gelingen Fotos

Profifotograf auf der Kuhweide
am Donnerstag, 18.02.2021 - 09:30 (Jetzt kommentieren)

Wer Öffentlichkeitsarbeit für seinen Betrieb macht, braucht die passenden Bilder. Denn nichts wirkt stärker auf uns als optische Eindrücke. Bilder können Geschichten erzählen. Aber Vorsicht: Manchmal erzählen sie auch falsche Geschichten.

"Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte", meint der Volksmund. Und er hat recht: Nichts wirkt auf uns stärker und anhaltender als ein optischer Eindruck – vor allem der berühmte erste. Und Fotos sind sozusagen ein eingefrorener erster Eindruck.

Aus diesem Grund sollten Bilder für die Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft sorgfältig geplant, ausgewählt und eingesetzt werden. Denn ein falscher erster Eindruck ist schwer wieder zurechtzurücken.

Für jedes Foto (auch den schnellen Schnappschuss) gilt: Lieber zweimal checken, ob es tatsächlich das aussagt, was es soll. Vor allem in Zeiten von Facebook, Instagram, Twitter und Co. sind einmal gepostete Bilder nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Und es kann mehr als lästig sein, ein ungünstiges Bild immer wieder aufs Neue richtigstellen und erklären zu müssen.

Gute Vorbereitung ist das halbe Foto

Für die Planung von Fotos sollte man sich ein bisschen Zeit nehmen. Folgendes sollte durchdacht werden:

  • Was will ich zeigen und was will ich damit vermitteln?
  • Wer oder was soll in welcher Situation aufs Bild?
  • Vor welchem Hintergrund/in welchem Umfeld soll das Foto entstehen?
  • Was könnte stören?
  • Was könnte den gewünschten Eindruck verstärken?

Vor allem für Tierfotos gilt dabei: Lieber ein bisschen mehr Mühe investieren. Dazu gehört, das betreffende Tier – wenn nötig – zu putzen, einen schönen Hintergrund zu wählen, die notwendige Ruhe zu schaffen und notfalls Helfer zu besorgen, die für einen aufmerksamen Gesichtsausdruck (gespitzte Ohren) sorgen. Nicht umsonst reisen Profitierfotografen oft mit einem ganzen Magazin aus Tröten, Knisterfolie und Rascheltüten an.

Aber auch zu viel Styling kann falsche Eindrücke wecken. Das berühmte Bullenkatalogfoto mit Sandhäufchen unter den Vorderbeinen, schnurgerader Rückenlinie und Toupet an der Schwanzquaste wirkt vor allem auf Laien eher befremdlich. Wählen Sie lieber ungewöhnliche Situationen und Perspektiven (siehe Bildergalerie unter diesem Beitrag).

Der richtige Moment

Vor allem, wenn Personen in Aktion (zum Beispiel bei der Arbeit) fotografiert werden, ist der richtige Auslösemoment wichtig. Wer sich selbst – zur Gaudi der gesamten Verwandtschaft – schon einmal auf dem Familienfoto von Omas Geburtstagstafel mit vollen Backen, Tortenguss am Kinn und halbgeschlossenen Augen wiederfinden durfte, kennt das Problem. Also lieber eine ganze Serie fotografieren und dann das beste Bild auswählen.

Und auch für Familienmitglieder und Mitarbeiter gilt: Auf ein Foto, das veröffentlicht werden soll, dürfen nur Personen, die damit einverstanden sind. Vor allem bei Kindern ist in dieser Hinsicht Vorsicht geboten: Wenn es nicht die eigenen sind, braucht es eine Zusage von einem Erziehungsberechtigten. Das wird besonders dann wichtig, wenn wieder Hoffeste möglich sind.

Generell sollten Sie bei Personenfotos beachten:

  • auf saubere und intakte Kleidung checken (gerade bei Arbeitskleidung ist das oft wichtig), gern Farbe ins Spiel bringen
  • nicht in die Sonne blinzeln lassen, aber auch Gegenlicht vermeiden,
  • bei "Aktionsfotos" missverständliche Mimik und Gestik vermeiden
  • nicht mit starkem Weitwinkel fotografieren (Lange-Nase-Effekt), es sei denn, dieser Effekt ist für ein scherzhaftes Foto erwünscht.

Auch bei gestellten Porträt- und vor allem Gruppenfotos unbedingt mehrere Bilder schießen. Einer hat fast immer die Augen zu. Und um des betrieblichen und familiären Friedes willen: Lassen Sie die Protagonisten vor der Veröffentlichung der Bilder nochmal drüber schauen und bei Bedarf Veto gegen eine Aufnahme einlegen. 

Licht und Schatten

Ein gutes Foto besticht durch gutes Licht. Die richtige Auswahl kann hier für eine ganz entscheidende Stimmung sorgen. Gewitterstimmung über dem Hof ist geeignet, um Sorgen und Probleme zu illustrieren. Sonne und blauer Himmel dagegen wirken fast immer leicht und fröhlich. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel: In langen Trockenperioden können solche "Schönwetterfotos" durchaus bedrohlich wirken.

Generell sind Außenaufnahmen bei grellem Mittagslicht ebenso problematisch wie Fotos im Halbdunkel. Beides ist von Laien kaum gut zu bewältigen. Wählen Sie für geplante Fotos also lieber die Morgen- oder Nachmittagsstunden oder einen leicht bedeckten Himmel, der Schlagschatten verhindert.

Eine ebenso große Rolle spielt die Farbigkeit. Schwarzweißaufnahmen sind im Trend und wirken künstlerisch. Doch sie verlangen ein gutes Gespür für Kontraste und können auf einer Website oder in den sozialen Medien düster und freudlos wirken. Gehen Sie mit diesem Stilmittel also lieber sparsam um.

Fotos nicht "verschlimmbessern"!

Überhaupt ist Bildbearbeitung heute dank entsprechender Software zwar leicht, aber nicht einfach. Will sagen: Wer an Farbe, Kontrast, Belichtung und Schärfe dreht, sollte das mit Bedacht tun. Auch der Einsatz der so beliebten Filter-Apps auf dem Handy kann nach hinten losgehen. Hier gilt wie bei Schwarzweißfotos: Lieber sparsam und nur dort, wo gewünschte Eindrücke auf diese Art zu verstärken sind, einsetzen.

Viel Wirkung mit wenig Aufwand erzielt ein geschickter Zuschnitt eines Fotos. Verschiedene Bildausschnitte ein und desselben Ursprungsfotos können gänzlich verschiedene Eindrücke vermitteln. Und natürlich eignet sich eine Beschneidung auch, um Störfaktoren im Randbereich des Bildes zu beseitigen oder um die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bildabschnitt zu lenken. Trotzdem sollten Sie nicht vergessen: Ein Foto lebt auch vom Umfeld. Und es wirkt authentischer, wenn zu erkennen ist, wo es aufgenommen wurde.

Landwirtschaft heißt auch immer Landschaft

Auch für Landschaftsfotos gibt es den einen oder anderen Kniff, der die hübsche Gegend noch attraktiver macht:

  • Fotos wirken besonders spannend, wenn sie mal nicht auf Augenhöhe geschossen wurden; gehen Sie zu Boden oder suchen Sie sich einen erhöhten Punkt. Das gilt besonders fürs "platte Land".
  • Wolkenlos blauer Himmel ist nett zur Erntezeit, wirkt auf Fotos aber oft öde. Warten Sie auf ein paar "Deko-Wölkchen". Die wirken Wunder.
  • Schlechtes Wetter gibt es nicht: Nebel, Gewitter, Regen, Sturm - alles kann einem Foto Spannung verschaffen. Da sich so etwas aber kaum planen lässt, legen Sie sich ruhig ein Sammlung ungewöhnlicher Wetterverhältnisse an.
  • Vor allem weite, großflächige Landschaften wirken oft leer. Das Auge sucht etwas zum Festhalten. Ein Zweig oder ein Grasbüschel im Vordergrund – notfalls auch selbst oder von einem Helfer ins Bild gehalten – retten solche Fotos.

Fotos sollten für sich selbst sprechen

Etwas Wichtiges noch zum Schluss: Veröffentlichen Sie keine Bilder, die nur mit aufwändiger Erklärung richtig zu verstehen sind. In den sozialen Medien werden Fotos oft ohne den Ursprungskommentar verbreitet, nicht selten sogar bewusst anders kommentiert.

Also vermeiden Sie in Ihrer Öffentlichkeitsarbeit nach Möglichkeit Bilder, auf denen zum Beispiel Tiere krank oder ungepflegt aussehen (das gilt auch für den "normalen Stallschmutz" oder einen ungünstigen Moment, in dem die Ohren oder der Kopf müde hängen – der Laie kann das nicht einordnen). Eine Kuh oder ein Schwein müssen nicht glänzen wie aus dem Ei gepellt, aber mistverklebte Euter und Beine werden im Netz schnell zum Beweis einer schlechten Tierhaltung.

Selbstredend gelten diese Tipps nicht für geschlossene Fachforen, in denen Landwirte untereinander beispielsweise Krankheitssymptome oder Eingriffe am Tier diskutieren. Doch auch hier lohnt ein Blick in die Foreneinstellungen, damit Bilder nicht ungewollt verbreitet werden.

Einen ausführlichen Beitrag zum Thema: "Der erste Eindruck: Was Landwirte über Fotos wissen sollten" lesen Sie in unserer gedruckten Februarausgabe und natürlich auch im agrarheute-Digitalmagazin.

Die folgende Bildergalerie zeigt einige Beispiele zur Wirkung der genannten Fototipps:

Öffentlichkeitsarbeit: Fotos richtig wirken lassen

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