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Dorf und Familie

Pferdesteuer: Der Weg zum `Luxushobby`

am Freitag, 12.04.2013 - 07:25 (Jetzt kommentieren)

Hessen - Die Gemeinde Bad Sooden-Allendorf hat erstmals eine Pferdesteuer eingeführt. Über 200 Euro sind pro Jahr pro Pferd abzugeben. In anderen Gegenden ist von bis zu 750 Euro die Rede.

Grund für diese außergewöhnliche Maßnahme sind die leeren Kassen vieler Städte und Gemeinden. Da die Pferdesteuer eine kommunale Aufwandsteuer ist, kann jede Kommune selbst darüber entscheiden. So trifft es wohl vor allem jene Gegenden, die finanziell schlechter gestellt sind.
 
In Bayern ist beispielsweise keine Rede davon. Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) bestätigte in einer Stellungnahme, dass das Ministerium die Pferdesteuer ablehnen würde. Vielmehr bedürfe es als Jugendsport einer Förderung.

Argumente gegen die Pferdesteuer

In weiten Teile Deutschlands sieht dies etwas anders aus. Circa 200 Städte und Gemeinden haben bereits öffentlich bekannt, die Einführung zu überprüfen. Experten befürchten eine ähnliche Entwicklung wie bei unseren südlichen Nachbarn, in Italien. Dort kostete die Maßnahme vielen Tieren das Leben, da sich die Halter aufgrund der hohen finanziellen Belastung das zum "Luxus" gewordenen Hobby nicht mehr leisten konnten. Auch von einem jahrelangen "Gnadenbrot" für ältere Tiere ist meist keine Rede mehr. Pferdesport und -haltung ist bereits jetzt mit hohen Kosten verbunden. Man muss sich erst einmal ein Pferd "leisten können". Darauf nun noch eine Steuer zu setzen, wäre wohl auch für viele deutsche Halter fatal.

Erfolgsgeschichte "Pferd" im Gefahr

Es gibt neben der unsicheren Zukunft für viele Tiere weitere Argumente. Neben der Gefährdung vieler Arbeitsplätze, die sich durch den Reitsport ergeben, würde erstmals eine Steuer auf eine Sportart erhoben werden. Zudem träfe es, wie Brunner schon deutlich machte, vor allem junge Reiter, die ohnehin bereits ihr ganzes Taschengeld für die Tiere ausgeben würden. Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) übt heftige Kritik. Gemeinsam mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie dem Bund der Steuerzahler Deutschland sprach man sich in einer gemeinsamen Erklärung deutlich gegen eine Pferdesteuer aus. Eine solche Maßnahme sei "kompliziert, intransparent und verursache nicht zu rechtfertigende Verwaltungskosten."

Online-Stimmen gegen die Pferdesteuer

Pferdesport werde zudem in großem Maße von ehrenamtlicher Arbeit getragen und eine Steuer wäre somit ein völlig falsches Signal an aktive Menschen im ländlichen Raum. Viele Arbeitsplätze hängen mit Reitsport und Pferdehaltung zusammen. Der DBV schätzt, dass sich rund 25.000 bis 30.000 landwirtschaftliche Betriebe auf diese Sparte spezialisiert haben. Vor allem auch die Pensions-Pferdehaltung ist bei vielen Landwirten zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden. Jedoch hätten die Betriebe in der letzten Zeit finanziell schon genug gelitten, beispielsweise mit der Abschaffung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Pferdepensionen. Eine erneute steuerliche Belastung könnte für viele schwierig werden. Bis zum 31. März konnte man sich nun per Internet im Rahmen einer Petition gegen die Pferdesteuer aussprechen. Über 200.000 Menschen haben sich online gegen die Maßnahme eingetragen. Doch auch in vielen Ställen oder auf Messen, wie der "Equitana", wurden Stimmen gesammelt. Nun erfolgt also die Auszählung. Das Ergebnis wird gespannt erwartet.

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