
Im Interview mit agrarheute.com berichtet Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen, welchen Nutzen Hoffeste haben, wie hoch die Kosten pro erreichte Person sind, was auf einem Hoffest nicht fehlen darf und welche Fehler vermieden werden sollten.
Hoffeste auf dem Betrieb sind mit hohem zeitlichen, aber auch finanziellen Aufwand verbunden. Warum sollten Betriebe trotzdem diesen Aufwand nicht scheuen?
Kundengewinnung und insbesondere Kundenbindung geschieht zu ganz wesentlichen Teilen über Emotionen. Die aktuelle Preiskrise hat wieder einmal gezeigt, dass Stammkunden sehr wichtig sind, die sind viel weniger abgesprungen. Der Aufwand für ein Hoffest ist hoch, und natürlich muss jeder Betrieb wissen, ob er das stemmen kann. Aber letztlich ist entscheidend, wie hoch die Kosten pro erreichter Person aus der Zielgruppe ist. In der Werbesprache: Es geht um den sog. Tausend-Kontakte-Preis, wie viel Euro muss ich aufwenden, um 1.000 Menschen anzusprechen. Und da schneiden Hoffeste gegenüber klassischer Werbung vielfach gut ab.
Eine betriebswirtschaftliche Analyse – kann man den Nutzen allgemein in Zahlen darstellen?
Wir hatten vor einigen Jahren dazu eine Studie durchgeführt. Damals war es so, dass Netto, also nach Gegenrechnung der Einnahmen des Hoffestes, im Durchschnitt der untersuchten Hoffeste ein Aufwand von 2 Euro pro Teilnehmer herauskam. Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich um eine sehr hochwertige, weil tiefe und emotionale Werbung handelt, dann ist das günstig. Da die Studie vor gut 10 Jahren stattfand, dürften es heute übrigens vielleicht eher 3 Euro pro Person sein.
Was darf auf einem Hoffest in puncto Kundenbindung und -gewinnung nicht fehlen?
Für Direktvermarkter sind die eigenen Produkte und Verkostungen zentral. Hüpfburgen für Kinder sind nett, aber im Kern geht es darum, die möglichen Kunden von den eigenen Produkten zu überzeugen. Da lohnt es sich vielleicht auch mal, einen guten Koch zu engagieren. Und vernetzen sie sich mit anderen Direktvermarktern.
Was sollte definitiv vermieden werden?
Rechtliche Fehler, zum Beispiel fehlende Anmeldung bei den Behörden oder auch zu wenig Parkplätze.
Damit es nicht nur ein Gefühl bleibt – wie kann ein Betrieb nach einem Hoffest den Erfolg oder Misserfolg bewerten?
Versuchen sie eine grobe Erfolgskontrolle: Am wichtigsten: Wie viele Teilnehmer (Schätzung)? Höhe der Kosten inkl. eigener bewerteter Arbeitszeit abzüglich Deckungsbeitrag der verkauften Produkte.
Hoffest richtig planen - Tipps
- Der Termin entscheidet auch über den Erfolg: Schauen Sie, dass Ihr Termin nicht in den Ferien liegt oder sich mit anderen Veranstaltungen in der Region überschneidet. Ein Samstag oder Sonntag sind immer passender als ein Termin in Woche.
- Alle sollen es wissen: nutzen Sie alle Kanäle, um Werbung für Ihre Hoffest zu machen. Geeignet sind regionale Zeitungen, die auch gerne für einen Bericht im Anschluss eingeladen werden können und auch die Sozialen Netzwerke sowie WhatsApp-Gruppen und Plakate (auf dem Hof, in den umliegenden Geschäften, Kindergärten und Schulen).
- Sorgen Sie im Vorfeld für ausreichend Hilfe vor und während des Hoffestes - viele Schulten tragen so ein Event leichter.
- Wenn Besuch kommt, wird auch das Haus aufgeräumt - Gleiches gilt auch für den Hof. Selbst die Rumpelecken, in die ja eigentlich niemand schauen sollte, müssen verschwinden.
- Wichtig sind auch die Hausregeln: gerade bei Betrieben mit Tierbestand sollte besonders auf Hygiene und Verhalten der Besucher geachtet werden. Darauf kann man mit netten, kleinen Schildern hinweisen.
- Sprechen Sie ihre Gäste direkt an - begrüßen Sie sie, kommen Sie ins Gespräch!
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