Das hat Ministerpräsident Wladimir Putin klargestellt. Beim Erreichen der Höchstgrenze würden Exportzölle verhängt, kündigte Putin am Dienstag vergangener Woche bei seinem Gespräch mit Landwirten in der Region Stawropol an. In dem Zusammenhang hat er die Exporteure davor gewarnt, Verträge für übermäßige Mengen abzuschließen, teilte der Moskauer Regierungspressedienst mit. Eine Intervention am Getreidemarkt in der bisher gewöhnlichen Form ist 2011/12 nach Putins Worten nicht mehr vorgesehen, dafür aber erstmals der staatliche Ankauf mit der für die Produzenten verbundenen Möglichkeit, die Ware später zurückzuerwerben.
Das Wirtschaftsministerium bevorzugt dagegen, eventuelle Exporteinschränkungen nicht von der schwer zu ermittelnden Ausfuhrmenge, sondern von der Entwicklung der Getreidepreise am Binnenmarkt abhängig zu machen, wie der stellvertretende Ressortchef Andrej Klepatsch am gleichen Tag klarstellte. Man erwarte zwar einen Preisanstieg; dieser dürfte aber nicht zu stark sein. Klepatsch schloss dabei eine Situation nicht aus, bei der die Exporteinschränkung gar nicht erforderlich wäre. Dennoch habe das Ministerium seine Berechnungen für die flexiblen Ausfuhrzölle vorgelegt, die je nach der Entwicklung der Weltmarktpreise variieren sollten.
Exportpotential zur Hälfte ausgeschöpft
Seit Anfang des Wirtschaftsjahres sind aus Russland bis Mitte vergangener Woche rund 12 Millionen Tonnen Getreide exportiert worden, teilte der zuständige Abteilungsleiter im russischen Landwirtschaftsministerium, Sergej Suchow mit. Sollte sich Moskau zur Einführung von Exportzöllen auf Getreide entschließen, würde nach Suchows Worten die gleiche Maßnahme auch den Zollunionspartnern Weißrussland und Kasachstan vorgeschlagen. Allerdings überließen die geltenden Vereinbarungen Minsk und Astana die Entscheidung darüber, ob sie der Empfehlung folgen würden oder nicht, erläuterte der Beamte. Der Exekutivsekretär des kasachischen Landwirtschaftsministeriums, Jewgenij Aman, stellte daraufhin klar, sein Land plane 2011/12 keine Exportverbote für irgendwelche landwirtschaftlichen Kulturen. Neben der sich abzeichnenden Rekordernte von Getreide gebe es in Kasachstan keinen Mangel an pflanzlichen Erzeugnissen. Die Produktion von Ölsaaten beispielsweise dürfte mit rund 1,5 Millionen Tonnen doppelt so umfangreich ausfallen wie im vergangenen Jahr. Russlands Staatspräsident Dmitrij Medwedew hat die heimische Eisenbahngesellschaft und andere Inhaber von Waggons für die Getreidebeförderung inzwischen aufgefordert, Verträge mit Exporteuren einzuhalten. Damit reagierte Medwedew auf den Unmut der Händler wegen des sich verschärfenden Waggonmangels.
Zuckerexport intensiviert sich
Russland wird in diesem Jahr höchstwahrscheinlich auf sonst traditionelle Einfuhren von Rohzucker verzichten. Das hat der erste stellvertretende Ministerpräsident Viktor Subkow angekündigt. Der Bedarf heimischer Zuckerfabriken werde durch eine Rekordernte von rund 40 Millionen Tonnen Zuckerrüben gedeckt, erklärte Subkow bei einer Videokonferenz. Im Vergleich zu den Jahren 2010 und 2009 würde das einen Produktionszuwachs um 80 beziehungsweise 60 Prozent bedeuten. Die Branchenorganisation Sojusrossachar bezifferte die möglichen Ausfuhren von Weißzucker in diesem Wirtschaftsjahr auf mehr als 200.000 Tonnen. Im November sollen bis zu 45.000 Tonnen ausgeführt werden, vor allem gemäß geschlossener Verträge mit Importeuren in Italien und Montenegro. In August und September sind aus Russland nach Angaben von Sojusrossachar insgesamt rund 36.000 Tonnen Zucker ausgeführt worden, in erster Linie nach Kasachstan sowie nach Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Afghanistan.
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