Der Fernsehsender ARD hat am Montagabend eine NDR-Dokumentation mit dem Titel "Lohnsklaven in Deutschland - miese Jobs für billiges Fleisch" gesendet. Darin werden Dumpinglöhne, unmenschliche Arbeitsbedingungen, unwürdige Unterkünfte und Ausbeutung von osteuropäischen Leiharbeitern in der deutschen Fleischindustrie angeprangert.
Wie bereits am Montag berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen Schlachthöfe und Zerlegebetriebe, in denen erneut Leiharbeiter-Kolonnen systematisch schwarz beschäftigt worden sein sollen. Es werde gegen 22 Beschuldigte und ein Firmengeflecht von rund zwei Dutzend Unternehmen ermittelt, bestätigte Staatsanwalt Ralf Möllmann am Montag Informationen des "Norddeutschen Rundfunks".
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Durchsuchungen in mehreren Bundesländern
Durchsuchungen gab es laut dpa in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein, Berlin und Thüringen. Die Orte wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt.
Bereits Mitte Mai hätten 450 Polizisten, Zollbeamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte bundesweit an 90 Orten Büros und Wohnungen durchsucht. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass mit dem Einsatz der Leiharbeiter aus Rumänien und Polen von den Firmen Steuern und Sozialabgaben in Millionenhöhe hinterzogen wurden. "Die Arbeits- und Lebensbedingungen der meist osteuropäischen Arbeiter auf deutschen Schlachthöfen sind ein Skandal", kritisierte Gewerkschafts-Chef Klaus Wiesehügel.
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Problem hat sich 'seit zwei, drei Jahren weiter verstärkt'
Aus Österreich, Belgien und Frankreich gibt es seit längerer Zeit heftige Kritik. Die belgische Regierung hat sich bei der EU-Kommission bereits über Sozialdumping und Wettbewerbsverzerrung beschwert.
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Das Problem mit der Billigkonkurrenz gebe es seit einigen Jahren. Seit zwei, drei Jahren habe es sich weiter verstärkt, erklärt Johann Schlederer von der österreichischen Schweinebörse. Deutsches Schweinefleisch könne nach dem Schlacht- und Zerlegeprozess um bis zu 20 Prozent günstiger in Österreich angeboten werden, was den Preis um mehrere Cent pro Kilogramm nach unten drücke.
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