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Kleine Anfrage im Bundestag

Regierung: Keine speziellen Fördermaßnahmen für Agrarfrauen geplant

Junge Frau vor Traktor
am Montag, 08.07.2019 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die Fraktion der Linken hat im Bundestag nach speziellen Fördermaßnahmen für Frauen im Agrarbereich angefragt. Die Antwortausbeute blieb eher mager.

Frauen sind in landwirtschaftlichen Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Das liegt vor allem in der traditionellen Verhaftung begründet: Bis vor wenigen Jahrzehnten war es gänzlich unüblich, dass Landwirtstöchtern Betriebe vererbt oder diese auf Fach- und Hochschulen geschickt wurden.

Doch inzwischen studieren ähnlich viele junge Frauen Landwirtschaft wie Männer. In den Betriebsleitungen finden sich aber noch immer nur rund 10 Prozent Frauen in Spitzenpositionen. Zwar nimmt deren Anzahl zu – unter den 55- bis 64-jährigen Betriebsleitern gab es im Jahr 2016 deutschlandweit 7,9 Prozent Frauen, unter den 25- bis 34-jährigen waren es 14,4 Prozent. Doch die Veränderungen schreiten sehr langsam voran.

Auch die Verdienste differieren noch deutlich: Das Bruttoeinkommen von Frauen lag 2014 in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft 13 Prozent unter dem von Männern.

Fragen an die Bundesregierung

Die Bundestagsfraktion der Linken nahm diese Zahlen zum Anlass, bei der Bundesregierung im Rahmen einer kleinen Anfrage abzuklopfen, ob spezielle Maßnahmen zur Förderung von Frauen in landwirtschaftlichen Führungspositionen angedacht sind.

Die Linken wollten unter anderem wissen:

  • wie die aktuelle Einkommenssituation von Frauen im Agrarbereich sei,
  • mit welchen konkreten Maßnahmen die Bundesregierung aktuell Agrarfrauen fördere und was in dieser Hinsicht geplant sei,
  • wie hoch der Frauenanteil bei der Beantragung von Fördermaßnahmen sei und inwieweit bei deren Bewilligung Gleichstellungsprinzipien berücksichtigt würden sowie
  • ob der Bundesregierung Lohndiskriminierung von Frauen im ländlichen Raum bekannt sei.

Bundesregierung plant keine Frauensonderförderung

Die Bundesregierung verwies in ihrer Antwort vom 26. Juni darauf, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen auch im landwirtschaftlichen Bereich zu ihren Grundprinzipien gehöre. Frauenspezifische Programme bei der Förderung landwirtschaftlicher Betriebe seien nicht geplant, spezielle Mittel dafür stünden nicht bereit.

Um die Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen in der Landwirtschaft zu beurteilen, fördere die Bundesregierung eine qualitative und quantitative Untersuchung durch die Universität Göttingen, das Thünen-Institut und den Deutschen Landfrauenverband. Diese sei auf 36 Monate angelegt, erste Ergebnisse sollen Ende 2021/Anfang 2022 vorliegen.

Zur Frage der Ungleichbezahlung zwischen Frauen und Männern für ähnlich gelagerte Tätigkeiten und Verantworztlichkeiten (Lohndiskriminierung) erklärte die Bundesregierung, dass ihr keine derartigen Informationen vorlägen.

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15 Prozent Einkommensunterschied

Die agrarpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Kirsten Tackmann, dazu: „Aktive Gleichstellungspolitik für Frauen ist auch in der Landwirtschaft und in den ländlichen Räumen keine Frage von Großzügigkeit, sondern ein Rechtsanspruch. [...] Trotz deutlicher Einkommensunterschiede von bis zu 15 Prozent zwischen Frauen und Männern in der Landwirtschaft behauptet die Bundesregierung doch allen Ernstes, dass beide gleichermaßen von den Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik profitieren. Aber ohne faire Bedingungen für Frauen ist weder Landwirtschaft noch Dorf zukunftsfähig.“

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