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Wirtschaft

Rukwied zum Agrarboykott: Märkte werden sich umgestalten

am Dienstag, 19.08.2014 - 17:16 (Jetzt kommentieren)

Ein wichtiges Thema auf der Erntepressekonferenz des Deutschen Bauernverbandes war die Einfuhrsperre Russlands für Waren aus der EU.

Dazu gab DBV-Präsident Joachim Rukwied folgende Aussagen: Betroffen von der russischen Einfuhrsperre sind Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch samt ihren Verarbeitungsprodukten, Milch und Milchprodukte, Fisch, Obst, Gemüse und Nüsse. Nicht betroffen sind Getreide und pflanzliche Öle samt deren Verarbeitungsprodukten, Genussmittel und Getränke.
 
Das russische Embargo betrifft also etwa 40 Prozent der deutschen Agrarexporte nach Russland (bezogen auf 2013), das sind 1,6 Mrd. Euro.
 
Allerdings, schränkte Rukwied ein, wird Russland nun gezwungen sein, seine Importdefizite aus anderen Regionen der Welt zu decken. Diese Regionen dann wiederum könnten dafür Waren aus Europa beziehen. Allerdings wird diese Umgestaltung der Märkte eine Zeit in Anspruch nehmen.
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Kurzfristig ergeben sich vor allem bei Obst und Gemüse für einige Länder Probleme. Aktuelle und durch große Ernten noch verstärkte Überschüsse gibt es etwa bei polnischen Äpfeln und niederländischen Tomaten. Auch andere stark exportorientierte Länder wie Spanien und Griechenland stehen vor Schwierigkeiten. 

Nur geringe Mengen an Obst und Gemüse exportiert

Insgesamt exportierte die EU 2013 716.000 t Gemüse und 1,3 Mio. t Obst nach Russland, vor allem Tomaten, Kohl, Möhren und Zwiebeln sowie Äpfel und Birnen. Der Bundesausschuss Obst und Gemüse gab jedoch bekannt, ergänzte der DBV-Präsident, dass Deutschland von dem Embargo von Obst und Gemüse eher wenig betroffen ist, weil nur sehr geringe Mengen exportiert werden. Die größten Posten waren 2013: 13.500 t Kohl und 9.300 t Äpfel. Mit einem deutlichen Preisrückgang aufgrund des Überangebotes wird derzeit bei Äpfeln, Kohl und Blumenkohl, Möhren und Zwiebeln gerechnet.  
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Generelle Einschätzung der Marktwirkung

Schon länger, betont Rukwied, sei der deutsche Agrarexport nach Russland rückläufig. Bei Schweinefleisch und Milchprodukten gelten seit längerem Handelsbeschränkungen. Insgesamt gingen die deutschen Agrarexporte nach Russland von 527 Mio. Euro im Frühjahr 2013 auf 359 Mio. Euro in diesem Frühjahr zurück - ein Rückgang von über 30 Prozent. Dennoch: die direkten negativen Auswirkungen des neuen Importverbotes auf die deutsche Landwirtschaft werden eher gering sein. Obst, Gemüse und Fleisch haben keinen besonders großen Anteil an der Handelsmenge.
 
Milchprodukte wurden 2013 im Wert von 165 Mio. Euro nach Russland ausgeführt, das entspricht einem Anteil von 1,8 % an den deutschen Milchexporten. Schweinefleisch nach Russland zu exportieren war wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Polen und Litauen schon seit Februar nicht mehr möglich. Rindfleisch wird nur sehr wenig nach Russland exportiert und die Geflügelfleischexporte gingen auch schon seit 2010 wegen Handelshemmnissen drastisch zurück.
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