Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Brand

Schicksalsschlag: Wenn das Feuer den Hof zweimal niederbrennt

Die brennende Lagerhalle des Lindenhofs wird gelöscht.
am Freitag, 09.04.2021 - 08:37 (Jetzt kommentieren)

Einen Brand auf dem Hof fürchtet jeder Landwirt. Der Lindenhof von Ina und Philipp Lichtenthäler wurde gleich zwei Mal vom Feuer heimgesucht – und beide Male haben sie sich fürs Weitermachen entschieden.

Flammen, die sich knisternd die Holzbalken entlang züngeln. Zentimeter für Zentimeter fressen sie sich immer weiter. Was als kleiner Funke in der Elektronik des Traktors beginnt, weitet sich in Windeseile auf den Heuboden aus. Und auf das Dach. Und das Getreidelager. Schnell wird klar: der ganze Hof ist in Gefahr. Von solch einer Situation aus dem Alltagstrott gerissen zu werden, ist wohl der Albtraum eines jeden Landwirts. Auch für Ina und Philipp Lichtenthäler, bei denen es gleich zweimal gebrannt hat. Zum ersten Mal im März 2019.

“Ich höre heute noch das Knacken der PV-Anlage, als die Platten zu heiß geworden sind”, sagt Ina Lichtenthäler. Plötzlich gingen dem Ehepaar lauter Fragen durch den Kopf:

  • Was können wir noch retten?
  • Wie hoch ist der Schaden?
  • Wie geht es jetzt weiter?

Zum Glück haben die beiden ihre Versicherung mit Bedacht gewählt und diese hat ihnen letztendlich geholfen, Antworten zu finden.

Großbrand: in wenigen Minuten vom Kurzschluss zum Vollbrand

Der abgrebrannte Traktor der Familie Lichtenthäler

“Es war einfach ein Kackabend. Ich kam erst um halb neun aus dem Stall, meine Frau Ina brachte eben die Kinder ins Bett, kurz davor hatten wir uns noch gezofft. Und dann stand auf einmal die Nachbarin schreiend auf dem Hof: der Trecker im Schuppen brennt”, erinnert sich Philipp Lichtenthäler. Als er und seine Frau aus dem Fenster sahen, sahen sie einen brennenden Trecker.

Sie haben schnell Schuhe angezogen und sind nach draußen gerannt. Bis dahin stand bereits der ganze Geräteschuppen in Vollbrand - ausgelöst durch einen Kurzschluss des Traktors. “Als ich das gesehen habe, wusste ich direkt: das kannst Du abhaken”, sagt Ina Lichtenthäler.

Erste Priorität auf dem Betrieb: die Bullen vor dem Feuer schützen

Es galt, den vollen Bullenstall zu schützen, der nur 15 Meter von den Flammen entfernt war. “Der Dachüberstand fing vor Hitze schon an zu qualmen. Ich habe dann einfach mit dem Gartenschlauch gekühlt, bis die Feuerwehr kam”, erzählt die Landwirtin weiter.

Nebenbei rief sie auch schon bei der Versicherung an. “Die Vertreterin ist eine Bekannte von uns und kam dann noch gleich mit einer Flasche Haselnussschnaps vorbei.” 

Gesamtes Inventar fiel den Flammen zum Opfer

Davon haben sie auch gleich ein Gläschen gebraucht, nachdem das Feuer gelöscht war und das Ausmaß des Brands sichtbar wurde. “Der Trecker, die PV-Anlage, das restliche Heu, unser Getreidelager mit der gesamten Triticaleernte und diverse kleinere Arbeitsgeräte, die wir im Geräteschuppen gelagert hatten”, zählt Philipp Lichtenthäler auf, was den Flammen zum Opfer fiel.

Zudem wurde das angrenzende Schlachthaus in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt belief sich der Schaden auf 162.000 Euro. Das muss man erst mal verdauen – nicht nur emotional, sondern auch finanziell. 

Glück im Unglück: Versicherung kurz vor dem Brand angepasst

Dabei hatten die Lichtenthälers, die den Lindenhof erst 2016 von Inas Eltern übernommen hatten, Glück im Unglück. Nur drei Monate vor dem Brand hatten sie die Versicherung gewechselt. Früher wurde das gesamte Gebäude lediglich als Schuppen genutzt und war dementsprechend niedrig versichert. Im Zuge des Versicherungswechsels haben sie das angepasst: Heu- und Getreidelager, Schlachthaus, PV-Anlage und Geräteschuppen haben sie in die Versicherung mit aufgenommen.

“Gottseidank haben wir auch alles bei einer einzigen Versicherung versichert”, sagt Ina Lichtenthäler. “Ansonsten hätte es sein können, dass es in einem Krieg zwischen den Versicherungen geendet hätte. Zum Beispiel hätte die Inventarversicherung den Schaden ablehnen können, weil der Schaden ja vom Trecker verursacht wurde”, sagt ihr Mann Philipp. So fühlten sich die beiden aber sehr gut von ihrer Versicherung aufgehoben. “Sie haben sich wahnsinnig gut um uns gekümmert und uns wirklich eine große Last von den Schultern genommen”, sagt die Betriebsleiterin. 

Brandeinsätze der Feuerwehr sind generell nicht kostenpflichtig

Das war auch gut so, denn “in so einem Brandfall steht man in den ersten Wochen nur noch unter Schock”, schildert sie die Situation nach dem Feuer. “Man schläft nicht, man läuft die ganze Zeit raus auf den Hof, um nachzusehen, ob es brennt. Zu wissen, dass das mit der Versicherung alles läuft, hat uns am meisten beruhigt.”

Auch, als Wochen später eine Rechnung der Feuerwehr ins Haus flatterte. “Brandeinsätze sind generell nicht kostenpflichtig. Wenn der Brand durch ein KFZ entsteht, ist das aber in erster Linie ein Hilfeleistungseinsatz und dafür muss man zahlen”, erklärt Philipp Lichtenthäler, der selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. 

Brandgebäude in Eigenleistung wieder aufgebaut

Die Grundmauern des abgebrannten Geräteschuppens

Doch auch diese Rechnung übernahm die Versicherung und das Ehepaar Lichtenthäler konnte sich mit der Frage beschäftigen: Wie geht es weiter? “Uns war klar, dass wir weiterhin mit dem Schlachthaus arbeiten wollen und müssen, um die Bullenkälber aus unserer Mutterkuhhaltung aufzuziehen und auch künftig direkt zu vermarkten”, sagt Ina Lichtenthäler. Also wurde das Gebäude wieder aufgebaut, größtenteils in Eigenleistung, und der Schaden am Schlachthaus repariert. “Freunde und Bekannte packten alle mit an, das war wirklich schön”, sagt Ina Lichtenthäler mit leuchtenden Augen.

Und so ging sechs Monate nach dem Brand die neue PV-Anlage auf dem Dach des neu aufgebauten Gebäudes ans Netz und dieses schreckliche Erlebnis war endlich abgeschlossen. Jedenfalls dachten das Ina und Philipp Lichtenthäler, als sie zwei Tage danach, am 8. September 2019, auf einer Geburtstagsparty im Ort feierten - und sie gegen Mitternacht durch das Fenster ihre brennende Lagerhalle sahen.

Digitale Ausgabe agrarheute

Lesen Sie jetzt die gesamte Reportage und testen Sie unverbindlich die digitale Ausgabe agrarheute.

Wenn Sie bereits ein digitales Abo haben, geht es hier entlang.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...