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Selfies im Rapsfeld: Bitte hört auf unsere Felder zu zerstören

Ackerbauerin und Bloggerin und Carina Dünchem
am Montag, 17.05.2021 - 14:00 (6 Kommentare)

Was tun, wenn das eigene Rapsfeld plötzlich zum Instagram-Fotospot wird und die Fotomodelle auf der Jagd nach den perfekten Bildern im Rapsfeld aus Versehen die Feldfrüchte zerstören?

Der Kölner Dom ist einer. Das Schloss Neuschwanstein auch. Ebenso die Hamburger Reeperbahn: sie alle sind Top-Spots für Fotoshootings. Doch seit Reisen aufgrund der Pandemie kaum noch möglich sind, läuft die gute alte Natur beliebten Sehenswürdigkeiten den Rang ab. Aktueller Trend auf Instagram  blühende Rapsfelder.  

Gibt man bei Instagram beispielsweise den Hashtag #rapsfeld an, erscheinen 143.000 Beiträge (Stand 17.05.2021, Tendenz steigend).

Doch dieser, durch Social Plattformen wie Instagram getriggerte, Hype bringt auch Probleme mit sich. Laut National Geographic öffnen eben solche Trends die Tür zu Überfüllung und Umweltzerstörung. Weites Feld, weites Land: Selbstverständlich muss man von Fall zu Fall abwägen, welche Sprünge ins Gelbe tatsächlich Flora, Fauna und Feldwirtschaft stören. Doch es häufen sich auch Bilder, die besorgniserregend sind. Da stehen Pferde samt Besitzer tief im Rapsfeld oder gar Motorradfahrer. Andere haben sich sogar ein Oberteil aus Rapsblüten „angezogen“ oder liegen mit ausgebreiteten Armen inmitten der gelben Herrlichkeit. 

Die Krux liegt darin, dass Influencer per Definition andere beeinflussen. Posten bekannte Instagram-Persönlichkeiten mit entsprechender Reichweite ein Bild im Rapsfeld kann dies Ansporn genug für deren Follower sein. „Rapsfelder sind eine tolle Location! Aber – bitte Vorsicht, wenn ihr ein Pferd hineinführt – Rapsfelder sind ‚Stolperfallen‘!“ Kommen dann auch noch "wichtige" Shooting-Tipps wie diese dazu, kann man fast schon auf Posthum-Bilder von Nachahmern warten. 

Landwirtin und Influencerin Carina Dünchem aus Andernach ist sich sicher: Viele "Rapsspringer" wissen gar nicht, dass sie auf der Jagd nach dem perfekten Selfie und maximalen Klicks auch Schaden anrichten. Auf ihrem Blog und auf Instagram berichtet die Ackerbäuerin daher über dieses Phänomen und seine Schattenseiten.

„Ich freue mich wirklich sehr, wenn unsere Kulturen und damit unsere Arbeit als Kulisse für schöne Fotos dienen, aber ich ärgere mich, wenn dabei rücksichtslos Pflanzen zerstört werden.“ 

Viele Landwirte stellen sich nun die Frage, was sie gegen die Zerstörung auf ihren Feldern tun können? Denn Fotospots sind nicht nur Rapsfelder, jeder kann sich ausmalen, was passieren wird, wenn die berühmten und viel besungenen „Fields of Gold“ reif sind. 

Carinas Appell: „Bitte behandelt die Natur, unseren Acker und damit unsere Arbeit mit ein bisschen mehr Respekt." Denn nicht nur Carina, sondern schon ihre Oma wusste: „Mit Essen spielt man nicht.“ Und die engagierte Landwirtin auch sogar einen alternativen Tipp für alle „Naturfotografen": "Auch am Feldrand kann man tolle Bilder machen!“

Was meint Ihr: Helfen Beiträge wie der von Carina Dünchem dabei, Rapsspringer zu sensibilisieren? Das Gespräch suchen, Infotafeln aufstellen oder doch gleich Warnschilder  wie reagiert Ihr auf "Fototouristen im Feld"? Schreibt uns entweder auf agrarheute auf Instagram oder facebook.

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