Liebe Junglandwirte,
das Klischee, ein Ackerbauer liegt jeden Winter ein Sofa durch, ist längst überholt. Unsere beiden Hauptbetriebszweige sind der Getreideanbau und die Biogasanlage. Während die Arbeit an der Biogasanlage das ganze Jahr über relativ gleich ist, haben wir am Feld im Winter nur wenig zu tun. Personal und Maschinen halten also Winterschlaf? Nicht ganz, denn wir haben uns auch für den Winter ein Geschäftsfeld aufgebaut, bei dem wir unsere Kapazitäten nutzen können.
Hackschnitzel selber machen
Ich lebe in einem der waldreichsten Landkreise Bayerns. 47 Prozent der Fläche sind Wald. Auch wir besitzen einige Hektar Wald und unsere Gebäude beheizen wir mit Holz beziehungsweise mit Hackschnitzeln. Aufgrund verschiedener Kalamitäten, wie Schadholz von Borkenkäfer, Stürmen oder Schneebruch, fällt bei uns und unseren Waldnachbarn viel Waldrestholz an. Das alles selbst zu verbrauchen ist unmöglich, deshalb haben wir vor einigen Jahren mit dem Verkauf von Hackschnitzeln begonnen.
Die Gegebenheiten auf unserem Betrieb sind für den Bereich Hackschnitzeldienstleistung wie geschaffen:

- Beim Betrieb unserer Biogasanlage fällt neben Strom auch Wärme an, diese wollten wir noch besser nutzen.
- Auch die Maschinen, die wir im Sommer zur Ernte für die Biomasse verwenden, stehen im Winter nur in der Halle.
- Und unsere Arbeitskräfte haben im Winter noch die eine oder andere Stunde zur Verfügung.
Getrocknete Hackschnitzel für die Region
Also haben wir eine Trocknung für Hackschnitzel gebaut und unsere Technik für den neuen Betriebszweig angepasst. Grund hierfür war auch der Bau eines Heizwerks in unserem Hauptort: der Betreiber hat uns damals gefragt, ob wir nicht die Logistik für seine Hackschnitzel übernehmen können. Auch wollte er nur absolut trockene Ware zum Heizen, damit es nicht zu Ärger mit den Anwohnern kommt. Denn wenn sie nicht ausreichend getrocknet sind, könnten die Hackschnitzel dampfen, schimmeln oder riechen. Sind sie dagegen ordentlich getrocknet, staubt es beim Befüllen nur mal kurz - das ist im Ortskern einfach wichtig.
Das war dann unser Einstieg in dieses Geschäftsfeld. Angefangen für diesen einen Kunden, zählen mittlerweile ein Dutzend Betreiber von Hackschnitzelheizungen zu unserer Stammkundschaft.

Was mir am Heizen mit Hackschnitzeln gefällt: Die Wertschöpfung bleibt bei uns in der Region. Die Wärme zum Heizen kommt aus dem Wald vor der Haustüre und alle Verarbeitungsschritte werden von Unternehmern aus der Region durchgeführt. Das macht uns auch von Ölimporten und Heizölpreisen unabhängig.
Hackschnitzeltrocknung als wichtiges Betriebsstandbein
Mittlerweile haben wir unsere Kapazitäten für Hackschnitzel soweit ausgebaut, dass wir auch für weitere Kunden Hackschnitzel oder Scheitholz trocknen können. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen. So gut, dass es mittlerweile zu Engpässen beim Trocknen kommen kann.
So ist der Verkauf und die Verarbeitung von Hackschnitzeln mittlerweile ein wichtiges Standbein für den Betrieb geworden. Und nachdem Hackschnitzel fast immer im Winter gebraucht werden, passt diese Arbeit perfekt in unseren Ackerbaubetrieb.

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