Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind die Kamerainspektionen an Fässern mit radioaktiven Abfällen in der ersten von insgesamt sechs Kavernen abgeschlossen. Wie von der schleswig-holsteinischen Atomaufsichtsbehörde erwartet, wurden an weiteren Fässern teilweise starke Korrosionserscheinungen festgestellt.
Von den insgesamt 70 Fässern weisen 18 Fässer - das entspricht etwa einem Viertel - starke, zum Teil die Wand durchdringende Korrosion auf. Die Atomaufsicht verständigte sich mit der Betreibergesellschaft Vattenfall darauf, dass für die stark korrodierten Fässer eine Bergungseinrichtung entwickelt wird, die es ermöglicht, die Fässer zu heben und zu transportieren, ohne dass radioaktive Stoffe freigesetzt werden.
'Systematisches Problem'
Die Fässer lagern in sechs Kellerräumen, den sogenannten Kavernen, des Kernkraftwerks. In den 631 Stahlfässern werden laut Umweltministerium radioaktive Abfälle wie Filterharze, Verdampferkonzentrate und Mischabfälle aus dem Leistungsbetrieb des Reaktors aufbewahrt. Die Kavernen befinden sich im Keller des Feststofflagers.
"Vor gut zwei Jahren wurde das erste stark korrodierte Fass entdeckt. Wir hatten die Befürchtung, dass weitere Fässer betroffen sind. Jetzt wissen wir, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um ein systematisches Problem. Eine Gefährdung der Umgebung und Umwelt ist nicht gegeben. Die Kavernen sind sicher", sagte der für die Atomaufsicht zuständige Energiewende- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch in Kiel.
Die Ortsdosisleistung im Kontrollbereich werde durch festinstallierte Messeinrichtungen überwacht. Aufgrund der Ergebnisse der Strahlenschutzüberwachung steht fest, dass es "bisher zu keiner Gesundheitsgefährdung für das Personal oder die Bevölkerung gekommen ist", lautet es in der Mitteilung des schleswig-holsteinischen Umweltministers.
Hohe - nicht ungewöhnliche - Werte
Zwischen den eng neben- und übereinander stehenden Fässern sind laut Ministerium in der Vergangenheit mit bis zu 600 Millisievert pro Stunde hohe Strahlenwerte gemessen worden. Dies seien zwar hohe, aber nicht ungewöhnliche Werte. Die Strahlung reduziere sich nach dem Abstandsquadratgesetz. Zudem seine die Kavernen durch 110 Zentimeter dicke Betonriegel von oben her abgeschirmt.
Diese Betonriegel reduzieren die Strahlung so weit, dass oberhalb der Kaverne unter Strahlenschutzmaßnahmen gefahrlos gearbeitet werden könne, berichtet die Behörde. Im Arbeitsbereich herrschte während der Inspektionsmaßnahmen bei geöffneter Kaverne eine Dosisleistung von ein bis zwei Mikrosievert.
Fässer ab 2015 bergen
Die untersuchten Fässer mit schwach radioaktiven Filter- und Verdampferkonzentraten im Kernkraftwerk Brunsbüttel lagern teils seit mehr als 30 Jahren in den Kavernen des Kernkraftwerks.
Die Betreibergesellschaft Vattenfall hatte in der vergangenen Woche der Atomaufsichtsbehörde den Prototypen einer Bergungseinrichtung vorgestellt, mit dem korrosionsgeschädigte Fässer in Spezial-Säcke und dann in sichere Behälter gehoben werden sollen.
Von 2015 an sollen die Fässer geborgen werden, in sichere, endlagergerechte Gebinde umgefüllt und in die Lagereinrichtungen, das sind Fasslager, Transport-Bereitstellungshallen auf dem Gelände des Kernkraftwerks, verbracht werden, bis das Endlager für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle, Schacht Konrad, zur Verfügung steht.
Vermutlich Säurekorrosion
Die Kamerainspektion hatte im Januar begonnen. Die Betreibergesellschaft geht derzeit von säuregetragener Korrosion aus, die sich vom Fassinneren heraus entwickelt. Die Ursache der Korrosion ist noch nicht abschließend geklärt. Bis Oktober 2014 sollen zunächst drei weitere Kavernen mit der gleichen Inspektionskamera untersucht werden.
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