Wer dieser Tage in Nord- oder Westdeutschland im ländlichen Raum unterwegs ist, trifft auf ein seltsames Phänomen: Immer wieder hängen einzelne Gummistiefel am Lattenzaun. Oder sind auf einen Besenstiel in den Acker gesteckt. Man findet sie auf dem Weidezaun, am Straßenrand, an verlassenen Wegen und mitten im Dorf. Was steckt dahinter, fragen sich die Leute?
Gummistiefel auf dem Zaun als stiller Protest
Die Stiefel auf die Zäune gesteckt haben die Landwirte. Ähnlich wie die grünen Kreuze, mit denen 2019 auf das Höfesterben hingewiesen wurde, ist es ein stiller Protest gegen ihre Arbeitssituation. Die Landwirtevereinigung Land sichert Versorgung e.v. (LsV) ruft mit einer Pressemitteilung und auf Social Media zur Teilnahme an der Bauerndemonstration auf:
„Wir Menschen auf dem Land sind es leid, dass uns Politiker und Medien, welche sich ausschließlich dem vermeintlichen Mainstream in der urbanen Blase verpflichtet fühlen, immer und immer wieder für den Klimawandel, das Insektensterben, vernichtete Lebensräume für Flora und Fauna, vermeintliche Probleme beim Trinkwasser, etc. verantwortlich machen wollen“, heißt es seitens LsV.
Protestaktion auch als #Gummistiefel auf Social Media
Nicht nur auf den Zäunen und Feldern, auch bei Instagram, Facebook, Twitter und TikTok erhält der Hashtag #Gummistiefel derzeit eine ganz neue, politisch aufgeladene Bedeutung. Hier posten teilnehmende Landwirte Bilder von ihren Stiefel und rufen die Berufskollegen dazu auf, es ihnen gleichzutun.
Landwirte haben es satt
Die Bauern werfen den Städtern vor, sich durch Spenden an „rechthaberische NGOs“ (Nichtregierungsorganisationen) ein reines Gewissen kaufen zu wollen, betont der LsV weiter. Diese NGOs projizierten „ohne jede Substanz ein Katastrophenszenario nach dem nächsten in unseren, den ländlichen Raum, um ihren Ablasshandel aufrechtzuerhalten und Einfluss auf die Politik auszuüben.“
Das stinkt den Landwirten gewaltig: „Wir haben es satt, wir brauchen im ländlichen Raum keine Fremdbestimmung derer, die nur am Wochenende Feld und Flur in Beschlag nehmen, nicht ohne Ihren Müll hinter sich liegen zu lassen!“
Landwirte wehren sich gegen Fremdbestimmung
Die Bauern wehren sich zudem dagegen, sich fremdbestimmen und vorschreiben zu lassen, wie sie zu leben und zu arbeiten hätten. Schließlich hätten die Bauern die Kulturlandschaft geschaffen und über Generationen erhalten, „ganz ohne NGOs, fragwürdige Studien und neunmalkluge Vollzeittheoretiker im achten Stock eines Bürogebäudes. Industriegebiete, Straßen, Freiflächen-PV, Gewerbeparks und Wohngebiete zerstören unsere Kulturlandschaft - nicht unsere Arbeit!“
Der Protest ist ursprünglich entstanden aus Solidarität mit den niederländischen Bauern, die in den vergangenen Wochen demonstriert hatten. Nun führen die deutschen Landwirte die Aktion aus Solidarität zu ihrem eigenen Berufsstand weiter.
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