Die Population der Schwebfliegen ist in den vergangenen 50 Jahren um 97 Prozent gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweit einmalige Langfriststudie der Forschungsstation Randecker Maar, deren Standort auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) besonders dazu geeignet ist, den Massenzug von Insekten zu untersuchen.
Bedeutung der Schwebfliegen für die Landwirtschaft
Für die Landwirtschaft sind Schwebfliegen wichtige Bestäuber von Kulturpflanzen. Teilweise übertrifft ihre Bestäubungsleistung sogar die von Bienen. Zwar sind Schwebfliegen nicht so effizient wie Bienen, doch sie können auch in Habitaten bestäuben, die für Bienen ungeeignet sind. Somit helfen Schwebfliegen, eine wichtige Lücke im Bestäubungssystem zu füllen.
Darüber hinaus spielen Schwebfliegenarten mit zophager/aphidophager Larvenentwicklung eine Bedeutung bei der biologischen Schädlingsbekämpfung. Die Larven dieser größten und artenreichsten Gruppe der Schwebfliegen ernähren sich viel von Blattläusen.
Rückgang der Population ist ein großräumiges Phänomen
Innerhalb zweier Versuchsreihen haben die Insektenkundler der Forschungsstation Randecker Maar unter der Leitung von Wulf Gatter nun herausgefunden, dass die Schwebfliegenpopulation in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen ist.
- Die Untersuchungen per Reusenfang zeigen einen Rückgang der Schwebfliegenpopulation um 85 Prozent in den letzten 40 Jahren.
- Visuelle Erfassungen der Schwebfliegen zeigen, dass die Population in den letzten 50 Jahren um 97 Prozent zurückgegangen ist.
Da sich die Forscher mit migrierenden Insekten befasste, zeigen die Ergebnisse, dass es sich bei dem Rückgang um ein großräumiges Phänomen handelt.
Gatters Untersuchungen zur Schwebfliege
Reusenfang: Abnahme der Schwebfliegen deutlich erkennbar
Bei einer der Versuchsreihen haben die Forscher seit 1978 standardisierte Insektenreusen bei geeignetem Wetter stündlich kontrolliert. Zwischen 1978 und 1987 fingen sie Ende Juli bis Anfang August maximal 700 Schwebfliegen pro Tag. 2014 bis 2019 zählten sie nur noch 70 Individuen in den Reusen. Das entspricht einem Rückgang auf ein Zehntel. Arten mit zoophager/aphidophager Larvenentwicklung gingen auf durchschnittlich 15 Prozent zurück. Die Zahlen schwanken zwar stark von Jahr zu Jahr, dennoch könne man die Abnahme klar erkennen, schreiben die Forscher in der Veröffentlichung ihrer Studie. Eine Populationsänderung am Saisonende sei nicht zu erkennen.
Insektenzählung: Schwebfliegenpopulation im Jahresverlauf heutzutage stabiler
Bei der zweiten Versuchsreihe, der visuellen Erfassung, ist dies jedoch anders. Seit 1970 zählten die Forscher vom 19. Juli bis 6. Oktober bei geeignetem Wetter viermal pro Stunde eine Minute lang die nach Süden durchfliegenden Schwebfliegen. Das Ergebnis rechneten sie anschließend auf die Stunde hoch.
Ende Juli bis Anfang August zählte das Team um Wulf Gatter im Jahr 1972 durchschnittlich etwa 10.000 Schwebfliegen pro Stunde, 2017 nur noch 290. Zu dieser Jahreszeit sind die Maximalwerte also auf knapp 3 Prozent zurückgegangen. Gegen Ende September beläuft sich der Rückgang hingegen nur noch auf rund 15 Prozent. Das zeigt, dass die Populationsgröße in den 1970er Jahren im Laufe der Jahreszeit abnahm und in den 2010ern ähnlich blieb.
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