Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Politik international

Tabara nennt agrarpolitische Prioritäten

am Freitag, 24.09.2010 - 07:56 (Jetzt kommentieren)

Bukarest - Rumäniens neuer Landwirtschaftsminister Valeriu Tabara hat erste Schwerpunkte seiner Politik skizziert.

Der Ressortchef sprach von "Prioritätsproblemen" in der rumänischen Agrarpolitik, die er lösen wolle. Hierzu gehörten ein einfacherer Zugang der Landwirte zu den EU-Fonds, die Modernisierung des Katasterwesens sowie eine strenge Kontrolle und bessere Ausschöpfung des Fischereiprogramms. Nach den Vorstellungen Tabaras sollten insbesondere die Tierproduzenten sowie die Obst- und Gemüsewirtschaft leichter als bisher an EU-Fördermitteln gelangen.

Im Bereich Obst und Gemüse müssten die Lagerkapazitäten im Inland und die Vermarktungslogistik ausgebaut beziehungsweise modernisiert werden. Davon würden auch die rumänischen Obst- und Gemüseerzeuger und der Handel profitieren, erklärte der Minister.

Modernisierung des Katasterwesens

Das Grundbuch- und Katastersystem solle modernisiert werden, um den Behörden eine bessere Kontrolle über die Zahlung der EU-Flächenbeihilfen zu ermöglichen und die Besteuerung auf eine solidere Basis zu stellen, erläuterte Tabara. Mittels zuverlässiger Katasterdaten könnten Landeigentümer, die ihre Flächen nicht regelmäßig bewirtschaften, zusätzlich belastet werden. Darüber hinaus könnte das Ministerium die Grundeigentümer dann vom Nutzen einer landwirtschaftlichen Kooperation und Zusammenarbeit leichter überzeugen, so der Ressortchef.

Fischereiprogramm hat wenig bewegt

Das vom früheren Landwirtschaftsminister und heutigen EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş vor zwei Jahren initiierte Fischereiprogramm hat laut Tabara bisher wenig bewegt. Bislang seien hier praktisch keine EU-Fördergelder abgerufen worden. Bis Ende 2010 seien noch 130 Millionen Euro verfügbar, die unbedingt in Anspruch genommen werden sollten, betonte der Minister.

Streng nach GVO-Recht der EU

Mit Nachdruck wies der neue Landwirtschaftsminister Aussagen rumänischer Nichtregierungsorganisationen zurück, wonach er eine Affinität zur Nutzung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) habe. Die Verbände hatten dabei auf die frühere wissenschaftliche Tätigkeit Tabaras an Hochschulen und die von dem Ressortchef selbst bekannt gegebenen Kontakte zum US-Konzern Monsanto abgestellt. Tabara sei "ein Unterstützer von GVO", hieß es.

"GVO-Affinität" unbegründet 

Es sei nicht auszuschließen, dass er sich für den Anbau genetisch veränderter Pflanzen in Rumänien stark machen werde. Dagegen stellte der Agraressortchef klar, der geäußerte Verdacht einer "GVO-Affinität" sei unbegründet. Auch unter seiner Amtsführung werde die Thematik "Landwirtschaft und GVO" wie bisher streng auf der gesetzlichen Grundlage und unter wissenschaftlichen Aspekten behandelt, in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen nationalen Behörden sowie in enger Kooperation und im Rahmen der Gesetzgebung der Europäischen Union. In Rumänen waren vor dem Betritt des Landes zur EU bis zu 100.000 Hektar mit transgenen Sojabohnen bestellt worden. Da der Anbau von Gen-Soja in der Gemeinschaft nicht zugelassen ist, wechselten die rumänischen Landwirte nach dem Beitritt auf die Ölfrucht Raps.

Im nächsten Jahr Weizenimporteur

Zur rumänischen Getreidebilanz im laufenden Wirtschaftsjahr stellte Tabara fest, dass es aktuell Exportaufträge für mehr als zwei Millionen Tonnen Weizen gebe. Er sei zwar "ein großer Gegner von Weizenausfuhren", wolle diese aber nicht blockieren. Zu befürchten sei allerdings, dass Rumänien gezwungen sein könnte, im kommenden Jahr selbst Weizen zu importieren, sagte der Minister. Getreidehändler verwiesen demgegenüber darauf, dass Rumänien in der Saison 2009/10 bei einer kleineren Weizenernte von 5,2 Millionen Tonnen rund 2,3 Millionen Tonnen Weizen habe exportieren können.

Lebensmittelversorgung gesichert

In diesem Jahr seien etwa 5,7 Millionen Tonnen Weizen geerntet worden. Den Inlandsbedarf an Brotweizen schätzen Marktexperten auf etwa drei Millionen Tonnen. Tabaras Amtsvorgänger Mihail Dumitru hatte kurz vor seiner Ablösung betont, es bestehe kein Grund, sich Sorgen um die Lebensmittelversorgung zu machen. (AgE)

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...