Immer häufiger machen Meldungen die Runde, nach denen Tierrechtsorganisationen an Schulen Informationsmaterial verbreiten oder Unterricht anbieten. Vorrangiges Thema: die Verwerflichkeit der Nutztierhaltung.
Zuletzt berichtete "Unser Land", das Magazin für Landwirtschaft und Umwelt des Bayerischen Fernsehens, über eine "Tierschutz-Arbeitsgemeinschaft" an einem Münchner Gymnasium, die von einer Tierrechtlerin von Animals United geleitet wird. Das Magazin bemühte sich um Objektivität, ließ neben der AG-Leiterin auch eine Landwirtin und eine Sprecherin der Bayerischen Landfrauen zu Wort kommen, verwies aber letztlich darauf, dass ja auch Bauern Schulveranstaltungen und Hofbesuche für Kinder veranstalteten. Gleiches Recht für alle also?
Fern der Fakten
Natürlich sollen Kinder umfassend informiert werden, auch zum Thema Tierschutz. Und es spricht – vor allem in höheren Klassenstufen – auch nichts dagegen, kontroverse Meinungen zu diskutieren. Aber würde man bei einer Diskussion um die Entwicklung der Heilkunde tatsächlich jemanden unkommentiert vor eine Schulklasse treten lassen, der behauptet, die klassische Medizin sei sofort abzuschaffen, weil sie Menschen nur missbrauche und töte?
Denn etwas ähnliches tun die Tierrechtsreferenten. Auf der Internetseite von "Animals United" kann man lesen, was die NGO über Nutztierhaltung zu wissen meint: "Die meisten dieser Tiere finden einen grausamen Tod nach einer kurzen und meist qualvollen Existenz – denn ein Leben ist es nicht. Dabei steht längst fest, dass der Konsum tierischer Produkte Tier, Mensch und Natur schadet." Und weiter heißt es: "Die wenigsten Tiere in der 'Nutztier'haltung sehen jemals Tageslicht, die meisten dürfen nie frische Luft atmen, vegetieren mit vielen anderen in ihrem eigenen Kot und werden letztendlich brutal ihres Lebens beraubt, bevor sie auf den Tellern der Menschen landen."
Das hat mit Information nichts zu tun, das ist pure Ideologie – fern aller Fakten. Und diese Gesinnung dürfen Tierrechtler mit Erlaubnis der Bildungsverantwortlichen unseren Kindern einbimsen?
Die Botschaft: Landwirte sind Tierquäler
Selbst bei "Unser Land" bekam man wohl leichte Bauchschmerzen bei der Beobachtung des Unterrichts. Die Informationen seien "nicht immer neutral", hieß es im Film. Zu sehen bekommen die Kinder beispielsweise, wie auf einem Gnadenhof Sauen und Ferkel fröhlich durch die Landschaft tollen. Als Gegenkonzept zeigt die Referentin den Schülern Fotos aus Schweineställen – natürlich in typischer Tierrechtlermanier: Tiere, die sich verängstigt in einem völlig verdreckten Stall zusammendrängen, bei Nacht aufgenommen, ohne Hinweis auf Ort oder Zeitpunkt. Man kennt diese Art des pauschalen "Beweismaterials" gegen die Tierhaltung zur Genüge. Die Botschaft ist klar: Landwirte sind Tierquäler und wer Fleisch isst und Milch trinkt, beteiligt sich an dieser Tierquälerei. Go vegan!
Mit einer derartigen Indoktrination wird keine Diskussion angeregt. Aber darum geht es Tierrechtsorganisationen wie Animals United, Animal Rights Watch, Peta etc. ja auch nicht. Alles dreht sich stets um die Kernaussage, Tiere zu nutzen – egal, ob für die Nahrungs- und Rohstofferzeugung, zur Arbeit und zur Freizeitgestaltung – sei Unrecht. Jedes Tier sei dem Menschen rechtlich gleichzustellen. "Eine Ratte ist ein Schwein ist ein Hund ist ein Junge." Das ist das Mantra der Peta-Mitglieder. Und es ist ihr Recht, so zu denken und zu argumentieren. Jeder Erwachsene soll frei über seine Lebensweise bestimmen.
Ideologen gehören nicht vor Schulklassen!
Aber Ideologie und Propaganda gehören nicht in den Schulunterricht. Gerade in Deutschland sollten wir dafür sensibel sein.
Was also geht in Lehrern und Schuldirektionen vor, die Sechstklässler mit so einseitigen und teils massiv verfälschenden Informationen zuschütten lassen? Gilt das Prinzip einer umfassenden, objektiven und wissenschaftsorientierten Bildung nicht mehr, wenn es um Tiere geht? Würde sich das Gymnasium Fürstenried, um das es bei "Unser Land" ging, dazu hinreißen lassen, einen fundamentalistischen Imam mit dem Religionsunterricht und der Beurteilung christlicher Werte zu betrauen? Oder einen Reichsbürger eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema deutsche Geschichte und Demokratie leiten lassen? Ich vermute, nein.
Diskussionen über Tierschutz müssen konstruktiv sein
Damit wir uns recht verstehen: Ich begrüße es, über Tierschutz in der Nutztierhaltung zu diskutieren, auch in Schulen. Und ich finde, dass solche Fragen nicht nur von landwirtschaftlicher Seite beurteilt werden dürfen. Denn es schadet nicht, das Thema auch ohne wirtschaftliche Zwänge, unter denen Landwirte nun einmal stehen, zu überdenken. Seriöse Tierschutzorganisationen können dafür sehr gute Partner (und Reibungsflächen) sein.
Aber ein Diskurs sollte stets konstruktiv sein. Und dafür sind Animals United, Peta und wie sie alle heißen ungeeignet. Tierrechtler sind keine Tierschützer, denn ihnen geht es nicht darum, Haltungsbedingungen zu verbessern. Ihr Ziel ist eine generelle Abschaffung der Tierhaltung (übrigens auch der privaten, aber das vermittelt man der Kätzchen-Video-Generation natürlich nicht so gern). Weder wissenschaftliche noch wirtschaftliche Fakten spielen dabei eine Rolle.
Tierrechtlertum ist eine Weltanschauung, für deren Verbreitung den Anhängern jedes Mittel recht ist. Und das, liebe "Unser Land"-Redaktion, kann man absolut nicht mit Unterricht auf dem Bauernhof vergleichen.
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