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Verbraucher

Unerwünschte Pflanzensamen per Post - das steckt dahinter

Fenchelsaatgut
am Mittwoch, 09.09.2020 - 08:17 (1 Kommentar)

Erst in den USA, dann weltweit erhielten Verbraucher über Amazon mysteriöse Päckchen mit Samen. Verbreitung invasiver Arten? Verbraucherabzocke? Nein. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Kundenbewertungen abgreifen.

Weltweit haben hunderte Haushalte Päckchen des Onlineversandhandels Amazon.com erhalten, die sie nicht bestellt hatten. Erst waren es einzelne Berichte, dann kamen mehr und mehr Meldungen aus den ganzen USA, schließlich auch aus anderen Teilen der Welt. Auch Deutschland war betroffen; so meldete eine Frau aus Kempen in NRW der Westdeutschen Zeitung einen solchen Fall. Einige Wochen zuvor war bereits das Eintreffen mysteriöser Päckchen mit Samen in Hessen bekannt geworden.

Die Verbraucher hatten per Post kleine, versiegelte Päckchen mit unbekannten Samen erhalten. Versendet wurden diese Überraschungspakete offenbar per Luftpost aus China. In den USA, deren Verhältnis zu China wegen der Handelspolitik und der Corona-Krise ohnehin angespannt ist, wurde gerätselt: Was steckt dahinter?

Sabotage oder Abzocke?

Versuchte die Volksrepublik auf diese Weise, unerwünschte invasive Pflanzen in den USA zu verbreiten? Schnell wurde vor der Unterwanderung der heimischen Landwirtschaft gewarnt. Die Samen dürften auf gar keinen Fall in die Erde gesetzt werden, warnten die Behörden. Oder versuchte ein chinesischer Onlinehändler amerikanische Kunden abzuzocken? Die US-Behörden warnten sogar vor einem Sabotageakt, meldete Fokus online.

Seltsam war zudem, dass die Päckchen nicht immer als Saatgut ausgezeichnet waren, sondern manchmal auch als Spielzeug oder Schmuck. Amazon stoppte zunächst alle Bestellungen von Samen in die USA.

Gute Bewertungen bei Amazon erschlichen

Die mögliche Erklärung der unerwünschten Versandaktion ist dagegen simpel: Offenbar versuchen chinesische Onlinehändler, ihr Bewertungsprofil aufzupolieren. Eine Kundenbewertung ist aber erst dann möglich, wenn Amazon die Ware als ausgeliefert kennzeichnet. Durch den billigen Versand des Saatguts an gefälschte Kundenkonten konnten die chinesischen Händler sich selber 5-Sterne-Bewertungen geben und somit ihr Händlerprofil aufbessern. 

Vorsicht also, wenn Sie demnächst ein Päckchen mit Pflanzensamen aus China in Ihrem Briefkasten haben. Aber noch viel mehr Vorsicht ist geboten, wenn Sie die nächste Amazon-Großbestellung bei einem Händler aus China machen, der mit zahlreichen zufriedenen Kundenbewertungen glänzt.

Mit Material von Fokus online, Merkurist, Stern, Westdeutsche Zeitung

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