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+++ Aktualisiert: 11:45 Uhr +++

Unwetterkatastrophe: Landwirte helfen – und brauchen Hilfe

Zwei Männer auf einem Traktor fahren durch eine überflutete Straße
am Montag, 19.07.2021 - 09:27 (3 Kommentare)

Bei den Unwetterkatastrophen im Westen und auch im Süden Deutschlands gehörten Landwirte in den vergangenen Tagen häufig zu den ersten Helfern – aber sie brauchen auch selbst Hilfe. Agrarminister Julia Klöckner setzt sich für ein Sofortprogramm ein.

Die verheerenden Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben weit über 100 Menschen ihr Leben gekostet, und die Opferzahlen steigen weiter. In den Katastrophengebieten im Ahrtal und im Rheinland haben seit dem Starkregen vom vergangenen Mittwoch hunderte Landwirte mit Traktoren, Anhängern und anderem schwerem Gerät die ersten Aufräumarbeiten unterstützt.

Doch viele landwirtschaftliche Betriebe sind selbst von den Zerstörungen der Flut betroffen. Gebäude und Maschinen wurden beschädigt, Weiden überschwemmt und erntereife Getreidebestände vernichtet. Die Solidarität unter den Landwirten ist jedoch groß. Spontan wurden mehrere digitale Plattformen eingerichtet, über die Hilfsangebote und -gesuche koordiniert werden.

Klöckner will Landwirten mit Sofortprogramm helfen

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner appellierte am Sonntag (18.7.) in einem Schreiben an Finanzminister Olaf Scholz, dass ein Sofortprogramm des Bundes auch explizit die Landwirtschaft berücksichtigen solle. Das Kabinett will am Mittwoch ein Hilfspaket für die Flutopfer beschließen.

Klöckner weist in ihrem Brief an Scholz darauf hin, dass die Schäden an landwirtschaftlichen Flächen, Gebäuden und Infrastruktur in den betroffenen Gebieten ein teils existenzbedrohendes Maß annehmen. Ganze Tierbestände seien ertrunken. Noch stehende Getreidebestände seien vielerorts durch die verheerenden Niederschläge und Überschwemmungen komplett vernichtet worden. Eine Ernte sei in weiten Teilen des Krisengebietes nicht möglich. Einrichtungen von Weingütern und Winzergenossenschaften seien komplett zerstört worden.

Genaue Angaben zu den betroffenen Betrieben und Flächen seien erst möglich, wenn die Überflutungen unter Kontrolle seien, so Klöckner.

Kreisgeschäftsstellen des Bauernverbandes koordinieren die Nothilfe

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) weist darauf hin, dass Hilfsangebote für in Not geratene landwirtschaftliche Betriebe den BWV-Kreisgeschäftsstellen gemeldet werden können. Diese werden dann umgehend an die betroffenen Kreise weitergemeldet. Der Bäuerliche Hilfsfonds nimmt unter dem Stichwort „Starkregenkatastrophe“ Geldspenden entgegen. Die Bankverbindung finden Sie hier. Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) koordiniert die Hilfen über seine App.

Digitale Hilfeforen für Futterspenden

Der Bundesverband der Maschinenringe bietet über ein Hilfsportal die Möglichkeit, Futtermittel zu spenden, Hilfe anzubieten oder nachzufragen

Die Organisation Land schafft Verbindung (LsV) stellt ihr Forum zur Verfügung, um darüber Helfer und Hilfesuchende zueinanderzubringen. Dort werden zum Beispiel Futterspenden angeboten oder Unterbringungsmöglichkeiten für Nutztiere.

Landwirt Benedikt Wichmann aus Merfeld war an diesem Wochenende mit weiteren Landwirten aus Dülmen und Umgebung im...

Gepostet von Radio Kiepenkerl am Sonntag, 18. Juli 2021

Die schwerste Hochwasserkatastrophe seit Jahrzehnten

Die Zahl der bestätigten Todesopfer wegen der verheerenden Überflutungen in Deutschland war am Wochenende auf fast 160 gestiegen. Im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sind nach Polizeiangaben 110 Todesopfer zu beklagen, während die Zahl in Nordrhein-Westfalen auf 46 gestiegen war. Zudem kam mindestens ein Mensch in Oberbayern ums Leben. Es ist die schwerste Hochwasserkatastrophe in Deutschland seit Jahrzehnten. Vor allem im Westen Deutschlands hatte es Mitte der Woche ungewöhnlich heftig geregnet. Viele Häuser, Straßen und Brücken liegen in Trümmern.

Erdrutsch in Erftstadt-Blessem weiterhin lebensgefährlich

In Erftstadt-Blessem besteht nach Einschätzung von Experten in der Nähe einer Abbruchkante weiterhin akute Lebensgefahr, wie Landrat Frank Rock nach einem Gespräch mit den Fachleuten vor Ort am Sonntag mitgeteilt hatte. Die Stabilität des Untergrunds nach der Unwetterkatastrophe in dem besonders betroffenen Stadtteil müsse weiterhin überprüft werden. In Blessem war durch die Fluten ein riesiger Krater entstanden, mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein.

Mit Material von dpa
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