Das Urteil gegen einen Tiroler Landwirt, der nach dem Tod einer Touristin insgesamt rund 490.000 Euro Schadenersatz und Hinterbliebenenrente zahlen muss, sorgt für heftige Diskussionen.
Und die Reaktionen bleiben nicht aus. Die ersten Landwirte sperren ihre Almen für Wanderer ab.
Almwiesen: Absolutes Betretungsverbot
Wie die österreichische Zeitung Heute.at berichtet, habe zum Beispiel der Kärntner Thomas Seebacher entschieden: "Ab sofort gilt auf meinen Almflächen im Nockgebiet für Jedermann/Frau und Hund ein absolutes Betretungsverbot", verkündete er am Wochenende auf Facebook.
"Wir können uns solche Urteile, die vom Landesgericht Innsbruck ausgesprochen wurden, nicht leisten", begründet der Landwirt laut Heute.at die Entscheidung.
Landwirte sperren Weiden für Wanderer
Auch ein Landwirt aus dem Tiroler Alpbachtal kündigte in einer E-Mail an den Tourismusverband an, dass er sich aufgrund des Urteils gezwungen sehe, mehrere Wanderwege rund um seine Alm zu sperren und Schilder mit einem Betretungsverbot aufzustellen, berichtet die "Tiroler Tageszeitung". Gleiches gilt für zwei Almbauern aus Oberösterreich.
Eine Sprecherin der Tiroler Landwirtschaftskammer (LK) erklärte jedoch, es müsse im Einzelfall geprüft werden, ob man überhaupt sperren dürfe. Bei öffentlichen Wegen sei dies nämlich nicht so einfach.
Landwirtschaftskammer veranstaltet Runden Tisch
Die Tiroler Landwirtschaftskammer hat für Mittwochvormittag einen Runden Tisch angekündigt, berichtet Der Standard. Eingeladen seien unter anderem Vertreter der Landesregierung, des Tourismus, des Alpenvereins und der Tirol Werbung. Man wolle alle Interessensvertreter an einen Tisch bringen, um möglichst alle offenen Fragen zu klären.
Auch in wie weit und ob die Versicherung überhaupt die Kosten des zu Schadenersatz verurteilten Landwirts übernehmen wird, könne derzeit noch nicht gesagt werden, heißt es weiter.
Praxisfremde und dennoch richtungsweisende Entscheidung
Josef Hechenberger, Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer, bezeichnet das Urteil als zukunftsgefährdend für die Almwirtschaft. "Obwohl diese Entscheidung als praxisfremd zu bezeichnen ist, wird sie richtungsweisend für die Zukunft der Almwirtschaft in Tirol sein. Die Unsicherheit innerhalb der Bauern ist hinsichtlich möglicher rechtlicher Konsequenzen bei derartigen Unfällen ohnehin enorm. Schließlich ist auf unseren Almen immer mehr los und die Bereitschaft zur Rücksichtnahme enden wollend."
"Durch den Schuldspruch werden sicher einige Bauern überlegen, ihr Vieh nicht mehr auf die Alm zu treiben. Die Bauern wollen mit ihrer Almwirtschaft nicht die Kulisse für die Gäste schaffen, um dann das Risiko zu tragen, bei Unfällen mit Schadensersatzforderungen konfrontiert zu sein. Unsere Bauern brauchen Unterstützung und Sicherheit", so Hechenberger.