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Ernährung der Zukunft

Veganismus ist nicht die nachhaltigste Ernährungsvariante

Obst und Gemüse formen das Wort Vegan
am Dienstag, 18.02.2020 - 15:51 (4 Kommentare)

Eine US-amerikanische Studie hat die Nachhaltigkeit und die Effizienz verschiedener Ernährungssysteme untersucht. Dabei zeigte sich: Veganismus ist keineswegs die beste Variante. Es gibt nachhaltigere Ernährungsprinzipien.

Wie müsste sich die Menschheit künftig ernähren, um ihre wachsende Anzahl satt zu bekommen und die bestehenden Ressourcen nicht zu zerstören?

Dieser Frage ist eine US-amerikanische Studie nachgegangen, deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden. Eine Forschergruppe um den Ernährungsexperten Christian J. Peters von der Tufts University in Boston, Massachusetts, untersuchte dabei zehn verschiedene Systeme auf Effizienz und Nachhaltigkeit.

Von omnivor bis vegan

Die Studie setzte sich mit dem Einfluss der menschlichen Ernährung auf die Tragfähigkeit der genutzten Landfläche und damit auf die Möglichkeit, eine wachsende Weltbevölkerung perspektivisch satt zu bekommen, auseinander.

Die Szenarien umfassten zwei Referenzdiäten, die auf dem tatsächlichen heutigen Lebensmittelverzehr in den USA (erfasst vom US-Landwirtschaftsministerium USDA) beruhten, sowie acht Varianten, die den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung entsprachen, sich aber im Fleischgehaltbis hin zu einer komplett veganen Ernährung – unterschieden. Bei den omnivoren Modellen (also mit Fleisch, Eiern und Milch in der Ernährung) wurden variierende Szenarien aufgestellt, in denen zwischen 0 und 80 Prozent der Bevölkerung ovo-lacto-vegetarisch (also ohne Fleisch, aber mit Eiern und Milchprodukten) aßen.

Bis zu 2,6-mal mehr Esser sind möglich

In die Berechnungen flossen neben der direkten Lebensmittelerzeugung auch der Flächenbedarf für den Futteranbau, der zu erwartende Landverlust bzw. die Umnutzung sowie die Eignung der einzelnen Flächen für bestimmte Pflanzenarten ein. Berechnungsbasis war die Agrarfläche der Vereinigten Staaten.

Der jährliche Landbedarf pro Person lag in den zehn Ernährungsszenarien zwischen 0,13 und 1,08 ha. Damit konnte die zugrundegelegte Fläche zwischen 402 und 807 Mio. Menschen ernähren. Das entspricht dem 1,3- bis 2,6-Fachen der gegenwärtigen US-Bevölkerung.

Weniger Fleisch ist gut, aber vegan hält nicht mit

Die Szenarien mit weniger Fleisch in der Diät waren generell tragfähiger. Am besten schnitt eine lacto-vegetarische Ernährung (mit Milchprodukten, ohne Fleisch und Eier) ab. Bei dieser Variante wurde hinsichtlich der Landnutzung allerdings kein Weideland veranschlagt, was den Flächenbedarf sehr gering hielt.

Der Spitzenreiter lacto-vegetarische Diät könnte laut Studienergebnis rund 261 Prozent der jetzigen US-Bevölkerung versorgen (Ernährungskapazität). Gefolgt wurde er von der ovo-lacto-vegetarischen Diät (255 Prozent) sowie den Omni-Diäten mit 80 Prozent Ovolactovegetarien (249 Prozent Ernährungskapazität) und 60 Prozent Ovolactovegetarien (244 Prozent Ernährungskapazität).

Die vielfach als Ernährung der Zukunft propagierte vegane Diät lag mit einer Ernährungskapazität von 238 Prozent nur auf Platz 5.

Die beiden Referenzmodelle mit einer Weiterführung der jetzigen Ernährungsweise lagen bei 130 bzw. 136 Prozent Ernährungskapazität.

Modell für andere Regionen der Welt

Die Wissenschaftler schließen aus ihrer Studie, dass das Verhältnis der Flächennutzung zwischen Dauergrünlad, Futter- und Nahrungsanbau entscheidend ist für die Tragfähigkeit der verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche. Ein kompletter Verzicht auf Weideland und Futteranbau ist dabei nicht die Optimalvariante. Außerdem komme es auf die Ausgangslage (traditionelle Nahrung, Über- oder Unterernährung etc.) an. 

Die vorliegenden Ergebnisse gelten nur für US-amerikanische Bedingungen. Sie könnten allerdings die Basis für ähnliche Rechenmodelle in anderen Regionen der Welt dienen, betonen die Studienbetreiber.

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