Die Diskussion um die Vor- und Nachteile vegetarischer und veganer Ernährung ist ein weites Feld. Fast immer geht es um ethische und ideologische Fragen. Doch auch handfeste gesundheitliche Fakten werden sowohl von Gegnern als auch von Befürwortern fleischloser Nahrung vorgebracht.
Während diverse Studien Vorteile für die Herz-Kreislauf-Gesundheit bei einem Fleischverzicht belegen, weist eine Veröffentlichung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass die Knochendichte bei Veganern und Vegetariern durch Mangelerscheinungen in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Weit schwieriger ist hingegen mess- und bewertbar, welche psychischen Auswirkungen die Ernährung auf einen Menschen hat.
Studien uneins: Fleischverzicht befördert oder heilt Depressionen
Tatsächlich verweisen diverse Untersuchungen aus Deutschland, den USA und China auf eine verstärkte Neigung zu depressiven Verstimmungen bei Veganern und Vegetariern.
So veröffentlichte die Universität Bristol Anfang dieses Jahres eine Studie, an der insgesamt 9.668 Männer teilgenommen hatten. Dabei stellte sich heraus, dass - im Vergleich zu Allesessern - Veganer und Vegetarier häufiger an einer Depression leiden. Die Ursache, so die Studienersteller, liege in der Vitaminversorgung. Vor allem der Mangel an B12, das nahezu ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln vorkommt, verursache diese Störung. Auch Eisenmangel zogen die Forscher in Betracht.
Andere Studien zeugen vom genauen Gegenteil. Vegetarische Ernährung helfe, Depressionen zu besiegen, so das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Sydney, Australien, aus dem Jahr 2019. Teilgenommen hatte gut 70 Studenten mit depressiven Symptomen.
Fast 50.000 Datensätze zeigen: Vegetarier sind öfter depressiv
Von der Universität Duisburg-Essen kommt nun eine weitere Veröffentlichung zu diesem Thema. Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg und Jette Borawski untersuchten in einer Metastudie insgesamt 13 Veröffentlichungen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen fleischloser Ernährung und Depressionen befasst hatten. Insgesamt konnten so die Daten von fast 50.000 Probanden (8.057 Vegetarier und 41.832 Nichtvegetarier) ausgewertet werden.
Die Metastudie kommt zu dem Schluss, dass es tatsächlich bei Vegetariern eine verstärkte Neigung zu depressiven Störungen gibt. Mit den Gründen für diese gesundheitliche Einschränkung befasste sich das Forscherteam nicht.
Ein Bedürfnis, das eigene Leben besser zu kontrollieren
Trotzdem weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass es notwendig ist, Ursache und Wirkung bei diesem Zusammenhang zu klären. Zeitlich differenzierte Betrachtungen legen den Verdacht nah, dass nicht oder nicht nur die fleisch-/tierproduktfreie Ernährung zu Depressionen führt, sondern dass vor allem Menschen mit Depressionen versuchen, mehr Kontrolle über ihr Leben zu erlangen und infolge dessen erst zu veganer oder vegetarischer Ernährung wechseln. Auch eine gefühlt höhere Qualität oder Moralität der Ernährung könnte eine Rolle spielen.
Auf jeden Fall ist die Frage nach Depressionen bei fleischloser Ernährung weiterhin nicht abschließend geklärt.
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