Windräder gelten als wichtiger Baustein für die Energiewende. Ihr Strom soll Abhängigkeiten von Öl und Kohle verringern und die Klimakrise zu meistern helfen. Doch grüne Engel sind die Anlagen nicht; sie stehen immer wieder in der Kritik. So helfen sie Schadinsekten - zumindest indirekt.
Und das kommt so: In ihrem Umfeld gibt es weniger Vögel und vor allem weniger Fledermäuse. Diese Tiere leisten aber einen wichtigen Beitrag für den Erfolg einer landwirtschaftlichen Kultur, denn sie fressen Unmengen an Käfern, Raupen, Fliegen, Schmetterlingen.
Wo Fledermäuse fehlen, vermehren sich Schadinsekten besser
Vor allem die Rolle der Fledermäuse wurde bislang unterschätzt. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin haben sich die Mageninhalte von Großen Abendseglern angeschaut. Diese Fledermäuse sind allesamt an Windkraftanlagen zu Tode gekommen. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass 20 Prozent der von den Fledermäusen vertilgten Insekten in der Land- und Forstwirtschaft als Schädlinge gelten. Diese ungeliebten Arten fressen Nutzpflanzen oder Bäume an, nagen an Früchten oder übertragen Pflanzenkrankheiten. Im Extremfall können Fledermäuse aber selbst große Populationen von Schadinsekten rechtzeitig in Schach halten.
Windräder beeinträchtigen nun die kostenlose Leistung der Schädlingsreduzierung durch Fledermäuse. Somit sei das für die Land- und Forstwirtschaft ein relevantes Thema, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts.
Pro Jahr sterben zehn Fledermäuse pro Windrad
Bekannt ist, dass Windräder zahlreiche Vögel und auch Insekten töten. Und eben auch Fledermäuse. Die Tiere sterben nicht unbedingt, weil sie eine Rotoblatt trifft, sondern weil die Luftdruckunterschiede beim Drehen der Rotoren zu inneren Verletzungen bei den Fledermäusen führen. Pro Anlage geht man von zehn getöteten Fledermäusen pro Jahr aus. Bei 30.000 Anlagen an Land summiert sich das schon zu relevanten Faktoren.
„Der Verlust dieser Schlagopfer ist für die Populationen oftmals schwierig abzufangen, da die betroffenen Arten geringe Reproduktionsraten haben“, sagt Carolin Scholz, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. „Es verschwinden jedoch nicht nur Individuen aus der Landschaft, sondern potenziell gehen auch ihre Interaktionen in komplexen Nahrungsnetzen verloren.“
Fledermäuse sparen Landwirten Geld
Die Forschungen zeigen ganz einfach: Weniger Fledermäuse bedeuten mehr Insekten, bedeuten einen höheren Schädlingsdruck, bedeuten einen höheren Bedarf an Pflanzenschutzmitteln. Und das heißt: Wenn Fledermäuse verschwinden kostet das den Landwirt Geld. Ein wichtiger Schritt wäre es, dass alle Windkraftanlagen in Zeiten hoher Fledermausaktivität Pause machen müssen. Das könnte die Todesrate auf ein bis zwei Tiere pro Jahr und Windrad senken.
Zusätzlich können Landwirte und Waldbesitzer Fledermäuse durch den Erhalt oder die Schaffung von Quartieren und Verstecken sowie von kleinräumigen Strukturen helfen. In Deutschland leben 25 der weltweit gut 1400 Fledermausarten. Ihre genaue Individuenzahl ist schwer zu ermitteln.
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