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Vorbild für den Osterhasen?

Wissen für kleine Naturdetektive: Woran ihr den Feldhasen erkennt

Feldhase sitzt auf einer Wiese
am Samstag, 16.04.2022 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Der Feldhase (Lepus europaeus) hat lange Ohren, weiches Fell und einen kurzen Stummelschwanz. War er das Vorbild für den Osterhasen? Oder war es das Wildkaninchen?

Laut Brauch bringt der Hase an Ostern die Eier. In Deutschland gilt der Osterhase seit dem 19. Jahrhundert als Überbringer der Ostereier. Doch wie ist das Langohr aufs Ei gekommen? Eier sind ein Fruchtbarkeitssymbol. Und weil der Hase so fleißig bei der Fortpflanzung ist, gilt auch er seit Jahrhunderten als Symbol für das Leben, das im Frühling erwacht.

Ursprünglich war der Feldhase ein Steppenbewohner. Mittlerweile hat er sich an die Vegetationssysteme in Mitteleuropa angepasst. Heute kommt er nicht nur in ganz Deutschland, sondern auf jedem Kontinent vor. Hierzulande gibt es ca. 3.000.000 Feldhasen. Gemessen an der Bevölkerungszahl Deutschlands, kommen also 27 Menschen auf einen Osterhasen.

Feldhasen streunern durch ein Revier, so groß wie 70 Fußballfelder

Ihr Revier behalten Feldhasen ein Leben lang. Sie durchstreifen ein Gebiet, das bis zu 50 Hektar groß ist. Das sind 500.000 Quadratmeter oder 70 Fußballfelder. Der Feldhase liebt Abwechslung: Je mehr verschiedene Hecken, Grasstreifen, Blühflächen oder Feldraine in seiner Umgebung vorkommen, desto kleiner kann sein Revier sein. Feldhasen sind Einzelgänger und suchen sich geschützte Ruheplätze, die sogenannten Sassen. Das unterscheidet sie von Kaninchen, die Baue graben und in Kolonien leben.

Lange Löffel, Ohren, schlanker Körper, kräftige Hinterbeine: der Feldhase fetzt mit 80 km/h übers Feld

Es ist einfach, den Hasen vom Wildkaninchen zu unterscheiden: Kaninchen haben kurze Ohren und sind klein und kompakt gebaut. Im Gegensatz dazu ist der Feldhase mit langen Ohren, einem schlanken Körper und kräftigen Hinterbeinen ausgestattet.

Der Feldhase ist nicht nur ein Meister der Tarnung mit einem ausgezeichneten Gehör, sondern auch ein exzellenter Sprinter mit einer ausgefeilten Fluchttechnik. Er ist so kräftig, dass er bis zu 80 km/h schnell über Felder und Wiesen rennen und seine Haken schlagen kann.

Feldhasen-Hochzeit: An Ostern treffen sich Häsin und Rammler auf dem Feld

Kurz vor Ostern erreicht die Paarungszeit (April bis Anfang Mai) der Feldhasen einen Höhepunkt. Mit etwas Glück und schönem Wetter kann man beobachten, wie sich mehrere Häsinnen und Rammler zur Hasenhochzeit auf Feldern treffen und einander jagen. Innerhalb kurzer Zeit paart sich die Häsin mehrmals, sodass die Junghasen eines Wurfes unterschiedliche Väter haben können.

Außerdem hat das Feldhase-Weibchen ein „Überraschungs-Ei“ in ihrem Körper. Im Laufe der Evolution hat sich hier eine Besonderheit entwickelt, um den Feldhasen-Bestand zu erhöhen. Häsinnen können während der Tragezeit von etwa 40 Tagen erneut befruchtet werden. Pro Jahr können Feldhasen bis zu viermal Nachwuchs bekommen. Meist überleben nur 20–30 Prozent der Jungtiere den nächsten Herbst. Ihr Überleben hängt von guter Nahrungsversorgung, der Witterung, Fressfeinden sowie Störungen durch den Menschen ab.

Wenn sich Feldhasen sicher fühlen, lassen sie sich bei Spaziergängen gut beobachten

Hasen freundliche Lebensräume bieten genug Nahrung sowie Schutz vor Nässe und Kälte. Das Leben von Feldhasen wird zudem leichter, wenn wenig Feinde und Konkurrenz in ihrem Revier vorkommen. Wenn sie sich sicher genug fühlen, sind sie tagsüber aktiv und lassen sich bei Spaziergängen gut beobachten. Feldhasen verharren sehr lange und sprinten oft erst los, wenn sie direkten Kontakt wittern.

Die Jungen bleiben tagsüber sich selbst überlassen. Die Häsin kommt erst im Schutz der Dämmerung zum Säugen in den Hasenbau zurück. Junghasen sind also leichte Beute, zum Beispiel für wildernde Hunde. Hundebesitzer sollten daher in Feldhasen-Gebieten ihre Vierbeiner an der Leine halten.

Hasenapotheke: Auf dem Speiseplan von Feldhasen stehen viele Heilkräuter

Feldhasen sind nicht nur Vegetarier, sondern auch Kräuterprofis. Sie fressen knackige und überall wachsende Kulturpflanzen. Besonders gerne mag der Feldhase zarte und abwechslungsreiche Wildpflanzen. Weil er so viele Heilkräuter bevorzugt, gibt es den Begriff der „Hasenapotheke“. Gerade zur Fortpflanzungszeit im Frühjahr sind Feldhasen auf eine besonders gute Nahrung angewiesen. Löwenzahnblätter liefern ihnen Vitamin C für den Stoffwechsel und Sauerampfer bringt ihre Immunabwehr auf Zack.

Warum Landwirte gute Hasenfreunde sind

Landwirte unterstützen durch ihre Arbeit den Feldhasen: Sie bauen vielfältige Ackerkulturen an, schaffen artenreiche Wiesen und lassen Blühstreifen stehen. Sie pflegen die für Hasen so wichtigen Hecken und legen Brachen an. Im Herbst säen Landwirte Zwischenfrüchte, die zu Nahrung werden und im Winter bedecken sie den Boden, der Schutz vor Kälte und Schnee bietet.

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