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Wirtschaft

Zuckerkartell: Molkereien prüfen Ansprüche auf Schadenersatz

am Dienstag, 25.08.2015 - 14:35 (Jetzt kommentieren)

Wegen Wettbewerbsabsprachen verlangen immer mehr Unternehmen Schadenersatz von den deutschen Zuckerherstellern. Auch die Unternehmensgruppe Theo Müller und das Deutsche Milchkontor prüfen derzeit ihre Ansprüche.

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Nach der Aufdeckung des Zuckerkartells verhängte das Bundeskartellamt gegen die Unternehmen Pfeifer & Langen, Südzucker und Nordzucker wegen Wettbewerbsabsprachen Bußgelder von rund 280 Millionen Euro. Aktuell fordern immer mehr Kunden Schadenersatz. Zwei große Molkereien - die Unternehmensgruppe Theo Müller und das Deutsche Milchkontor (DMK) - prüfen derzeit mögliche Schadenersatzansprüche. Das bestätigten die Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur.

Schadenersatzforderungen bis zu 500 Millionen Euro

Wie der Düsseldorfer Kartellrechtsexperte Johann Brück sagt, könnten die Schadenersatzforderungen die Größenordnung von 500 Millionen Euro erreichen. Inzwischen werden Klagen geprüft, von den großen Einkaufsgenossenschaften der Bäckereien bis hin zu Molkereien und Konfitüren-Herstellern, so Brück weiter. 

Weitere Hersteller klagen auf Schadenersatz

Tatsächlich wächst die Zahl der Klagen ständig. Die Markenhersteller Bauer, Ehrmann und Zentis klagen vor dem Kölner Landgericht gemeinsam auf Schadenersatz in Höhe von fast 119 Millionen Euro. Der Printenhersteller Lambertz fordert 11,6 Millionen Euro. Nestlé will vor dem Landgericht Mannheim 50 Millionen Euro Schadenersatz einklagen. Katjes verlangt mit Zinsen gut 37 Millionen Euro. Fast bescheiden wirkt da der Pfefferminzhersteller Vivil mit seiner Forderung nach 1,3 Millionen Euro. Zusammen summiert sich das schon heute auf mehr als 200 Millionen Euro.

Der Schaden ist nur schwer nachzuweisen

Die Zuckerhersteller selbst zeigen bislang allerdings zumindest öffentlich wenig Zahlungsbereitschaft. Nordzucker betonte in seinem jüngsten Geschäftsbericht, man gehe davon aus, "dass durch die vom Bundeskartellamt festgestellten Umstände kein Schaden bei den Abnehmern von Zucker entstanden ist". Auch Konkurrent Südzucker argumentiert ähnlich. Von Pfeifer & Langen war keine Stellungnahme zu erhalten. Doch 100-prozentig sicher, mit ihrer Argumentation vor Gericht Erfolg zu haben, sind die Unternehmen nicht. In der Südzucker-Bilanz finden sich inzwischen Rückstellungen für "Prozesse und Risikovorsorge" in Höhe von mehr als 123 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2015). Die größte Hürde in den Schadenersatzprozesse dürfte es für die Kläger sein, die Höhe des entstandenen Schadens nachzuweisen.

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