
Werden 100 % Gülle angestrebt, liegt der Bedarf z.B. mit rund 500 Rinder-GV (etwa 10.060 cbm) sehr hoch und setzt in der Regel einen erheblichen und "kostenpflichtigen" Einsatz von Fremdgülle voraus. Die Beschränkung der Gülle auf zumindest 80 % Gewichtsanteil ist mit einem wesentlich geringeren Güllebedarf (rund 200 Rinder-GV bei etwa 4.000 cbm Gülle) verbunden und somit bei der Investitionsentscheidung sicher eine interessante Alternative.
Je nach natürlichen Standortvoraussetzungen, Fruchtfolge, Pachtmöglichkeiten und sonstigen einzelbetrieblichen Voraussetzungen wird auch die Substratauswahl unterschiedlich erfolgen. Wesentlich sind dabei unter anderem folgende Faktoren:
- Ertrag an Frischmasse sowie Silage in dt/ha
- Energiegehalt in cbm Methangas/dt Frischmasse (FM)
- Bedarf an Fläche
- Kosten der Fläche: Pachtkosten oder alternative Nutzungskosten durch andere Nutzungsformen im Betrieb, z.B. Marktfruchtbau
- Vollkosten des Substrats (z.B. Flächenkosten, Zinsanspruch, Lohnanspruch,
- Festkosten der Technisierung, Silokosten, allgemeine flächenabhängige Kosten)
- Entwicklung der Substratkosten während der 20jährigen Vergütungsdauer
- Baukosten in Abhängigkeit vom Substrat (z.B. Bauvolumen für Fermenter, Gärrestlager)
Die unterschiedlichen möglichen Methangaserträge je Hektar führen auch zu einem differenzierten Bedarf an Fläche und Gülle, um den Energiebedarf von rund 171.000 cbm Methangas zu decken. Die Berücksichtigung des Massenanteils der Substrate, insbesondere der Gülle, erfolgte unter der Maßgabe, dass der Methangasbedarf gedeckt wird und möglichst "nur" 80 % Gülle notwendig sind. Je nach pflanzlichem Substrat erfordert die Beschränkung auf 20 % Gewichtsanteil und der unterschiedliche Methangasgehalt der Substrate eine Erhöhung des GV-Bestandes für eine adäquate Güllelieferung mit zumindest 80 % Anteil.
Relevante Kosten
Der annäherungsweise ermittelte und in Tabelle 2 dargestellte Flächenbedarf zeigt je nach Substratwahl erhebliche Unterschiede. Bei Grassilage ist mit 39 ha der Flächeneinsatz erheblich. Weidelgras liefert zwar weniger Methangas/cbm Frischmasse. Durch den erheblich höheren Ertrag und damit höheren Methangasertrag je Hektar wird jedoch der Flächenbedarf gegenüber Grünland um rund 34 % abgesenkt, wenn parallel der Gülleeinsatz um 14 % erhöht wird. Je nach genetischer Basis, Gräsermischung und Schnitthäufigkeit können die Erträge bei Weidelgras große Unterschiede aufweisen.
Bei alleinigem Einsatz von Silomais führt der beachtliche Methangasertrag in cbm/t Frischmasse wie auch je Hektar zu einem deutlich geringeren Flächenbedarf. In der Kombination mit der Silage von Grünland oder Weidelgras trägt der Silomais wesentlich zur Minderung des Flächenbedarfs bei. Letztlich sind jedoch die Substratkosten in Tabelle 5 ein entscheidendes Kriterium.
Bei wachsender Flächenkonkurrenz und somit steigenden Pachtkosten verdient der Methangasertrag in cbm/ha zunehmend Beachtung. Die letztgültigen Daten zum Pachtentgelt liefert die Landwirtschaftszählung 2010. Im Durchschnitt betrug das Pachtentgelt für Ackerland 351 ?/ha und 189 ?/ha Grünland. Der Wert für Neupachten liegt in 2010 für Ackerland bei 445 ?/ha und 220 ?/ha Grünland.
Tatsächlich ist jedoch je nach Region mit deutlich höheren Pachtkosten, insbesondere für Ackerland zu rechnen. Die Absicherung mit schriftlichen langfristigen Verträgen wird somit im Interesse der gesicherten Flächenverfügbarkeit und "fixierten" Pachtkosten zunehmend wichtiger. Bei Einsatz pflanzlicher Substrate für die Biogasanlage wirkt der Wert des Gärrestes frei Feld spürbar kostensenkend (Tabelle 4).
Die Substratkosten (Tabelle 5) stellen einen erheblichen Kostenfaktor dar und sind für die mittelfristige und langfristige Beurteilung der Rentabilität einer Biogasanlage von gravierender Bedeutung. Selbst wenn diese bei "kleinen" Biogasanlagen überwiegend selbst erzeugt werden und größere Zupachtungen vermieden werden können, ist hier von steigenden Kosten auszugehen. Insbesondere die Kosten für Mineraldünger, Pflanzenschutz, Maschinen und Lohnunternehmer, aber auch der Lohnansatz für die eigene Arbeit, sind dabei wesentlich, zumal die Vergütung über 20 Jahre "gedeckelt" ist. Andererseits ist besonders bei Ackerflächen von steigenden ?Nutzungskosten? auszugehen durch die bei steigenden Markterlösen mögliche verbesserte Verwertung der Fläche.
Silomais unterschreitet demzufolge die Kosten bei Silage von Grünland und Weidelgras erheblich und verdient entsprechende Präferenz bei guten natürlichen Standortverhältnissen. Die Kombination von Silomais mit Silage aus Weidelgras oder Gras führt zu einer deutlichen Kostensenkung gegenüber dem alleinigen Einsatz von Weidelgras oder Gras ohne Silomais.
Mit knapp 42.000 ? ist die "reine" Gülleanlage am besten platziert und nahezu doppelt so hoch wie bei der Varianten mit 20 % Silomais. Bei den Varianten mit 20 % Substrat ist Mais den anderen Varianten deutlich überlegen, insbesondere bei "reinem" Einsatz von Weidel- oder Grassilage.
Fazit
Die Kalkulationen zeigen die methodische Vorgehensweise. Für den Einzelbetrieb muss individuell kalkuliert werden. Dabei hilft das in Tabelle 5 genannte Kalkulationsprogramm.