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Tiertransport und Tiergesundheit

900 kranke Kühe auf einem Schiff werden getötet – keiner will sie

Tiertransport-Schiff.
am Montag, 01.03.2021 - 11:42 (1 Kommentar)

Zwei Monate irrt ein Schiff mit 900 kranken Kühen im Mittelmeer umher. Diese sollen nun getötet werden. Und es gibt noch ein Schiff, mit 1700 Kühen, in der gleiche Lage.

Hafen in der spanischen Stadt Cartagena

Knapp 900 Kühe, die mehrere Monate in einem Schiff auf dem Mittelmeer umherirrten, sind nicht mehr transportfähig und sollten getötet werden, teilte das spanische Landwirtschaftsministerium am vorigen Samstag mit. Damit bestätigte das Ministerium Berichte von internationalen und spanischen Medien wie etwa Reuters oder El País.

Die Kühe befinden sich auf dem Schiff „Karim Allah“, das am Donnerstag im südöstlichen spanischen Hafen von Cartagena anlegte. Die Odyssee der Tiere fand offenbar statt, weil es seit zwei Monaten Schwierigkeiten gab, einen neuen Abnehmer für die Tiere zu finden. Die Kühe wurden von mehreren Ländern aus Angst vor dem Rinder-Blauzungenvirus nicht abgenommen.

Das von Insekten übertragene Virus verursacht Lahmheit und Blutungen bei Rindern. Die Blauzungenkrankheit ist auf den Menschen nicht übertragbar. Das spanische Landwirtschaftsministerium in Madrid teilte unterdessen mit, alle Kühe waren im Dezember mit der entsprechenden Gesundheitsbescheinigung und auch frei von der Blauzungenkrankheit auf das Schiff verladen worden. Nun sollen die noch lebenden 864 Kühe in Cartagena getötet werden. Aber niemand fühlt sich offenbar verantwortlich.

Keiner fühlt sich verantwortlich - bereits 24 Kühe gestorben

hafen cartangena.

Spanische Tierärzte, die jetzt auf dem Schiff waren, um die Tiere zu untersuchen, halten es für besser, die Kühe, die unter der extrem langen Reise stark gelitten hätten, zu töten, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. In dem Bericht der Veterinäre wurde allerdings nicht angegeben, ob die Tiere nun wirklich die Blauzungenkrankheit hätten.

Das spanische Landwirtschaftsministerium bestätiget jedenfalls am Samstag die Ergebnisse des Berichts und sagte, dass eigentlich der Schiffseigner jetzt dafür verantwortlich sei, das Vieh zu töten. Falls dies nicht erfolgt, würde das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung dies veranlassen.

Der Anwalt des Schiffseigners – der Talia Shipping Line – forderte indessen die Rückgabe der Proben, die den Tieren entnommen und am Donnerstag von den Behörden beschlagnahmt worden waren, damit sie auf Blauzungenkrankheit getestet werden konnten.

Der aktuelle Bericht der Veterinäre erwähnt offenbar keine schwerwiegenden Krankheiten, die erklären, warum diese Tiere unbedingt getötet werden müssen, sagte der Anwalt vor den spanischen Medien. Die Experten des Landwirtschaftsministeriums zählten vorige Woche noch 864 lebende Tiere an Bord. Zweiundzwanzig Kühe waren bereits auf See gestorben, zwei tote Tiere befanden sich noch an Bord.

Rinderexport: ein weiteres Schiff mit 1800 Rinder vor Zypern

Die knapp 900 Kühe befanden sich seit dem 18. Dezember auf dem Frachter "Karim Allah". Eigentlich sollten die Milchkühe von Spanien in die Türkei exportiert werden. Weil bei einigen der Kühe die Blauzungenkrankheit festgestellt worden sein soll, hat die Türkei das Schiff nicht anlegen lassen, berichtete am Freitag die spanische Zeitung "El País". Die türkischen Behörden blockierten jedenfalls die Entladung der Tiere und setzten außerdem die Einfuhr lebender Tiere aus Spanien aus Angst vor einer Infektion mit der Blauzungenkrankheit bis auf weiteres aus.

Diese Ablehnung machte das im Libanon registrierte Schiff zu einem internationalen Paria, schreiben die spanischen Zeitungen, dem noch verschiedene andere Länder die Einreise verweigerten. Unklar ist offenbar auch der derzeitige Besitzer des Viehs, berichtet Reuters. Der Exporteur World Trade sagte, er sei nicht verantwortlich, weil er die Tiere ja bereits verkauft habe.

Doch das ist noch nicht alles: Ein zweites Schiff, die ElBeik, befindet sich derzeit offenbar in einer ähnlichen Lage. Es verließ Spanien ebenfalls im Dezember und liegt nun mit einer Ladung von fast 1.800 Kühen vor dem türkisch-zypriotischen Hafen von Famagusta. Der Versuch, diese Kühe in anderen Mittelmeerländern zu verkaufen, sei ebenfalls gescheitert, wird berichtet. Offenbar ist ebenfalls festgestellt wurde, dass die Kühe von der Blauzungenkrankheit betroffen waren.

 

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