Der Chef des zweitgrößten europäischen Agrarhändlers Agravis, Dirk Köckler, schätzt, dass die Auswirkungen der Trockenheit auf die Preise in den meisten Anbauregionen nicht allzu groß sein dürften. „Wir haben ein robustes Preisniveau“, sagte Köckler der Deutschen Presse-Agentur (DPA).
Größere Ausschläge nach unten oder oben sind nach Köcklers Ansicht nicht zu erwarten. „Da gibt es wohl auch keine stärkeren Einflüsse auf die Lebensmittelpreise, was Getreide angeht“, so der Agraris-Chef weiter. 2020 werde für die Landwirte aber herausfordernd, ist Köckler überzeugt.
Getreidepreise sind international
Die Getreidepreise selbst sind stark von internationalen Faktoren abhängig – „etwa dem Handelskrieg zwischen China und den USA“, wie der Agravis-Chef betonte. Dabei sei „vieles nicht vorhersehbar“. In Deutschland sei die Versorgung derzeit jedoch gut.
„Die Lage ist insgesamt aber leider etwas betrüblich“, schränkte Köckler ein. Denn zahlreiche Bauern hätten 2019 in Deutschland erneut unter Trockenheit und Hitze geli
tten. „Während einer Woche im Juni mit bis zu 42 Grad sind die Bestände teilweise zusammengebrochen. Wir hatten in manchen Regionen Weizenerträge, die nur bei gut der Hälfte des normalen Wertes lagen.“ Beim Raps sei die Anbaufläche verglichen mit 2014 um zwei Drittel kleiner. „Aber weil der Markt international ist, gibt es viele Importe, die das ausgleichen“, sagte der Manager.
Planungssicherheit ist wichtig
Die Situation der Landwirtschaft beschäftige auch den Großhändler. Die Landwirtschaft sei bereit, sich zu ändern, meinte Köckler zur Klimadebatte. „Aber man ist es leid, immer geschubst zu werden - man möchte sich auch selber positionieren und nicht für das, was man tut, schämen müssen.“ In Deutschland seien noch nie so hochwertige Lebensmittel zu so günstigen Preisen produziert worden wie h
eute. Bundesweit hatten Bauern im Herbst für mehr Wertschätzung für ihren Beruf demonstriert. Viele sehen sich zu Unrecht kritisiert, während sie versuchten, umwelt- und klimaschonender zu wirtschaften. „Wichtig ist Planungssicherheit“, erklärte Köckler. „Wir binden uns für viele Jahre mit Produktionsverfahren - genau wie Landwirte, die Lagerraum schaffen oder Maschinen kaufen, die zehn Jahre und länger genutzt werden müssen. Da sind wir von verlässlichen Rahmenbedingungen abhängig.“
Neue Düngetechnik vorhanden
Einer möglichen Überdüngung der Böden - mit entsprechenden Gefahren fürs Grundwasser - versuche man künftig mit neuer Technik zu begegnen, sagte Köckler. Dabei würden Sensorik, Robotik und Bilderkennung eine wichtige Rolle spielen, betonte der Agravis-Chef. Mit dem Datensystem DELOS lasse sich schon heute der Düngemittelbedarf präzise kalkulieren.
„Wir sind auch mit Landesbehörden im Dialog, dass unsere Dokumentation für Kontrollen genutzt werden kann“, sagte Köckler weiter. Mit neuen Geodaten-Verfahren lasse sich der Düngemittel-Einsatz auf dem Feld je nach Ertragskraft bis auf wenige Zentimeter genau anpassen. Die EU-Kommission hatte Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt und 2018 beim Europäischen Gerichtshof Recht bekommen. Sie prüft neue Vorschläge aus Berlin.
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