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+++ Aktualisiert: 12:30 Uhr +++

Bei Aldi kommt höchstes Tierwohl jetzt auch in die Wurst

Wurstwaren mit Haltungskennzeichnung
am Donnerstag, 09.02.2023 - 10:55 (1 Kommentar)

Aldi will auch Fleisch- und Wurstwaren künftig nur noch aus hohen Haltungsformen anbieten. So sieht der Zeitplan aus.

Die Discounter Aldi Nord und Süd steigen bis 2025 bei gekühlten Fleisch- und Wurstwaren aus der Haltungsform 1 aus. Das kündigten die Unternehmen heute in einer digitalen Pressekonferenz an.

So sieht der Stufenplan für die Umstellung der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren aus:

  • Bis 2025 verzichtet Aldi vollständig auf Ware aus Haltungsform 1.
  • Bis 2026 soll ein Drittel der Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsform 3 und 4 stammen.
  • Bis 2030 soll vollständig auf Ware aus den höheren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt werden.

Nach Einschätzung der Aldi-Managerinnen Dr. Julia Adou (Süd) und Katrin Beyer (Nord) wird der Schritt für die Landwirtschaft von Vorteil sein. Etwa die Hälfe des Fleischkonsums entfällt in Deutschland auf Salami, Schinken und Co. Nachdem die Discounter 2021 angekündigt hatten, beim Frischfleisch von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute bis 2025 aus der Haltungsform 1 auszusteigen, soll die Ergänzung um Fleisch- und Wurstwaren die Ganztiervermarktung unter den höheren Haltungsstufen erleichtern. Dadurch können die Zusatzkosten der höheren Haltungsanforderungen auf mehr Verbraucherprodukte verteilt werden.

Umstellung auf höhere Haltungsformen bei Frischfleisch und Trinkmilch im Plan

Nach eigenen Angaben verläuft die Umstellung auf höhere Tierwohlstufen bei Aldi Nord und Süd bisher schneller als ursprünglich vorgesehen. Bei der Trinkmilch der Eigenmarken würden schon jetzt 45 Prozent die Anforderungen der Haltungsformen 3 und 4 erfüllen, ein Jahr früher als geplant.

Beim Frischfleisch machten die beiden höchsten Haltungsformen jetzt 20 Prozent des Umsatzes aus. Hier lautet das Ziel 33 Prozent bis 2026.

Der „strategische Ansatz geht voll auf“, sagten Adou und Beyer. Die Umstellung liege im Zeitplan. Die Verbraucher kauften trotz der aktuellen Preissteigerungen bei Lebensmitteln bewusster ein. Tierwohl und Nachhaltigkeit spielten eine zunehmende Rolle. Daher wächst bei Aldi auch das Bio-Segment laut Firmenangaben aktuell weiter, obwohl der deutsche Biomarkt 2022 schrumpfte.

Aldi: Brauchen Haltungskennzeichnung nicht nur bei Schwein

Mit Blick auf die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir geplante staatliche Haltungskennzeichnung für Schweinefleisch sagten die Aldi-Managerinnen, ihr Unternehmen unterstütze Özdemirs Vorhaben.

Notwendig seien aber eine Ausweitung der Kennzeichnung auf andere Tierarten als nur Schwein und eine bessere Verzahnung mit existierenden Haltungskennzeichnungen. Die von der Bundesregierung angekündigte 1 Mrd Euro zur Unterstützung der Umstellung der Tierhaltung sei zu wenig. Das hätten auch die Berechnungen der Borchert-Kommission gezeigt.

Adou und Beyer betonten, Aldi setze voll auf den Standort Deutschland und hoffe, dass die Landwirte mitzögen. Wenn auch die Politik Wort halte, werde die Transformation der Tierhaltung zu mehr Tierwohl eine runde Sache.

Bauernverband begrüßt Einbeziehung von Fleisch- und Wurstwaren

DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken

Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte Aldis Ankündigung. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte, "wer es mit der Umstellung auf Haltungsformen 3 und 4 ernst meint, muss die Fleisch- und Wurstwaren einbeziehen". Der Schritt von Aldi sei daher konsequent, folgerichtig und entspreche einer Forderung des DBV.

"Jetzt gilt es, gemeinsam zu verhindern, dass die Bundesregierung solche Initiativen mit einem schlecht gemachten Tierwohlkennzeichen konterkariert", so Krüsken weiter. Bestehende Programme wie die Initiative Tierwohl müssten integriert werden. Außerdem müsse der Umbau von Ställen möglich gemacht werden, baurechtlich sowie fördertechnisch.

Greenpeace fordert mehr vegane und vegetarische Produkte

Greenpeace-Agrarreferentin Christiane Huxdorff sprach von einem "entscheidenden Schritt hin zu besserem Fleisch im Sortiment" von Aldi. "Billigfleisch" auch bei Fleisch- und Wurstwaren aus den Regalen zu nehmen, bedeute weniger Tierleid und mehr Schutz fürs Klima, sagte Huxdorff. Für Landwirte bedeute die Ankündigung mehr Planungssicherheit. Die Greenpeace-Vertreterin forderte Aldi zugleich auf, das Angebot an veganen und vegetarischen Produkten auszubauen. 

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