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Handel mit Futtermilch

ASP: China braucht viel weniger Tierfutter

Schweine
am Freitag, 17.05.2019 - 13:30

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) in China hat nicht nur massive Auswirkungen auf die globalen Fleischmärkte und den Handel mit Schweinefleisch.

Auch die Nachfrage der Chinesen nach pflanzlichen und tierischen Futtermitteln wird durch die Dezimierung des chinesischen Schweinebestandes für längere Zeit beeinflusst bzw. spürbar gedrosselt.

Das betrifft nach Erkenntnissen der Rabobank unter anderem auch Futtermittel die aus Milch hergestellt werden, wie etwa Molkepulver, Laktose sowie Milch- und Molkepermeat. Gleichzeitig dürften die Chinesen jedoch mehr andere Milchprodukte und Fleisch importieren, um den inländischen Bedarf an Nahrungsproteinen zu ersetzen.

Von beiden Entwicklungen ist die Europäische Union und insbesondere auch Deutschland als großer Exporteur von Milchprodukten und Schweinefleisch massiv betroffen.  

Weniger Schweine – weniger Futterimporte

Nach den Untersuchungen der Rabobank  hat China im Zeitraum zwischen 2016 und 2018 jährlich etwa 530.000 t Molke und aus Molke hergestellte Permeate sowie 84.000 t Laktose importiert. Davon wurden fast zwei Drittel als Tierfutter verwendet. Die Europäische Union lieferte im vorigen Jahr mehr als ein Drittel der chinesischen Einfuhren von Molke und Laktose.

Die Rabobank-Analysten gehen allein in diesem Jahr in von einem Rückgang der chinesischen Schweineproduktion von 25 bis 35 Prozent aus. Das bedeutet eine Reduzierung des Schweinebestandes um 150 bis 200 Mio. Tiere und eine entsprechend kräftige Reduzierung des Bedarfs an Futtermitteln – unter anderem auch aus Milch.

Die letzten Schätzungen der Rabobank erwarten für die oben genannten Milchprodukte einen Importrückgang von 54.000 bis 72.500 Tonnen. Im ersten Quartal sind die chinesischen Einfuhren von Molke und Permeaten (diese enthalten 70 bis 80 Prozent Laktose) bereits um rund 16 Prozent eingebrochen.    

Höhere Importe von Fleisch und Nahrungsmilch

Parallel zu den rückläufigen Futterimporten werden jedoch die chinesischen Einfuhren an Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch angekurbelte. Auch Milchprodukte werden wohl deutlich mehr importiert, um die immer größer klaffende Proteinlücke für die menschliche Ernährung in China zu stopfen. 

Auch das Wachstum der chinesischen Milch- und Rinderproduktion könnte durch dies e Entwicklung gebremst werden. Grund ist das die steigenden Rindfleischpreise zu einer deutlich stärkeren und zeitlich vorgezogenen Kuhschlachtung in China führen könnten. Das drosselt auch die chinesische Milchproduktion und kurbelt den Import von Milchprodukten zusätzlich an. 

Da außerdem der Handelskrieg zwischen China und den USA die Einfuhrmengen an Schweinefleisch, Futtermitteln und Milchprodukten aus Amerika besonders stark nach unten drückt, erhalt die Nachfrage nach europäischen Produkten einen zusätzlichen Schub. 

Futtermilchpreise kommen unter Druck

Die Veränderung der chinesischen Nachfrage und Importe in den in den unterschiedlichen Produktbereichen hat natürlich auch Einfluss auf die Weltmarkpreise.   Die Rabobank-Analysten beobachten, dass die Spotmarkpreise für Futtermilch an den Exportmärkten seit Januar kräftig gefallen sind.

So ging es für Molkepulver um 15 bis 20 Prozent nach unten. Die Laktosepreise sind um 10 Prozent abgerutscht und die Kurse für Permeat sind sogar um 50 Prozent abgestürzt. Und die Rabobank-Analysten gehen davon aus, dass sich die Exportpreise für diese Produkte in nächster Zeit weiter nach unten bewegen.

Eine nachhaltige Erholung der Nachfrage und der Preise für diese Futtermilch-Produkte wird von der Rabobank erst in einem längeren Zeithorizont von etwa 2 bis 3 Jahren, in Verbindung mit dem Wiederaufbau der chinesischen Schweinebestände erwartet.