Ihren Umsatz konnte die Bayer AG im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie währungs- und portfoliobereinigt stabil halten auf 41,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) rutschte jedoch mit minus 16,2 Milliarden Euro tief in die roten Zahlen. Im Vorjahr hatte das EBIT noch fast 4,2 Milliarden Euro betragen.
Ausschlaggebend waren hohe negative Sondereinflüsse, die vor allem aus dem Agrargeschäft resultierten. Von insgesamt 23,3 Milliarden Euro an negativen Sondereinflüssen, die das Konzern-EBIT belasteten, entfielen 20,4 Milliarden Euro auf die Sparte Bayer Crop Science. Das waren im Wesentlichen Rückstellungen für die Beilegung von Klagen gegen Roundup in den USA sowie weitere Rechtsrisiken wegen Dicamba, PCB und dem Verhütungsmittel Essure.
Gutes Fungizidgeschäft in Lateinamerika
Im Agrargeschäft steigerte Bayer den Umsatz 2020 währungs- und portfoliobereinigt um 1,3 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro. Hierzu trug das Geschäft in Lateinamerika und in Asien bei, während in Nordamerika Rückgänge zu verzeichnen waren. Besonders stark stieg der Umsatz mit Fungiziden, was unter anderem auf das neue Fox Xpro zurückzuführen war, das in Lateinamerika 2019 auf den Markt kam.
Einen leichten Geschäftsrückgang gab es bei den Herbiziden, verursacht durch den – teils zeitweisen – Verlust von Zulassungen in Europa, Nahost, Afrika und Nordamerika.
Zweistelliger Milliardenverlust in der Agrarsparte
Das EBIT der Pflanzenschutzsparte rutschte mit minus 18,6 Milliarden Euro tief unter die Nulllinie, während im Vorjahr noch ein positives EBIT von 514 Millionen Euro verbucht worden war.
Bei den Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat in den USA einigte sich Bayer Anfang Februar 2021 mit den Klägeranwälten darauf, wie künftige Klagen gehandhabt und beigelegt werden sollen. Einen Antrag auf vorläufige Genehmigung dieses Vergleichs haben die Klägeranwälte bei Gericht eingereicht.
Sollte der Richter, bei dem zahlreiche US-Verfahren gebündelt sind, den neuen Vorschlägen zustimmen, könnte Bayer wahrscheinlich den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten zu den Akten legen, die mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme an Bord gegangen waren. Eine teure Angelegenheit: Das Vergleichspaket würde die Leverkusener bis zu 11,6 Milliarden Dollar (fast 10 Mrd Euro) kosten, inklusive der bis zu 9,6 Milliarden Dollar für bestehende Klagen.
Firmensparte „Environmental Science“ soll verkauft werden
Verkaufen will Bayer seine Firmensparte „Environmental Science“ mit einem Jahresumsatz von zuletzt etwa 600 Millionen Euro. Die Sparte, deren Zentrale von Frankreich in die USA verlagert wird, verkauft Herbizide und andere Mittel an bestimmte professionelle Anwender wie zum Beispiel Städte oder Industriekonzerne. Ein Einsatzgebiet sind Golfplätze und Grünflächen in Parks.
Mittel mit dem Wirkstoff Glyphosat hat „Environmental Science“ nicht im Portfolio – diese Produkte sollen auch langfristig bei Bayer bleiben.
Solides operatives Wachstum erwartet
Für das laufende Jahr erwartet Bayer ein solides operatives Wachstum. Das Unternehmen prognostiziert einen Umsatz von etwa 42 Milliarden bis 43 Milliarden Euro. Die um Sondereinflüsse bereinigte Marge beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erwartet der Konzern bei etwa 27 Prozent.
Der Free Cash Flow soll sich auf minus 3 Milliarden bis minus 4 Milliarden Euro belaufen. Darin sind erwartete Belastungen aus Zahlungen für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten von rund 8 Milliarden Euro enthalten. Außerdem rechnet der Konzern zum Jahresende mit einer Nettofinanzverschuldung von etwa 36 Milliarden bis 37 Milliarden Euro.
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