Die Emmi-Gruppe zieht bei der Gläsernen Molkerei die Reißleine: Die Schweizer verkaufen die ostdeutsche Bio-Molkerei an die private Anlegergesellschaft Mutares.
Wie Mutares am Montag (14.8.) bekannt gab, ist die Anfang Juli angekündigte Übernahme inzwischen abgeschlossen.
Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Verkauf belastet Emmi jedoch erheblich.
Mutares ist eine Münchner Beteiligungsgesellschaft. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Firmen in Schieflage zu kaufen und zu sanieren. In der Ernährungsindustrie ist das allerdings die erste Übernahme für Mutares.
Die Gläserne Molkerei ist eine reine Bio-Molkerei mit zwei Standorten in Münchehofe, Brandenburg, und Dechow, Mecklenburg-Vorpommern.
Investor Mutares will die Kosten senken
Die rund 120 Bio-Milchbauern, die bisher auf Vertragsbasis an die Gläserne Molkerei liefern, werden sich bei dem neuen Eigentümer wahrscheinlich auf niedrigere Milchpreise einstellen müssen.
Mit Bekanntgabe der Übernahme kündigte Mutares unter anderem an, „die Kostenstruktur wettbewerbsfähig anzupassen“. Eine Anfrage der Redaktion agrarheute vom 6. Juli, ob Mutares die Lieferbedingungen für die Biolandwirte der Gläsernen Molkerei ändern will, ließ die Beteiligungsgesellschaft bis Mitte August ebenso unbeantwortet wie eine Nachfrage nach der Notwendigkeit von Milchpreissenkungen.
Die Münchner Investoren wollen das Wachstum der Bio-Molkerei stärken, indem neue Vertriebskanäle erschlossen und das Produktangebot erweitert werden. Zurzeit umfasst die Produktpalette Bio-Milch, -Butter, -Joghurt, -Buttermilch und -Käse.
Verkauf der Gläsernen Molkerei belastet das Ergebnis von Emmi
Die Emmi-Gruppe begründete den Verkauf damit, sich künftig auf profitable, strategische Märkte und Nischen fokussieren zu wollen.
Offensichtlich war das Engagement bei der 2001 gegründeten ostdeutschen Bio-Molkerei für die Schweizer ein Minusgeschäft. Der Verkauf belastet das Ergebnis (EBIT) von Emmi in diesem Jahr einmalig mit rund 38 Millionen Schweizer Franken (38,9 Mio. Euro). Die negative Cash-Wirkung beträgt nach Unternehmensangaben 10 Millionen Franken (10,2 Mio. Euro).
Aktuelle Krise am Bio-Milchmarkt erschwert das Geschäft
Dass Emmi bei der Gläsernen Molkerei jetzt aussteigt, dürfte auch eine Reaktion auf die aktuelle Krise am Bio-Milchmarkt sein. Während die Produktion von Biomilch in Deutschland weiter steigt, stockt der Absatz. Wegen der vorübergehend sehr hohen Milchpreise reagieren die Verbraucher mit Kaufzurückhaltung.
Einzelne Molkerei mussten Biomilch in den vergangenen Monaten sogar über den konventionellen Markt verwerten. Die Folgen waren zuletzt deutlich fallende Biomilchpreise.
Emmi war rund zehn Jahre an der Gläsernen Molkerei beteiligt
Die Schweizer Molkereigruppe Emmi hatte sich 2012 an der Gläsernen Molkerei beteiligt. Vier Jahre später stockte Emmi seinen Anteil auf 100 Prozent auf.
Die Gläserne Molkerei wurde jedoch als eigenständiges Unternehmen fortgeführt. Der Umsatz soll sich 2022 auf rund 100 Mio. Euro belaufen haben. Die Gläserne Molkerei beschäftigt 120 Mitarbeiter.
Der Abschluss der Übernahme durch Mutares war für August erwartet worden. Die Transaktion stand unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden.
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