Die Bewohner sind dann ohne Strom und ohne Warmwasser. Wenn nicht ganz schnell etwas geschieht. Betreiber der Anlage in Vanselow bei Demmin ist die insolvente Ökostrom Dresden Gesellschaft für alternative Energieerzeugung mbH.
Der insolvente Betreiber rechnet damit, schon bald einen Käufer für die Biogasanlage in Vanselow zu finden.
Doch die Dorfbewohner haben Angst zuvor in kalten Wohnungen zu sitzen. Sie haben sich deshalb zunächst mit einem Öltank als Zwischenlösung beholfen. Doch auch da gibt es offenbar eine Reihe von Problemen. Und das ist immer noch nicht alles.
Kein Strom und kein Warmwasser
Durch die Abschaltung der Biogasanlage Vanselow würden 28 Haushalte kein Warmwasser und keine Heizung mehr haben. In dem Versorgervertrag mit Ökostrom-Geschäftsführer Klaus-Peter Plötner wurde 2010 jedoch der Bau einer Ölheizung für den Notfall beschlossen, berichtet der Nordkurier. Als Bürgermeister Bruhn die Gemeinderatsmitglieder auf eine mögliche Insolvenz des Betreibers hinwies, wurde diese Ölheizung zum Retter in der Not, um die Anwohner vor einem „Blackout“ zu schützen.
Für die Befüllung des Öltanks hat die Gemeinde die Zahlungen für das Öl zunächst vorgestreckt. Alle Dorfbewohner zahlten daraufhin ihren Anteil in die Gemeindekasse ein. Die Gemeinderatsmitglieder hätten ihre Zustimmung für einen entsprechenden Nachtragshaushalt gegeben, sagte der Bürgermeister gegenüber dem Nordkurier. Bürgermeister Bruhn teilte außerdem mit, dass das Amt Demmin-Land für dieses Vorgehen zunächst Zustimmung signalisiert hätte.
Das Amt streitet dies jedoch ab. Eine Übernahme der Kosten durch die Gemeinde, wenn auch nur vorläufig, sei nicht ohne Weiteres zu mache, heißt es von dort. Man habe im Gegenteil vor zahlreichen juristischen Problemen gewarnt, aber auch Hilfe angeboten, um eine Lösung zu finden, hieß seitens der Regional-Verwaltung.
Notversorgung reicht nur etwa drei Tage

Doch auch die Notversorgung über den Öltank ist offenbar mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, berichtete Mario Steller, der eine Tiefbaufirma hat, und die Ölheizung in Gang bringen sollte, gegenüber dem Nordkurier. Er musste bereits Ventile erneuern und außerdem waren die Ölleitungen verstopft. Der Öltank fasst 2000 Liter. Nach etwa drei Tagen ist das Öl aufgebraucht und muss nachgefüllt werden. Beim Strom zeichnet sich außerdem eine neue Schwierigkeit ab. Bezahlt wurde die Rechnung bisher noch von der insolventen Ökostrom Dresden GmbH.
Doch hier droht offensichtlich ein Abstellung der Stromversorgung. Das könnte bereits am 14. November passieren. Dann würde auch die Ölheizung stillstehen, denn der Stromanschluss versorgt den gesamten Komplex. Eine Trennung zwischen Biogasanlage und Ölheizung ist technisch zwar machbar, aber sehr teuer.
Ein weiteres Problem ist offenbar die (unabhängig von der Insolvenz) geplante Stilllegung von Teilen der Anlage durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU). „Die vorhandene Gesamtlagermenge in den Speichern beträgt derzeit circa 10.621 Kilogramm und damit mehr als das Fünffache der genehmigten Lagerkapazität“, heißt es als Begründung des Amtes. Bei der festgestellten Menge gelte die Störfallverordnung, die zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen vorschreibt.
Angebot für Übernahme durch Agrarbetrieb bleibt unbeantwortet

Allerdings gibt es durchaus Bewerber, die die Biogasanlage schnellstmöglich weiterbetreiben wollen und können, schreibt der Nordkurier. So gilt die Milchviehanlage „Vanselow Dairy“, von Adrian Backs, als ein möglicher zukünftiger Betreiber. Der Landwirt hat auch schon die ganze Zeit die Gülle für den Betrieb der Anlage geliefert und kennt sich aus.
Doch die Deutsche Bank und die Ostsächsischen Sparkasse Dresden als Kreditgeber der insolventen Ökostrom Dresden haben es mit einer Entscheidung über den Weiterbetrieb offenbar nicht so eilig.
„Ich habe ein Angebot für die Biogasanlage abgegeben, aber die haben noch nicht einmal geantwortet“, sagte Adrian Backs gegenüber dem Nordkurier. Für die Anwohner bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht mehr lange um ihre Wärme- und Stromversorgung zittern müssen.
Wie die Wärmeversorgung in der Zwischenzeit sichergestellt wird und wie es mit der Anlage bis zum endgültigen Weiterverkauf weitergeht ist, also noch offen. Dabei werden außerdem auch Gespräche mit dem regionalen Stromversorger geführt. Für die bisher im voraus gezahlten und zurückgehaltenen Stromgelder wurde im Übrigen eine Rückzahlung durch die Bank in Aussicht gestellt.
Ein großes Problem für alterntive Zwischenlösungen bleibt allerdings: Viele Dorfbewohner verfügen gar nicht mehr über die technischen Voraussetzungen, um kurzfristig auf eine andere Art der Beheizung oder Wäremerversorgung umzusteigen.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.