Die seit Wochen anhaltenden Proteste der irischen Rinderhalter führen auf der grünen Insel zu Engpässen in der Fleischverarbeitung. Zumindest Aldi hat darum jetzt gegenüber dem "Irish Farmers Journal" eingeräumt, dass es dem Discounter in einigen Filialen an frischem irischem Rind- und Schweinefleisch fehlt. Um die Regale zu füllen, lässt Aldi einen Teil der Ware nun in Großbritannien verarbeiten.
Fleischindustrie zieht sich aus Verhandlungen zurück
In Irland protestieren die Rinderhalter schon seit Wochen wegen zu niedriger Erzeugerpreise und aus ihrer Sicht zu schlechten Abrechnungsmodalitäten. Die Ende August unter Vermittlung der Regierung erzielte Einigung zwischen Erzeugern und Fleischindustrie über verbesserte und transparentere Abrechnungen hat den Konflikt nicht ausgeräumt. Weiterhin blockieren Rinderhalter landesweit immer wieder Schlachtbetriebe, sodass Schlachtung und Verarbeitung unterbrochen werden. Die üblichen Stückzahlen werden nicht erreicht.
Der Verband der Fleischindustrie (MII) hat sich diese Woche aus den Verhandlungen mit den Vertretern der Erzeuger zurückgezogen, weil 80 Prozent der Verarbeitungsbetriebe "illegal" blockiert würden.
Briten kaufen weniger irisches Beef
Hintergrund der Proteste ist das Brexit-Chaos: Die irischen Rinderhalter liefern üblicherweise rund 270.000 t Rindfleisch jährlich nach Großbritannien, etwa die Hälfte ihres gesamten Rindfleischexports. Die Ausfuhren sind jedoch ins Stocken geraten.
Die Kaufkraft der britischen Konsumenten ist durch das schwache Pfund nämlich zurückgegangen. Gleichzeitig finden aber auch Vorratskäufe statt. Über alldem hängt das Damoklesschwert neuer Einfuhrzölle. Zusammen hat das den Markt nach Darstellung des Verbandes der irischen Rinder- und Schafhalter (ICSA) destabilisiert.
Erzeuger verlieren mit jedem Rind 150 Euro
Nach jüngsten Berechnungen der halbstaatlichen Forschungseinrichtung Teagasc verlieren die irischen Rinderhalter bei den aktuellen Preisen zwischen 150 und 200 Euro pro aufgezogenem Tier.
In Irland stehen sich die protestierenden Rinderhalter und die Fleischindustrie darum weiter unversöhnlich gegenüber. Die Industrie droht mit rechtlichen Schritten. Die Erzeuger halten die Blockaden aufrecht. Beide Seiten lauern darauf, wer als erster nachgibt.
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