Die nationale Gesundheitsbehörde Chinas meldete am Montag 49 neue Infektionsfälle - nach vielen Wochen, in denen es kaum Neuerkrankungen gab. Zu dem neuen Ausbruch war es auf einem Großmarkt Pekings gekommen. „Die Besorgnis über eine zweite Infektionswelle nimmt zu, so dass einige Bezirke Pekings Sperrmaßnahmen eingeführt haben“ schrieb Analyst Hao Zhou von der Commerzbank.
Eine vollständige Abriegelung wie in Wuhan zu Beginn der Corona-Krise hält Zhou allerdings für unwahrscheinlich. Ein Pekinger Distrikt verbot am Samstag sämtliche Tourismus- und Sportveranstaltungen. 45 von 517 Personen, die man auf dem Xinfadi-Markt im südwestlichen Stadtteil Fengtai getestet hat, wurden positiv auf das Coronavirus getestet, teilte ein Regierungsbeamter mit.
Keiner der Infizierten zeigte allerdings Symptome von COVID-19, sagte der Beamte. Er fügte jedoch hinzu, dass 11 Pekinger Stadtteile in der Nähe des Marktes, der der größte Agrargroßhandelsmarkt in Asien sein soll, von der Behörden gesperrt worden ist.
Umfangreiche Sperrmaßnahmen
"In Übereinstimmung mit dem Prinzip, dass die Sicherheit von Menschen und die Gesundheit an erster Stelle stehen, haben wir Sperrmaßnahmen für den Xinfadi-Markt und die umliegenden Stadtteile festgelegt", teilte die Perkinger Stadtverwaltung mit. Der Bezirk befindet sich deshalb einem "Notfallmodus", fügte man hinzu.
Die Schließung des Marktes und die neuen Beschränkungen ergeben sich aus der Besorgnis über eine zweite Welle der Pandemie, die weltweit bisher mehr als 7,66 Millionen Menschen infiziert und mehr als 420.000 Menschen getötet hat. Der Ausbruch macht zudem deutlich, dass auch in Ländern, in denen die Ausbreitung des Virus schon erfolgreich gebremst wurde, neue Cluster entstehen können.
Der Großmarkt wurde am Samstag geschlossen, Markteingänge wurden blockiert und die Polizei bewacht den gesamten Markt. Die Pekinger Behörden hatten schon zuvor den Handel mit Rindfleisch und Schafffleisch auf dem Markt eingestellt und nun auch andere Großhandelsmärkte in der Stadt geschlossen.
Infektion über Meeresfrüchte?
Die chinesischen Behörden wollen außerdem bei mehreren Tausend Menschen die den Xinfadi-Markt besuchten bzw. dort arbeiteten, Tests durchführen, um Coronavirus-Infektionen zu erkennen. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete, dass auf dem Großmarkt unter anderem täglich mehr als 1.500 Tonnen Meeresfrüchte, 18.000 Tonnen Gemüse und 20.000 Tonnen Obst gehandelt werden.
Ein Sprecher der Stadt Peking teilte mit, dass die meisten der am Freitag in Peking bestätigten COVID-19-Patienten den Xinfadi-Markt besucht hätten. Eine weitere Person wurde auf einem Agrarmarkt im nordwestlichen Stadtteil Haidian ebenfalls positiv getestet, hieß es.
Nach Berichten chinesischer Medien heißt es außerdem, dass das Coronavirus auf Arbeitsplatten entdeckt wurde, die für die Verarbeitung von importierten Lachs auf dem Markt verwendet wurden. Der Vorfall führte dazu, dass auch andere Städte, die einen großen Agrargroßhandelsmarkt haben, Lachsprodukte aus den Regalen genommen haben.
Reaktion an den Termin- und Rohstoffmärkten
Die schlechten Nachrichten aus China beunruhigten auch Händler und Analysten an den Agrar- und Rohstoffmärkten. In den letzten Wochen waren die Sorgen über coronabedingte Probleme im Chinahandel spürbar in den Hintergrund gerückt, da aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt über viele Wochen kaum noch neue Covid-19-Erkrankungen gemeldet worden waren.
Der Ausbruch auf dem Großmarkt der chinesischen Hauptstadt schürte nun erneut die Ängste vor einer weiteren (zweiten) Virus-Welle. Die Rohölpreise gaben im laufenden Handel ebenso nach, wie die Getreide- und Sojapreise in den USA. Auch in Europa rutschten die Terminmarktpreise für Weizen, Mais und Raps am Montag ins Minus.
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