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Agrarhandel und Corona-Krsie

Corona-Krise: China will Corona-Tests bei Agrarimporten

Menschen mit Atemschutzmasken in chinesischem Supermarkt
am Mittwoch, 24.06.2020 - 11:48 (1 Kommentar)

China will von Lebensmittel-Lieferanten eine Erklärung, dass ihre Ware frei von Corona ist. Viele Exporteure sind beunruhigt.

Containerschiff

Die chinesische Zollbehörde hat Lebensmittelexporteure aufgefordert, eine Erklärung abzugeben, dass ihre Produkte nicht durch das Coronavirus kontaminiert sind. Betroffen sind sowohl Fleischlieferanten als auch Exporteure von Sojabohnen, Getreide, Meeresfrüchten sowie Obst und Gemüse.

Die erste Aufforderung der chinesischen Behörden war offenbar schon in der vorigen Woche an viele große Lieferanten von Agrarprodukten und Nahrungsmitteln gegangen – nach dem erneuten Corona-Ausbruch auf einem Lebensmittelmarkt in Peking. Offenbar versucht China auf diese Weise, das Risiko neuer COVID-19-Infektionen durch importierte Waren zu verhindern, vermuten Analysten.

Doch es gibt auch andere Erklärungen. Etwa dass das Reich der Mitte auf diese Weise Handelspolitik macht. Und das Risiko für die Lieferanten ist hoch: "Scheint eine Möglichkeit für falsch positive Ergebnisse zu sein", sagte ein US-amerikanischer Sojabohnenhändler, gegenüber der Nachrichten-Agentur Reuters.

Die meisten internationalen Behörden gehen allerdings davon aus, dass derzeit es keine Beweise dafür gibt, dass das Coronavirus von Lebensmitteln auf Menschen übertragen werden kann.

Folgen des neuen Corona-Ausbruchs in Peking

China-Schweinefleisch-LEH-quer

Die Aufforderung coronafreie Lieferungen zuzusichern könnte ein Versuch Chinas sein, die zusätzlichen Tests, die es in den letzten Wochen an importierten Lebensmitteln durchgeführt hat, zu reduzieren und die Exporteure für die Gewährleistung der Sicherheit ihrer Produkte verantwortlich zu machen, sagte ein Fleischexporteur gegenüber Reuters.

Die Erklärung besagt, dass der Exporteur bereit ist, die chinesischen Gesetze und Richtlinien und der Weltgesundheitsorganisation einzuhalten, um sicherzustellen, dass nach China importierte Lebensmittel nicht mit dem Virus kontaminiert sind. Peking hatte letzte Woche nach dem Ausbruch auf einem Lebensmittelgroßhandelsmarkt, angefangen importierte Lebensmittel auf das Coronavirus zu testen.

In Tianjin, dem Haupthafen für Peking, testen die Behörden offenbar alle Fleischlieferungen, berichten Importeure. Zwischen dem 11. und 17. Juni wurden mehr als 30.000 Proben von Fleisch, Meeresfrüchten, Gemüse und Obst untersucht. Alle wurden negativ auf das Coronavirus getestet, hat der chinesische Zoll mitgeteilt.

Übertragung beim Entladen wahrscheinlicher

Getreideexport

"Es ist für die Chinesen sehr kostspielig und zeitaufwändig, selbst alle Waren zu testen. Sie fordern deshalb die Lieferanten auf, dieses Dokument zu unterschreiben", sagte ein Fleischexporteur gegenüber Reuters. Wie viel Gewicht die Erklärung am Ende haben wird, ist jedoch unklar.

„Hafenarbeiter, die etwa Sojabohnen entladen, stellen ein höheres Kontaminationsrisiko dar als die Pflanzen selbst, da Massenguttransporte mindestens drei Wochen auf See verbringen, länger als das Virus ohne Wirt überleben kann“, sagt Charles Hurburgh, Professor an der Iowa State University . "Ich bin sicher, niemand wird dieses Risiko bestätigen", sagte er.

China ist der weltweit größte Importeur von Sojabohnen und soll im Wirtschaftsjahr 2019/20 rund 94 Millionen Tonnen importieren, hauptsächlich aus Brasilien und den USA. Importierte Sojabohnen werden in China zu Sojamehl verarbeitet, und an Schweine verfüttert.

Richard Owen, Vizepräsident der Organisation der US-amerikanische Frischwarenlieferanten, stellte zudem die Frage, ob China das Thema als Handelshemmnis nutze, nachdem er sich bereit erklärt hatte, im Rahmen eines im Januar unterzeichneten ersten Phase1-Handelsabkommens mehr US-amerikanische Agrarprodukte zu kaufen.

Tönnies-Werk in Rheda für den Export gesperrt

Schlachter

In der vorigen Woche hatte auch China hat die Einfuhr von Schweinefleisch aus dem Schlachthof Rheda-Wiedenbrück des deutschen Fleischproduzenten Tönnies ausgesetzt. Tönnies hat die Schlachtung in dem Werk allerdings vorübergehend eingestellt. Die chinesische Zollbehörde hat vorige Woche eine Liste der zugelassenen Fleischexporteure aktualisiert und mitgeteilt, dass das Toennies-Werk in Rheda keine Genehmigung mehr habe.

Am Sonntag gab China bekannt, die Einfuhr von Geflügel aus einer in den USA ansässigen Fleischfabrik von Tyson ausgesetzt wurde. Die britische Tulip hat sogar freiwillig alle Schweinefleischexporte aus ihrem Tipton-Werk in den West Midlands wegen eines Virusausbruchs ausgesetzt. Tulip, ein Geschäftsbereich von Pilgrim's Pride Corp, ist Großbritanniens größter Schweinefleisch-Verarbeiter. Eine gemeinsame Erklärung von Tulip und den Gesundheitsbehörden in England bestätigt, dass es im Werk Tipton, das weiterhin in Betrieb ist,  Fälle von COVID-19 bei Mitarbeitern"gegeben habe.

Chinas Fleischimporte waren in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 gegenüber dem Vorjahr um 73 Prozent auf 3,85 Millionen Tonnen gestiegen. Der weltweit größte Schweinefleischverbraucher hatte im April ein monatliches Rekordvolumen von 400.000 Tonnen importiert.

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