China bemüht sich weiter, seinen Agrarsektor zu stabilisieren und die Warenströme in Gang zu bringen, da der Abwärtsdruck auf seine Wirtschaft und die Risiken im In- und Ausland zunahmen, berichtete die staatliche Agentur Xinhua am Mittwoch. Außerdem breitet sich das Corona-Virus mit 28.018 bestätigten Fällen und 563 gemeldeten Todesfällen weiter aus.
Fast zwei Drittel der chinesischen Wirtschaft sind weiterhin geschlossen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, heißt es weiter. Doch die Märkte sind anscheinend zuversichtlich, dass China die Probleme in den Griff bekommt. Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte legten am Donnerstag um mehr als 2 % zu, nachdem Peking angekündigt hatte, die Zölle auf US-Waren im Wert von 75 Milliarden US-Dollar zu senken.
Chinas Behörden hatten am Donnerstag mitgeteilt, dass es die zusätzlichen Zölle für 1.717 US-Waren halbieren würde, nachdem der Phase-1-Deal unterzeichnet worden war, der den Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt entschärfte. Analysten sehen diese Ankündigung auch als Maßnahme Pekings an, dass Vertrauen in die chinesische Führung zu stärken und die Märkte zu stabilsieren.
Starker Umsatzrückgang und viele Probleme
Die US-Regierung begrüßte die Zollsenkungen als "großen Schritt in die richtige Richtung". Man rechnet damit, dass China trotz des Ausbruchs seinen Verpflichtungen aus dem Phase-1-Handelsabkommen nachkommen wird. Das chinesische Finanzministerium teilte in einer Erklärung mit, dass ab dem 14. Februar die zusätzlichen Zölle für einige Waren von 10 % auf 5 % und für andere von 5 % auf 2,5 % gesenkt werden.
Chinas Zollsenkung "stärkte die Stimmung", obwohl "die Gewinne durch die anhaltende Besorgnis über die Auswirkungen des Corona-Virus gedrückt werden", sagte die japanische Mizuho Bank in einem Bericht. Chinesische Fabriken öffnen nach dem verlängerten Neujahrsfest langsam wieder, aber die Unternehmen prognostizieren gleichzeitig einen starken Umsatzrückgang aufgrund der Schließung von Geschäften, Vergnügungsparks, Kinos und anderen Geschäften.
Auch zahlreiche ausländische Unternehmen wie etwa der japanische Autohersteller Toyota haben ihre Produktionsunterbrechungen in den chinesischen Werken bis zum 16. Februar um eine zusätzliche Woche verlängert.
Fleisch- und Agrarhandel stark gestört
Das Corona-Virus stört auch den Import von Fleisch und anderen Nahrungsmitteln nach China – obwohl der Bedarf sehr hoch ist. Chinas Fleischversorgung leidet nämlich schon wegen der Schweinekrankheit ASP. Nach Angaben des US-Fleischgiganten Tyson Foods und anderen US-amerikanischen Exporteuren stört das Corona-Virus die Fleischlieferungen nach China massiv. Ein Ausbruch der afrikanischen Schweinepest, hat Chinas Schweineherde um fast die Hälfte dezimiert und die Schweinefleischpreise auf Rekordhöhen getrieben und gleichzeitig den Bedarf an Fleischimporten drastisch erhöht.
Das Corona-Virus behindert jedoch die Einkäufe der Chinesen in Geschäften und Restaurants und verlangsamt auch das Entladen von Produkten in Häfen. Die Doppelkrankheitsausbrüche (ASP und Corona) machen die Probleme deutlich, denen sich das importabhängige China bei seinen Bemühungen zur Ernährung der Bevölkerung gegenübersieht. China hat deshalb die Fleischimporte aus den Europa, Brasilien und den USA zuletzt kräftig erhöht. Man lockerte auch die Einfuhrbeschränkungen für US-amerikanisches Rindfleisch und hob im November das Importverbot für US-amerikanisches Geflügelfleisch auf.
Aber das Corona-Virus hat die boomende chinesische Nachfrage gebremst, da viele Städte unter Quarantäne gestellt wurden. Ein Sprecher von Tyson Foods sagte allerdings: Sie hätten sehr viele Bestellungen in ihren Büchern. "Sobald wir den Vorfall mit dem Corona-Virus überwunden haben, wird es eine sehr starke Nachfrage geben", heißt es weiter.
Globaler Containerhandel funktioniert nicht mehr
Fleisch wird in Kühlcontainern nach China geliefert. Importunternehmen übernehmen normalerweise die Container, sobald sie eintreffen, und schaffen so Platz für andere. Mehrere chinesische Häfen haben jedoch keine Kapazitäten für mehr Kühlcontainer, da nur wenige Empfänger sie abholen, heißt es.
Chinas sich schnell verbreitendes Corona-Virus bringt deshalb den weltweiten Handel mit Containerschiffen aus dem Gleichgewicht, da Linien die Fracht umleiten und die Anzahl von Verladungen an chinesischen Häfen sich drastisch verringern. Die Ausbreitung des Virus hält Städte und Fabriken in China geschlossen und hat den weltweiten Flugverkehr gestört. Chinas Entscheidung, die Urlaubszeit bis zum 10. Februar zu verlängern, hat die logistischen Komplikationen noch verschärft, obwohl die Häfen weiterhin geöffnet sind.
China ist ein wichtiges Bindeglied im globalen Containerhandel und transportiert alles – von frischen Lebensmitteln über Telefone und Designerkleidung bis hin zu Industrieteilen. Die Störungen im Seefrachtverkehr haben die Situation vieler Reedereien bereits verschärft, da sie mit schwächeren Märkten und höheren Kosten aufgrund der neuen Bestimmungen für schwefelarmen Kraftstoff zu kämpfen haben. Darüber hinaus funktionieren Lagerhäuser in der Nähe von Hafengebieten in China ebenfalls nicht mehr vollständig. Dies hat dazu geführt, dass Schiffe von China verstärkt zu Häfen in Südkorea umgeleitet wurden.
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